14. Sitzung am 22. Januar 1913. Dr. Emil Lorenz: Die Geschichte des Bergmannes von Falun 1913-503/1913
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    14. Sitzung

    am 22. Jänner 1913.

    Dr. Emil Lorenz: Die Geschichte des Bergmannes von Falun.

    Nach einer historischen und literarischen Orientierung
    über die zugrunde liegende Begebenheit, ihre Überlieferung und die
    dichterische Ausgestaltung der Vorgeschichte durch Arnion, E.T.A. Hoff
    mann, Richard Wagner und H.v. Hofmannsthal gibt der Vortr.mit bes. Be
    rücksichtigung der Bearbeitungen Hoffmanns und Hofmannsthals eine
    Analyse des Wahnes und der Träume des Helden, aus der sich dessen in
    fantile Fixierung an die Mutter mit ihrer neurotischen
    Darstellung in einer Mutterleibsfantasie (das Berginnere) ergibt.

    D I S K U S S I O N

    Sadger findet inhaltlich keinen Widerspruch, möchte aber den Vortr.
    von der literarisch. Kritik warnen.- Die Geschichte verkörpere
    auch das Phänomen wonach der Vater selbst dem Sohn auffordert,
    zur Mutter zu steigen. Der rote Stein dürfte wie in Midas: ein
    bein, ein Vaginalsymbol darstellen.- Hofmannsthal sei als Zeuge
    nicht berückträchtig, da er die Symbolik kennt und direkt über
    setzt.

    Sachs erweist: dass die Deutung des Märchens von Novalis (Hyazinth und
    Rosenblüte) bereits vor 40 Jahren von ihm selbst gegeben wurde.
    Das Schwanken zwischen der irdischen Braut und der geheimnisvol
    len war für die romantische charackteristisch (Fouqué), und
    Hofmann. Der Gold. vorzüglich auch zu Lessing.- Er sei aber
    nicht deutlich gesagt, dass die irdische Geliebte ebenso ein
    Abbild der Mutter sei, wie die überirdische Typ.- Sterbliche.
    Besonders deutlich sei die Mutterleibsfantase, wie man sich über
    haupt mit dem Inhalt völlig einverstanden erklären könne, dagegen
    strenge Kritik an der Auffassung müsse, die durch Weitschweifigkeit
    und Wiederholungen sehr eingebaut habe.

    Federn möchte vom Symbol des Bergmannes des Berges unterschieden
    sehen. War das vorhin ein "Symbolisches Schauen"? Das sei eine
    fache Halluzinationen. Ein Pat. hatte ähnlich wie der Held nur 2
    Theater: Einsamkeit, Scham, Vaterschaft. Die symbolische Bedeutung
    des roten Edelsteins scheine eher für eine Vaterschaft. Die Fan
    tasien müsse, nicht, wie der Vortr.meinte, im Leben des Dichters
    diese mobile blieben.

    Rank bemerkt, dass der Vortr nur eine Sehnsucht des Helden nach der
    Mutter hervorgehoben hat, während doch ebenso deutlich ein Los
    kommen von der Mutter zu konstatieren ist (Berg und Erzgebirge,
    die beide in dem grossen Traum in Einsammenfliesen)- Eine
    ähnliche Schwankung habe man schon in Ludw. Brinkmanns Roman:
    Die Wiedererweckung der Maria Larman.

    Prof. Freud meint, dass man derartige Untersuchungen anders machen müsse.
    Vor allem dürfe man das im Dicht. enthaltenen Themen nicht das gan
    ze schwere Rüstzeug der Psan. anwenden.
    Es stellte sich die Frage, wieso es komme, dass eine wenn auch inter
    essante, aber nicht gerade poetische Begebenheit zu einem dich-t.
    rischen Stoff geworden ist? Diese Begebenheit regt offenbar nach 2
    Seiten hin an. Sie enthält ein erotisches und ein soziales Motiv.
    Es handelt sich um den Gegensatz von Erotik und Berufstätigkeit.

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    Da aus der Verbindung nichts wurde, ist der erste Gedanke des Men
    schen: müsste das dem ein Zufall sein? Er hat er sich nicht dadurch entzo
    gen? Dadurch wird die Sache poetisch interessant.
    Die Ehefrau und der Mann lassen sich zusammenfassen als das
    Wort von der Mutter Erde (Dieterich). Er ist an die unterirdische,
    an das von Mutter gebunden. Das Wort von der Mutter war früher
    etwas männlich Vorbestellen und Eros hat aus dem Tod an die Iden
    tität von Geburt und Tod vielleicht historisch aufklären. Die Be
    erklärung, dass in der späten Hysterietradition, sticht sich dar
    als Vorbereitung zur Wiedergeburt (age der Mutter Erde).
    Die Deutung des roten Steins als Vagina erscheine gezwungen;
    eher könne man sich schon für Alie entscheiden. Doch hier spricht
    in diesem Zusammenhang, wo der Held seiner Braut den Stein zur
    Hochzeit bringt, die Deutung als Kind. Doch ist es sehr wohl mög
    lich, dass dieser Riese als eine feminine Zusammenfassung stamme
    und in dieser Schichte überhaupt keine befriedigende Deutung zu
    lässt.

    Reitler erwähnt noch seiner Erfahrung die Bedeutung des Steines
    als Hades und des roten Steines als Glas

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