James Putnam † 1919-051/1919.1
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[Rubrik: Zur psychoanalytischen Bewegung.]

James Putnam

Unter den ersten Nachrichten, die mit dem Nachlaß der Absperrung 
aus den angelsächsischen Ländern zu uns gedrungen sind, befindet sich 
die schmerzliche Kunde vom Ableben Putnams, des Präsidenten der 
großen panamerikanischen psychoanalytischen Gruppe. Er wurde über 
zweiundsiebzig Jahre alt, blieb geistesfrisch bis zum Ende und fand einen sanften Tod 
durch Herzlähmung während des Schlafes im November 1918. Putnam
bis vor wenigen Jahren Professor der Neuropathologie an der Harvard
Universität in Boston, war die große Stütze der Psychoanalyse in 
Amerika. Seine zahlreichen theoretischen Arbeiten (von denen einige 
zuerst in der Internationalen Zeitschrift erschienen sind) haben durch 
ihre Klarheit, ihren Gedankenreichtum und durch die Entschiedenheit 
ihrer Parteinahme ungemein viel dazu getan, um der Analyse die Würdi-
gung im psychiatrischen Unterricht und im öffentlichen Urteil zu schaffen, 
die sie jetzt in Amerika genießt. Vielleicht ebensoviel wirkte sein 
Beispiel. Er war als tadelloser Charakter allgemein geehrt und man 
wußte, daß nur die höchsten ethischen Rücksichten für ihn maßgebend 
waren. Wer ihn persönlich näher kannte, mußte urteilen, daß er zu 
jenen glücklich kompensierten Personen vom zwangsneurotischen Typus 
gehöre, denen das Edle zur zweiten Natur und das Paktieren mit der 
Gemeinheit zur Unmöglichkeit geworden ist.

J. Putnams persönliche Erscheinung ist den europäischen Ana-
lytikern durch seine Teilnahme am Weimarer Kongreß 1912 bekannt 
geworden. Die Redaktion der Zeitschrift hofft, in der nächsten Nummer 
ein Porträt unseres verehrten Freundes und eine ausführliche Würdigung 
seiner wissenschaftlichen Leistungen bringen zu können.

Die Herausgeber