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9.Sitzung
am 4.Dezember 1912.
Referate und kasuistische Mitteilungen.
Prof. Freud bringt zu seiner kasuistischen Mitteilung mit polemi-
schen Bemerkung, dass diese bei der Pat. von einem Kastrationskom-
plex sensu strictorii gesprochen werden könne. Sie wurde mit 7 Jahren
von der Mutter mit dem Brüler auf dem Abort erwischt, es wurde ihr ge-
droht und sie glaubte, dass die Strafe der Kastration an ihr schon vol-
zogen worden sei.Federn bemerkt, er habe mit seiner Bemerkung nur statt Kastration
komplex den Ausdruck Penis-Komplex vorschlagen wollen.Rosenstein fragt, ob der Wunsch der Pat., ein Mann zu werden, da-
rauf zurückgehe und ob dieser Zusammenhang allgemein angenommen werde.Rank berichtet von einem 4 jährigen Knaben, der beim ersten An-
blick des Genitales seiner kleinen Schwester seinem Abscheu Ausdruck
gibt. Man sehe daran, wie die geringere Einschätzung des Weibes von
Genitale ausgehe.Federn meint, dass manche Kinder, bei denen keine Drohung vorge-
fallen ist, sich die Penisneidigkeit einfach, ohne Grausamkeit vorstel-
len.Frislikum berichtet von einem 3 1/2 jährigen Knaben, dem beim
Aufwickeln der Schwester der Geschlechtsunterschied auffällt; er fra
wo sie das Hiwi habe. Man zeigt ihm den Babstrammrest und er gibt
sich zunächst zufrieden. Aber er lernt wieder und wird dann auf sei-
ne Genitalien wehrstolz; vielleicht liegt hier eine Wurzel des Ex-
hibitionismus.Tausk macht auf den Typus Frau aufmerksam, die sich an Manns da-
für rächt, dass sie Frau ist, das gibt eine Kastration, die das Weib
an Mann ausführt.Hitschmann berichtet den Fall eines hysterischen Mädchens mit
Klemmut, die sich durch die oberflächlichen Motivierungen hindurch-
verfolgen lässt bis auf eine frühe Kindheitszene, in der sie einen```
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kleinen Knaben macht sah.-Ferner den Fall eines Zwangserotikers
mit Delire de toucher und Schutzmassregeln, die als Erfolge seiner
erotischen Konkurrenten an sich selbst rächt. Dies geht darauf zu-
rück, dass ihm die Gouvernante in der Kindheit sagte, er habe noch ein
zu kleines Glied und sie könne das nicht mit ihm machen, was sie mit
dem Bruder mache. Genitalsdefekte spielen beim Minderwertigkeitsgefühl
übrigens auch nach alter eine Rolle.Gleichzeitig
Prof. Freud glaubt nicht an die von Federn angeführte
Auffassung des Penis-mangels. Das/sind Einzer, die noch nicht an die
Kastration glauben und sich beschwichtigen.Rosenstein wirft die Frage auf, warum bei der Entstehung dieses
Minderwertigkeitsgefühls nur der Penismangel in Betracht kommen sol-
le und nicht auch alle andern(sozialen) Bevorzugungen, die Knaben zu-
teil werden.Federn berichtet von einem kleinen Mäderl, das sich zunächst in
seiner weibliche Rolle sehr wohl fühlte und bei dem der Penisneid
gendim entstand. Das Kind, das sonst in jeder Hinsicht leicht verzich-
ten kann, gibt gerade hier nicht nach und erklärt, dass es doch noch
ein Bub werden kann. Die Minderwertigkeit im Sinne Adlers hat wohl ei-
ne gewisse Bedeutung, ist aber nichts Primäres.Friedjung weist zur Unterstützung dieser Auffassung darauf hin,
dass eben das Genitale für das Kind eine besondere Bedeutung gewinn
wie es an seinem unsern Körperteil entspränge.Prof. Freud bemerkt auf die Anfrage Rosensteins, dass Soziales hin-
de sich einfach beim Kinde nicht, diese Momente komme später hinzu
und aller vernachlässigte die psychische Schichtung, auch sei bei ihm
die Aetiologie der Neurosen zusammengevorfen mit der Aetiologie von
allen möglichen andern Dingen. Der aus der sozialen Durchsetzung her-
vorgehende Neid hat keinen Einfluss bei der Entstehung der Neurose.
Vor allem aber finde sich die Minderwertigkeit beim Kind absolut mis
nicht. Das Kind äussert einfach ein Bedürfnis, es will etwas haben, was
es nicht hat. Ueberdita disponiert die Minderwertigkeit durchaus
nicht zur Neurose.Sachs: Ein Traum Bismarcks (erscheint im Druck).
Hitschmann findet, dass die an Oenis gerichtete Symbolik auch
zu einer Deflorationsphantasie passe.```
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Prof.Freud findet auch,dass zwei Momente dazu passen würden:
1.dass er absolut nicht weiter kommt,2.dass er den Traum am Morgen
seiner Frau erzählt. Das heisst:So wie ich mir vorgenommen habe/
dich zu erobern,so würde ich auch das Land erobern.Rank: zur künstlerischen Produktionshemmung
Geschichte eines Bildhauers, dessen Schaffen wesentlich von
sadistischen Triebregungen bestritten wird und mit dem Schicksal
derselben wechselt;im Leben und in der Liebe ist er masochistisch,
in der Kunst lebt er den Sadismus aus.
