Korrespondenzblatt der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Nr. 4. 1919, Oktober 1919-764/1919
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    Korrespondenzblatt

    der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung.

    Nr. 4. 1919, Oktober.
    Redaktion :
    Dr, Såndor Ferencai, Dr, Anton v, Freund,
    Zentralprisidont. Zentralsekrotlir,
    4

    Offizielle Mitteilungen.
    An die Vorsitzenden der Zweigvereinigungen.

    „Als ich im September 1918 die Wahl zum Zentralpräsidenten
    der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung annahm, tat ich
    es in der Voraussetzung, daß sich bald normale Verhältnisse her-
    stellen und mir ermöglichen werden, den Verkehr mit den einzelnen
    Ortsgruppen aufzunehmen.

    Es ist anders gekommen. Mein Wobnort, B udapest, blieb
    monatelang von jeder Kommunikation abgesperrt und ist auch jetzt
    noch für Briefe und sonstige Sendungen außerordentlich schwer er-
    reichbar. Unter solchen Verhältnissen konnte ich von dem Pro-
    gramm, das ich als Präsident verwirklichen wollte, nicht nur
    nichts verwirklichen, sondern nicht einmal den normalen Geschäfts-
    gang des Präsidiums, trotz eifriger Hilfe unseres Zentralsekretärs
    Dr. von Freund, aufrechterhalten,

    Vor kurzem sah ich mich denn auch bemüßigt, die Wiener Zweig
    vereinigung mit der Vertretung des Zentralprüsidiums zu betrauen
    (siehe Korr.-Blatt Nr. 3, diese Zeitschrift, S, 280).

    Da aber auch Wien von den Verkehrsstörungen, die mich zur
    Verlegung des Präsidiumsitzes veranlaßt haben, nicht ganz frei
    blieb, mußte ich mich zu einer radikaleren Lösung entschließen,
    wollte ich nicht, daß wichtige Vereinsinteressen infolge dieser Ver-
    hältnisse geschädigt werden,

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    Korrespondenzblatt der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. 329

    Ich übertrug darum bei einem vorübergehenden Aufenthalt in
    Wien dem daselbst, anwesenden Vorstand der englischen Ortsgruppe,
    Dr. Ernest Jones in London W1 (111 Harley Street), interimi-
    stisch die Zentralleitung der Internationalen Psychoanalytischen Ver-
    einigung mit dem Ersuchen, aus den Mitgliedern seiner Gruppe einen
    Sekretär zu wählen. Jones nahm die Betrauung an und bestimmte
    den Dozenten für Psychologie John Carl Flügel in London NW
    (11 Albert Road) zum Zentralsekretär.

    Bis zum nächsten Kongreß übernimmt also Dr. Jones alle
    statutengemäB dem Zentralpräsidenten zustehenden Rechte und
    Pflichten, u. a. die Redaktion des Korrespondenzblattes und die
    Sammlung der Mitgliedsbeiträge für die Internationale Psycho-
    analytische Vereinigung. Die auf die deutschsprachigen offiziellen
    Vereinsorgane („Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse“ und
    »Imago") bezüglichen Verlags- respektive Abonnementsangelegen-
    heiten verbleiben auch weiterhin beim ‚Internationalen Psychoana-
    lytischen Verlag“, Ges. m. b. H. in Wien, 1., Grünangergasse 3—5.

    Ich ersuche die Herren Vorsitzenden der Zweigvereinigungen,
    mit «dem stellvertretenden Zentralpråsidenten, Dr. Ernest Jones,
    ehebaldigst in Verbindung zu treten und ihm all die Unter

    stitzungen angedeihen zu lassen, die sie mir infolge der Ungunst
    der Verhältnisse nicht gewähren konnten.

    Im übrigen behalte ich mir die Leitung des nächsten Kon-
    gresses, der die definitive Wahl des neuen Zentralpräsidenten treffen
    wird, vor.

    Wien, am 3. Oktober 1919.

    Dr. S. Ferenezi m. p.“

    Verlegung des Präsidiums von Budapest nach London.

