S.

B.-Grunewald 3.11.20

Berlin Nr. 5 Antwort auf Bud. & London Nr. 4

Wien 4trifft erst soeben bei Eitingon ein.

 

Liebe Freunde,

An Ferenczi: Sachs und ich (Abraham) haben von dem Kollegen Al[exander] aus B[udapest] einen sehr günstigen Eindruck. Wir hoffen, daß er sehr tauglich wird. Sachs der ihn analysiert, hat wohl ein objekti- ves Urteil.

Hárnik hat von Eitingon Bescheid erhalten, daß ihm ein Vorschuß in der Höhe gewährt werden kann, wie sie im Postscriptum erwähnt ist.

In der Vignetten-Frage erheben wir keinen ernstlichen Einspruch, son- dern fügen uns der Ansicht der Mehrheit.

An Jones: Im letzten Bericht ist ein kleiner Irrtum enthalten. Frau Dr. Spielrein erhält die Unterstützung durch Eitingon‘s Vermittlung aus pri- vater Quelle, glaubt aber, sie sei vom Fonds.3

Die Übersetzung von Kolnai stößt auf große Schwierigkeiten, weil das Buchin schlechtem Deutsch geschrieben ist. Meine Frau hat sich sehr darum bemüht, kommt aber nicht damit weiter. Sie möchte nun Sachs‘

»Tempest« übernehmen, wenn alle einverstanden sind.

Wien: Dr. Schwab hat sich schriftlich an Eitingon gewandt und ausführ- liche Auskunft über die Möglichkeiten an unserer Poliklinik erhalten.

Als ersten Beitrag zur Kinderforschung füge ich ein kleines MS unsres Mitgliedes Simonsonfür Rank bei.

Die »3 Abhandlungen«haben wir alle drei erhalten und danken Ihnen, l. Herr Professor, bestens.

Sachs ist zum Manager des Referatenwesens ernannt und erwartet die in Aussicht gestellte Liste der Neuerscheinungen, um so viel wie möglich an die hiesigen Arbeitswilligen zu verteilen. Unter den jungen Adepten ist die Neigung zu dieser Arbeit entschieden größer als unter den älteren. Sachs an Jones: Hinsichtlich der Übersetzung Deiner Symbolikerinnere ich Dich, daß ich Dir im Haag mein mit Anna Freud getroffenes Über- einkommen mitgeteilt habe, demzufolge ich nur diejenigen Übersetzun- gen übernehme, die A. F. nicht übernehmen kann oder will. Bitte mir auch mitzuteilen, bis zu welcher Stelle die Tempest-Übersetzung vorge- schritten ist, damit Frau Dr. A. möglichst bald anfangen kann. Schließ- lich besten Dank für Deine guten Wünsche.

Sachs an Rank: Wir müssen ausnahmsweise Prioritätsrechte geltend ma- chen. Das allgemeine Du wurde von uns vor etwa 14 Tagen besprochen und zwischen Sachs & Abr. bereits eingeführt. Es wird nunmehr auf die ganze Brüderhordeausgedehnt.

Abrahams Einführungskurs hat sehr befriedigend mit 20 Teilnehmern angefangen, fast lauter Studenten der Med. und junge Ärzte. Unter letz- teren sind einige, die die PsA als Fach ergreifen wollen. Das Interesse ist sehr stark. Unsre Hoffnung endlich einen tüchtigen Nachwuchs zu ge- winnen, geht ihrer Verwirklichung entgehen.

Zum Schluß die Bemerkung, daß wir nicht immer alle drei unterschrei- ben können, wenn die Briefe pünktlich abgehen sollten. Die Schwierig- keiten sind durch die Entfernung und andere Umstände recht erheblich. Wir besprechen nach eintreffen der Briefe alles miteinander. Sollen aber die 3 Briefe nach der Niederschrift noch circulieren, so kostet das mehr Zeit, als im Interesse der Sache wünschenswert.

Lt. telephon. Nachricht von Eitingon ist der Wiener Bericht erst soeben angelangt. Beantwortung bleibt zum nächsten Mal.

Herzliche Grüße von uns allen!

 

Hanns Sachs                                                                                              Abraham