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22. S i t z u n g
am 19. März 1913
Kasuisistische Mitteilungen und Referate.
1. Prof. Freud : Eine Traumdarstellung, die ein Stück vom infantilen
Sexualverhalten der Träumerin (Penisneid) in heuch-
lerischer Einkleidung verrät.
2. Dr. Friedjung: Beobachtungen über die Quelle des kindlichen
Schamgefühls (Oranie). (Wird publ.)
Federn bemerkt, die biologische Schuldgefuhl aufgelöst.
Reinhold findet nichts zur Erklärung des Schamgefuhls, da
es sich in den ausgeführten Fallen nicht wirklich
um Scham handle, das einzige echte Fragen warum
schämte sich der Kind seiner Oranie wegen?
Tausk hält, wie Federn, im Schamgefuhl eine Reaktionsbildung
hinter der man bei der Analyse das Gegenteil finde: Ex-
hibilionismus und noch frühere Defäkation.
Rank sieht im infantilem Schamgefuhl den Defakations
komplex bei vielen Menschen, findet aber in den Einwen-
dungen Reinhalds kein Gegenargument gegen die Ausfü-
rungen Friedjungs.
Rosenstein betont den Zusammenhang des Schamgefuhls mit
der Toilette.
Federn findet in der Scham eine Reaktion gegen die Sexuali-
tät von Seite des Auges. Bezüglich der Defäkation
sei zu bemerken, dass es sich in diesen Fällen um an
Analerotiker handle und dass die Menschen im Allgemeinem
das dort schamhaft sind, wo sie sexuell sind.
Prof. Freud bemerkt, dass die von Friedjung ausgefuhrten Kin-
der sich praktisch als schamhaft zeigen.
3. Rank: Zur Psychologie des Atteritismus (er meint, dass der Atten-
täter den Familienroman real erlebt)
Federn bemerkt, bei diesen Kindern gelange nur die feindli-
che Komponente des Vaterkomplexs zur Entwicklung.
Freud erwähnt, dass diese Menschen Denken und Handeln gleich
wertvoll in Phantasie nachgegenfante durchfuhren
4. Dr. Reik: Psychoanalytische Messelrührte.
5. Dr. Sachs: Ein religionsgesch. Beitrag (Der von Reinach verwertete
Nachweis, dass Barrabas und Jesus eine Person seien).
6. Dr. Weiss: Experimentelle Träume
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