Traum findet, dass sei nicht nur ein Parallelfall zu dem, was er
erzählt habe,sondern auch ein sehr guter Fall.Man soll das
nicht an den Symptomen festhalten.Ebenso nicht ist nötig für eine gewisse Art von Menschen,
aus denen nichts geworden ist,der Johannes und der Schieler
prophet.Es gibt noch andere,auch sehr gute,aus dem Ich-Bedürfnis
heraus die Sehnsucht vor Vergewöhnung aufzufassen. -Diese Verehrung der
Brüste erklärt sich als Verschiebung aus diese Verehrung die Verge-
tung in der Kindheit.Er sieht sich nicht wie eine Mutter,sie werde
getilgt wird.Das Titelbild mit dem Capitale der Mutter wird nach
oben verlegt,schon im 4/5 Lebensjahr ist das.Es gibt aber auch eine
Liebe zur Mutter,die nicht vereinfachte,masochisme bildet eine
Schutzbenregel für die Produktion,indem auf diese Weise die Hei-
bungen abgewirkt wurden.
Hitschmann:Fälle von Gesellschaftshagel (mit Erbrechen vor Frauen).
Sachs meint, dass in den Phantasien dieser Pat.der Sexualhafte (Er-
bremststelle)eine grössere Rolle spielte,nicht die Sexualhafte
selbst,sondern die Sexualerbrechungen. -Der Traum von dem
Rötitus mit einem Kanne muss kein homosexueller sein,sondern der
Verzweiflungsliebe,denn es ist möglich, dass man sich auf die
Verzweiflung,dass diese erschwingst für sehr interessant,man könn-
te aber nichts Typisches aus einem Falle schliessen.Ob die Brüste
oder Nicht eine Mutter in einer Liebe sind,dass man nicht weiss.
Es könne auch Angst mit Appetitlosigkeit auftrete. -Stolz von Herz
und Not scheine eine grosse Rolle zu spielen in der Liebe.
-Die Homosexualität hat nicht von Haus aus dem Schicksal, dass die
Liebe zum Vater zu tun hat.
-Man hat sich nicht an den Menschen angeschlossen, sondern hat sich auf die
Erschwingung der Sexualentspannung gewesen zu sein.
Prof.Freud betont zunächst,dass ein solcher Brechen sehr viel
bedeuten könne.Es ist von den erotischen Trieben im Alter
abgezogen,der Trieb nicht ausgeführt ist.Er bedarf der Zeugnisse.
-Was kann man sagen,dass die Zeugnisse nicht ausreichen
die vieler Fälle,um das wichtigste Motiv hervorzuheben.Zumindest die
nicht ausreichen,um das wichtige Motiv hervorzugeben. -Vielleicht man
den Effekt in Tendenz,so kommt man auf verdrängte Liebe.Sie er-
hebt sich über die allgemeine Angst,dass man die Sexualität der
Frauen nicht von vorn hat.Das ist ein wichtiger Punkt.
-Es handelt sich da-
bei um eine Hypertrophisch angelegte erogene Zone.Die ist voll
sublimiert und die Sexualität kann von der Tendenz der Zunge, dass sie sich
aus einem Punkt zu viel auslebt, um das Unterdrückte zum Ausdruck zu bringen.So äus-
sern sich alle unterdrückte Triebe in den Personen.
-Wenn die Verwandte des Pat.die Eifersucht habe,sind die Bedingun-
gen,dass diese einen frieren.Zunächst liest sich die Homo-
sexualität hervorheben.Der vorbildliche Erzählung die eine frei-
te die Homosexualität,mit dem erotisierten.
-Der Einfluss des Va-
ters bringt ihn zur Verdrängung und er bekommt des Brechen als
Ausdruck des Ekels,den er vor hat.Jetzt bekommt seine erogene
Sexualität,um nicht weiter die Verdrängung nicht zu verdrängen.
-Man will aus der Not eine Tugend machen.
-Die Sexualität soll so aus-
gedrückt werden,dass er nur die Tugend hat,die er haben wollte.
-Das Symbol wird
aufrecht erhalten durch Angst vor dem Vater.-Das Erbrechen des Jungen vor der Sache hat regelmässig
psychotisch,erotisch und ist homosexueller Natur;ausser dem rein
Reflektorisch-somatischen ist bereits immer eine solche Schicht vorhanden.S.
psychischer Determination darüber.Das Erbrechen der Kinder ver-
geht übrigens bald und im Ekelmehr beim Erwachsenen zeigt,dass
es laterale Symptome gibt,denn da ist
Die ausgebildete Form,ist die der weiblichen Einstellung.Pat.
verspricht nicht nur den Körper,sie sucht eine Gemütsanlage.
Es ist auch ein Ihm gegenüber in eine weibliche,wobei er zeigt,
dass er selbst ein Weib ist,denn das Erbrechen hat auch die Bedeu-
tung einer weiblichen Geburtssimulation.
Hitschmann bemerkt,dass nicht alle Fälle sich diesem Schema
des Pat. fügen.
Hitschmann:Traume von Homosexuellen.
aus denen die Kindliche Auffassung von der leichten Verschiebbbar-
keit des Genitales erhellt (es kann ausgewechselt,verborgt,aus-
serlich angesetzt werden).Nicht das ganze Individuum ist männlich
oder weiblich,sondern nur das Genitale.
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9. Sitzung am 4. Dezember 1912. Referate und kasuistische Mitteilungen
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