S.
[handschriftlich]: Lieber Herr Doktor,
Wollen Sie dies nach Kenntnisnahme an Prof. Freud und Dr. Rank weitergeben!
Mit besten Grüßen
A.
Vertraulich!
Nachdem verschiedene Vorschläge zu einer Aktion gegen Jung sich als unausführbar erwiesen haben, möchte ich den Komitee-Mitgliedern jetzt einen neuen Vorschlag unterbreiten.
Unsere Zeitschrift bringt gegenwärtig eine Reihe entschieden ablehnen- der Kritiken der Jungschen Neuerungen, soweit mir bekannt, von Jones, Ferenczi, Eitingon und mir. Mehrere andere werden noch folgen. Außerdem wird im Jahrbuch Freuds gründliche Abrechnung mit Jung erschei- nen, ferner ein aufklärender Artikel von Sachs und Rank („Was ist Psychoanalyse?“).
Sobald der größere Teil der Artikel erschienen ist, was wohl bis Ende April der Fall sein wird, scheint mir die Zeit zu einer Aktion gekommen, da unser Vorgehen dann nach außen hin bereits genügend begründet ist. Innerhalb der Ortsgruppen Berlin, Wien, Budapest und London bestehen keine wesentlichen Differenzen. In der hiesigen Gruppe hat eine ausführliche Diskussion stattgefunden, die in den folgenden Sitzungen durch kleine Nachtragsreferate fortgesetzt wird, damit das Interesse der Mitglieder wachgehalten wird. Ich glaube, daß jetzt überall der Boden für unser Vorgehen geebnet ist.
Ich schlage nun vor: Spätestens im Mai nehmen die 4 Gruppen offiziell Stellung zu einer von den Vorsitzenden einzubringenden Resolution, die ich mir folgendermaßen vorstelle:
„Die Ortsgruppe ... ist nach eingehender Beratung zu der Ansicht gelangt, daß die von Jung und seinen Anhängern vertretene Richtung jeden inneren Zusammenhang mit der Psychoanalyse verlo- ren hat. Unter diesen Umständen erklären wir es für unzulässig, daß der bisherige Vorsitzende die I.Ps.A.V. noch ferner nach außen hin vertritt. Wir fordern ihn daher auf, sein Amt unverzüglich niederzulegen.“
Alle 4 Gruppen senden diesen einen gleichsinnigen Beschluß gleichzeitig an Jung. Die bezüglichen Beschlüsse der Gruppen werden in der nächsten erscheinenden Nummer der Zeitschrift veröffentlicht.
Meiner Ansicht nach wird Jung diesem scharfen Mißtrauensvotum weichen müssen. Er wird dann aber aus der Vereinigung austreten und die Seinigen mit sich nehmen. Für uns wäre dies der erwünschte Ausgang, weit besser, als wenn wir unsrerseits austreten würden.
Der Verlust an Mitgliedern ist jetzt leicht zu verschmerzen, speziell für unsere Zeitschrift ist er ohne große Bedeutung. Mitarbeiter verlieren wir nicht. In rein numerischer Beziehung ist durch die schnell wachsende Londoner Gruppe und durch einigen Zuwachs der Berliner Gruppe schon ein gewisser Ersatz geschaffen. Auch wird eine kleine Zahl der Schweizer uns treu bleiben.
Vorliegendes Schriftstück geht in je einem Exemplar nach Wien, Budapest und London. Ich bitte, wenn der Vorschlag diskutabel erscheint, um Äußerungen.
Abraham