    „Indem ich bis zum nächsten Kongreß die interimistische Lei-
    tung der „Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung“ über-
    nehme, fällt mir auch die Aufgabe zu, die laufenden geschäftlichen
    Angelegenheiten der Zentrale abzuwickeln und bis zum nächsten
    Kongreß weiterzufiihren.

    Teh halte mich dabei im allgemeinen an das im » Korrespondenz-
    blatt“ Nr. 2 (vom April 1919, in Heft 2 dieser Zeitschrift) verüffent-
    lichte provisorische Statut der nunmehr zurückgetretenen Budapester
    Zentralleitung, welches auf dem seit dem IT. (Nürnberger) Kongreß
    (1910) unverändert gebliebenen Statut der „I. Ps.-A. V.“ basiert.

    Nun konnte sich Punkt V dieses provisorischen Statutenentwur-
    fes, der über die „Beiträge der Mitglieder“ handelt, be-
    greiflicherweise nur auf die zur Zeit der Abfassung in Funktion

    Zeitschr, i, Arztl, Psychoanalyse, Vii. - 22

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    gewesenen alten Ortsgruppen Berlin, Budapest, Wien beziehen
    und enthielt demnach auch nur die Mitgliedsbeitrige in Mark- und
    Kronenwährung spezialisiert.

    Friiher als zu erwarten war, haben aber die inzwischen hinzu-
    gekommenen kontinentalen Zweigvereinigungen ihre Verbindung mit
    der Zentralleitung hergestellt und ihre Beiträge ganz automatisch
    in Kronen abgeführt, mit Ausnahme der wieder rekonstruierten
    alien überseeischen Zweigvereinigungen in England und Amerika,
    die bis vor kurzem keinerlei Verbindung mit dem Kontinent hatten.

    Indem die neue Zentralleitung in London, in Anbetracht der
    komplizierten Verhåltnisse fir diesmal auf Nachzahlung der durch
    die Kronenzahlung entstandenen valutarischen Differenzen verzichtet,
    bringt sie allen Zweigvereinigungen in Erinnerung bzw. zur Kennt-
    nis, daß, insolange der Kongreß nicht eine statutengemäße Änderung
    vorgenommen hat, Punkt V der Statuten von 1910 vollinhaltlich
    in Kraft bleibt, welcher folgendermaßen lautet:

    „Jedes Mitglied entrichtet an die Zentralleitung einen jühr-
    lichen Mitgliedsbeitrag von 10 Franken (10 Kronen, 8 Mark,

    2 Dollars)", i
    wobei die in Klammern stehenden Beträge nur die damalige Wåh-
    rungsrelation gegenüber dem damals bei der Züricher Zentralleitung
    zu entrichtenden Frankenbeitrag anzeigen sollten, der auch bis auf
    weiteres in Geltung bleibt.

    Dagegen muß mit Rücksicht darauf, daß die „Internationale
    Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse‘ und. „Imago“ seit Fest-
    setzung dieses internationalen Jahresbeitrages zu offiziellen Vereins-
    organen geworden sind, die jedes Mitglied auf Grund seines Orts-
    gruppenbeitrages automatisch erhält, in den Bezugsbedingungen der
    Zeitschriften an die Mitglieder eine Änderung eintreten, bezüglich
    deren praktischer Durchführung auf die Verlagsankündigung der
    inneren Umschlagsseite verwiesen wird,

    Diese Änderung erfolgt unter dem Zwange einer Verordnung
    des Staatsamtes für Finanzen in Wien, wonach der Verkauf von
    deutschösterreichischen Erzeugnissen ins Ausland nur in der Wäh-
    rung des Bezugsstaates gestattet ist.

    Um nun trotz dieser valutarischen Maßnahme den ausländischen
    Mitgliedern keine Mehrbelastung gegenüber dem Vorkriegsbeitrag
    aufbürden zu müssen, hat sich die Zentralleitung im Einvernehmen
    mit der Verlagsleitung entschlossen, den Binheits-A bonnementspreis
    für das kontinentale Ausland auf den dem Friedens-Abonnements-
    preis der Zeitschrift entsprechenden Betrag von 20 Franken fest-
    zusetzen.

