S.
19. Sitzung
am 26. Febr. 1913
Berufs- und Arbeits-Störung durch Neurose.
Von Dr. Paul Federn.Die Beziehungen zwischen Arbeit und Neurose seien wechselseitig.
Nicht alles, was beim Neurotiker als Arbeitsstörung auftritt, muss Folge
der Neurose sein. Anderseits gibt es Fälle, wo nur die Arbeitsfähigkeit
gestört ist, ohne dass andere neurotische Symptome sich bilden. Dabei
handelt es sich um Verschiebung von Libidostörungen auf dieses Gebiet
Die Arbeitsstörung geht meist auf die Kindheit zurück und ausser dem
Infantilismus kommt als disponierendes Moment die Ambivalenz (subjek
tiv als Zweifel) und angeborene Minderwertigkeit in Betracht.Der Vortr. versucht nun zu zeigen, wie sich die normale Arbeits
fähigkeit entwickelt und darauf hinzuweisen, an welchen Punkten Schwä
chen oder Störungen auftreten können und eine falsche Richtung beim N
neurotiker eingeschlagen wird. Der erste Schritt zur normalen Arbeits
fähigkeit, das Arbeiten, lernen, verlangt vom Kind zwei Leistungen: 1. die
Regulierung der bis dahin falschen Betätigungen, 2. den Verzicht auf
die Ausführung an anderer nicht zur Arbeit gehörigen Impulse. Eine Anzahl
von Lustprämien ermöglicht dem Kindil. der Trieb seine Organe zu
betätigen. 2. die libidinösen Anreiz, welche von den Partialerien apx
an die Betätigung der Organe geknüpft sind. 3. Die Freude an der Ver
standestätigkeit, welche die Leistungen zweckentsprechend reguliert,
4. später die lustbetonte Vorstellung des zu erreichenden Erfolges.
Entgegen wirken entsprechende Unlustquellen: 1. die gewohnte spieleri
sche Tätigkeit zu verlassen. 2. libidinöse Widerstände, die sich gegen
das Verlassen geliebter Personen und Objekte richten. 3. atavistische
Widerstände zu höheren Stufen überzugehen. 4. Vorstellungen von miss
erfolg und Äerger bei und nach der Arbeit. Durch Identifizierung und
Übertragung auf die Lehrpersonen erhalten die libidinösen Quellen ei
nen bedeutenden Zuschuss. Aber auch die Sublimierung dieser libidi
nösen Wünsche muss gelingen, soll die Arbeit nicht gestört werden. Die
in der Arbeit selbst gelegenen Tätigkeiten und Erfolge müssen die li
bidinöse Prämie erhalten. Die Arbeit wird für einen Teil der LibidoS.
selbst Objekt. Dazu kommt die höchste Organlust, die Freude an der Tätig
keit des Denk- und Willensorgans.Die Neurotischen Arbeitsstörungen sind zu gruppieren jene,dem sie
lang an einer bestimmten Arbeitsfähigkeit einsetzen oder
2. Zu welcher neurotischen Erkrankungsart sie gehören.Es gibt tendenzielle Arbeitsstörungen, wo ein unbewusster "egenwille des
Individuum hindert, Störungen des Wollens, der nicht funktioniert und
Komplexstörungen, der zur Arbeit notwendigen Funktionen. Als Überfer
tragungsstörungen werden die Fälle bezeichnet, wo das Verhältnis zum
Arbeitgeber oder Mitarbeiter eine Rolle spielt.Schwerer zu verstehen sind die Berufstörungen, wo ein Partiale
trieb mit starker Libido wirkt, da schlägt sich die Störung auf die
sublimierte Form.Die Form der Arbeitsstörung hängt von der Art der Neurose ab. Die
Arbeitsstörung hängt entweder an der Sekundärfunktion der Neurose
oder an den primären Konflikten. Ausgesprochen neurotische Arbeitsstö
rungen sind: 1. die Einstellung zu bestimmten Personen (Übertragung,
Masochismus), 2. die Art der Einstellung zum Lebensziel überhaupt
(mangelndes oder falsches Sexualziel), 3. neurotische Geldauffassung,
4. masochistische Einstellung.- Eigentlich neurotische Symptomstörungen
sind hysterische Absenz: Phobien, kleine Angefälle, die sich umm
mieren, zwangsartige Obsessionen, hypochondrische Störungen, paranoide
Einstellungen (mit homosexueller Basis). Das wichtigste ist die Beschaf
tigung der Neurose, welche zur Fixations Hy gehört.D I S K U S S I O N
Weiss wendet sich gegen die Einstellung der Arbeitsstörung in lenden
Staat, die primative und Fehlertragsstörungen. Jede Arbeitsstörung sei
als Symptom tendenziell. - Auch sei die Herstellung der Arbeitsfähigkeit
nicht bloss ein Nebengewinn der Analyse.
Hitschmann weist, dass der Vortrag dem,was dem viel fach von einer Berufswahl
nicht die Rede sein könne.
