S.
Wien, am 20. Jänner 1924
Liebe Freunde!
Dieser Zwischen-Rundbrief (zu dem ich erst am heutigen Montag
komme) geht nur nach Berlin und Budapest, nicht nach London, und zwar auf
besonderen Wunsch des Herrn Professor.
Ich will darin nämlich dem Komitee mitteilen, in welcher Weise
Jones sein freiwilliges Versprechen gehalten hat, die Brill gegenüber aus-
gesprochenen beleidigenden Verdächtigungen über mich durch eine entschul-
digende Erklärung wenigstens formell zu widerrufen.
Aus drei ungefähr gleichzeitigen Briefen darüber, die Brill an
mich, den Professor und Ferenczi gerichtet hat, geht folgender Sachverhalt
hervor:
Vorerst, daß sich Jones absolut nicht beeilt hat, die Sache gut
zumachen und zunächst gar nicht an Brill schrieb, sondern erst eine neuer-
liche Anfrage von Seiten Brills abgewartet hat.
Sodann bestand die Antwort von Jones (an Brill) statt in einer
Entschuldigung oder Berichtigung oder Erklärung in einem Vorwurf, daß
Brill diese ihm im Vertrauen mitgeteilten Äußerungen überhaupt weiterer-
zählt hatte. (Aus einem der Brillschen Briefe geht auch hervor, daß sich
Jones wie gewöhnlich aufs Leugnen verlegte, was um so merkwürdiger ist,
als er doch in Cristoforo wenigstens den Sachverhalt zugegeben hat; an-
sonsten ja auch sein Versprechen, sich bei Brill zu entschuldigen, keinen
Sinn gehabt hätte.)
Brill antwortete ihm darauf, daß diese Äußerungen erstens
gar nicht im Vertrauen gemacht worden waren und daß er zweitens das Recht
zu haben glaubte, sich über den Sachverhalt objektiv zu informieren, bevor
er mich im Sinne von Jones verurteilte. (Zu dem Versuch von Jones, an den
gebrauchten Worten zu deuteln, bemerkt Brill, daß er die Briefe habe und
daß Jones übrigens noch andere Ausdrücke gebraucht hätte, die er (Brill)
uns gar nicht mitgeteilt hätte und die zum Teil noch ärger seien.) Brill
hat ihm auch in seiner Antwort, die er als liebenswürdig bezeichnet, schließ-
lich vorgeschlagen, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen.
Auf diesen zweiten Brief von Brill hat Jones überhaupt nicht
mehr geantwortet.
Ich teile dies jetzt, nachdem ich es von Brill erfahren habe,
mit, weil ich glaube, daß das Komitee ein Anrecht darauf hat, zu erfahren, in
welcher Weise Jones diese Angelegenheit erledigt hat.
Selbstverständlich ist mir jede weitere Intervention in die-
se Sache von Seiten des Komitees nicht erwünscht (dies auch der Grund, warum
ich dem Anraten des Prof. gefolgt bin und diesen Brief, entgegen meiner ei-
genen Intention, nicht nach London schicke.)
Mit besten Grüßen
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