Hitschmann findet in den Ausführungen eine komplette Schilderung der
Arbeitsstörung, in der aber die Details zerstreut waren. Der Zusammen
hang mit der Gesellschaft sei kaum behandelt worden. Schluss: Die Pa
tienten, die ächzen, werden ihre eigenen Schmerzen.- Arbeitsstörung
licher, die nichts ist als eine Vorbereitung zum Künstlerberuf. Typisch
sind Arbeitsstörungen für den Künstler (Produktionshemmungen), der ohn
hin schon viel gibt, aber nicht in seinem Beruf. Die primären und verscho-
benden zu erwähnen gewesen, aber, wie die Aristokraten, die zu arbeiten
brauchen, wenn sie neurotische Kompensation. Die die Übertragung
Rosenstein fände ich die Ausführungen zu wenig belegt. Er sei zu bereit
te, dass in unserer Kultur Arbeit eine Sublimierung von Partialtrie
ben sei (auch gäbe es keine Abweisung, Federn). Schliesslich sei der
Ausdruck unbewusste Lust zu beanstanden, Lust gebe es nur im Bewusst
sein.S.
Marcus charakterisiert das Arbeitserlebnis als ein Aufgeben des Lust-
empfindens des Realitätsprinzips. Schon das befähige die Arbeit ein
wichtiger Angriff auf die Neurosen.Die Beziehung der Neurose und des Lustprinzips ist unumgänglich. Die Begründung der Ent-
stehung einer Arbeitsstörung sei nur der kleinere Teil der Aufgabe. Es
wäre noch festzustellen, warum das Arbeitssymptom so hartnäckig werden
konnte. Die soziale Funktion hört auf, wenn das Organ oder die Funk-
tion von der Sexualität in Besitz genommen wird, da sie erst die Be-
fridigung des Prinzips. Die Beziehung zur Arbeitsleistung zur Sozialität kann
nur gegeben werden, wenn man grosse Arbeitsinstinkte in Betracht zieht
etwa die Wirkung einer solchen Störung auf das Gemeinwohl, die auf
das und das Verhalten oder das Versorgertum usw. als Einheit nehmen
und den Schutz der Gesellschaft betonen, um gegen diese Gestörten.Sachs findet die Arbeit nicht so hart und die Arbeitsstörungen und
Lustprinzip in Verbindung mit dem Geldkomplex spielen eine grosse Rolle
Auch übertriebene Pedanterie kann oft zur Arbeitsstörung ausarten.Die Sexualität ist nur die Tendenz der Arbeitsstörung.
Prof. Freud meint es handle sich bei der Aufgabe um eine elementare
Darstellung, die aus der material (Hauptgewinn) und in der Praxis in
der allgemeinen Psychologie zu vermeiden hätte sowie womöglich jede
Art von Kunstsprache.Das ist aber im speziellen heutigen Thema laute so: Das Liebes-
leben ist doch zunächst eine private Sache; wieso kommt es, dass es
Störungen in der Leistung für die Gesellschaft hervorrufen kann?
Es handelt sich um den Effekt bei Mann und Frau besonders zu
betrachten? Bei der Frau liegt die Beziehung näher. Beim Mann hat sie die
komplizierte Natur, Man muss die psychischen Störungen beim Verlier-
en und die Arbeit in der Kindheit und Störungen der bereits erworbenen
Arbeitsfähigkeit, die durch Neurose.Eine allgemeine Übersicht der Aetiologie hätte zu berücksichtigen,
unter den Gesichtspunkt, dass die Neurosen Störungen der Sexual-
funktion seitlich (Typ: Impotenz?) (a) direkten und b) indirekte Wirkungen
des Liebeslebens auf die Leistungsfähigkeit.B) indirekte waren: 1. bestimmte Angaben wie Minderwertigkeit, Ueber-
tragung auf die rigor (thermossische)
Anspruch nimmt ets.
2. energergische Gesichtspunkte, wie die Kräfte-
aufwand und die Überforderung erfordert.
3. Die Vorbildlichkeit des Sexuellen.
4. Der psychoanale Standpunkt der Selbstbeob-
achtung usw. aus der sich die Minderwertigkeit
als etwas Sekundäres, als Folge der Neurose,
aus dem man die Arbeit abgeben muss, ergibt.A) direkte Störungen des sozialen Lebens durch die Symptome, unter
dem Gesichtspunkt: was die Folge einer Neurose
ist. Das ist ihre Wirkung:
1. Die Störung durch die homosexuelle Hemmung
(Impression)
2. Die Sublimierung und Übertragung auf die
Arbeit (sie dient dem Ich auch zur Ablenkung
von libido)
3. Arbeitsstörungen durch Verbiegung der Subl.
4. kommen entsprechenden der masochistischer, die
die Arbeitsverbindung der Lustprinzipe in Be-
trachtEin wichtiger Gesichtspunkt: der Ferner der Vaterkomplex.-
Die Arbeitsstörungen der Frauen und Kinder stellen sich dann denen der
Männer gegenüber.
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19. Sitzung am 26. Febr. 1913. Berufs- und Arbeits-Störung durch Neurose. Von Dr. Paul Federn
1913-508/1913
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