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    Diesen angesichts der gegenwärtigen Verhältnisse um mehr als
    die Hälfte ermäßigten Abonnementspreis muß der durchaus nicht
    auf Gewinn berechnete Zeitschriftenverlag auch bei genauester Kal-
    kulation als unterste Grenze festhalten, wenn er trotz der immer
    noch fortschreitenden Entwertung der österreichischen Krome, mit
    der er zu produzieren gezwungen ist, weiter existieren will.

    Wir erwarten also, daß unsere ausländischen Zweigvereinigungen
    diese durch zwingende Wirtschaftsgesetze geforderte Anpassung an
    die neuen Verhältnisse um so weniger als Belastung empfinden wer-
    den, als sie ihnen einerseits gegenüber den früheren Preisen keine
    Mehrausgabe auferlegt, anderseits ihnen Gelegenheit bietet, ohne
    persönliche Opfer ihre Pflicht zur Förderung der Vereinszwecke
    zu erfüllen, wenn sie im Interesse der Sache freiwillig auf die
    übrigens auch gesetzlich nicht einwandfreie Ausnützung ihrer gün-
    stigen Währungskonjunktur verzichten.

    London, Oktober 30, 1919.

    Wi 111 Harley Street. Ernest Jones m. p.“
    IL
    Berichte der Zweigvereinigungen.
    1. Berlin.

    Mitgliederliste, gültig vom 1. Oktober 1919.
    I. Ordentliche Mitglieder in Berlin:

    Dr. Karl Abraham, Grunewald, Bismarckallee 14.

    Dr. Felix Boehm, W 50, RankestraBe 20.

    Dr. M. Eitingon, Wilmersdorf, Güntzelstraße 2.

    Dr. Rud. H. Foerster, Grunewald, OrberstraBe 18.

    Dr. Karen Horney, Zehlendorf, Sophie CharlottestraBe 15.
    San.-Rat Dr. H. Koerber, W 15, MeineckestraBe 7.

    Dr. Hans Liebermann, Grunewald, HumboldistraBe 6 a.
    Dr. E. Simonson, Halensee, Georg-WilhelmstraBe 2.

    Dr. E. Simmel, W 15, EmserstraBe 21.

    IL Außerordentliche Mitglieder:

    Dr. Helene Stocker, Nikolassee, Münchowstraße 1.

    III. Auswärtige Mitglieder:

    Dr, R. Gerstein, Hamburg, Kolonaden 96.
    Dr. Margarete Stegmann, Dresden, SidonienstraBe 18.
    Dr. A. Vollrath, Landesheilanstalt Góhrden b. Brandenburg a. d. H.
    Dr. G. Wanke, Friedrichroda in Thüringen, Gartenstraße 14.
    Vorsitzender: Dr. K. Abraham.
    Schriftführer: Dr. H. Liebermann.
    Alle für die Zweigvereinigung bestimmten Zuschriften, Mitteilungen
    und Sendungen sind zu Handen des Schriftführers erbeten.

    225

    LALA A Zi O i DA SUI TT PRHKA CPU

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    2. Ungarn.
    Neu aufgenommen :
    Dr ₪. Feldmann, Budapest IL, Rombach utca 3.
    Melanie Klein, dzt. Rużomberok, Tschechoslowakei, pr. Adr. Direk-
    tor J. Klein, Sparkassa.
    Adolf Josef Storfer, dzt. Wien, VL, Windmühlgasse 24 1.

    Adressenånderung folgender Budapester Mitglieder:
    Dr. Béla у. Felszeghy, Sektionsrat, Ministerprisidium.

    Dr. J. Hårnik, Ferencz kórut 19.

    Dr. J. Hollós, Irrenanstalt, Lipótmezó.

    Dr. M. Jellinek, Ministerialsekretár, Nyul utca 3.

    Dr. S. Pfeiffer, Rákoczi-ut 18.

    Frau Dr, Е. Revész, Ferencz-kórut 14.

    Dr. 8. Radé, Lipôt-kôrut 10, Pension Geri.

    3. Wien.
    Neu aufgenommen :
    Dr. Paul Schilder, Ass.-Arzt, Klinik Wagner-Jauregg, IX, La-
    zarettgasse 14.
    Adressenånderungen:
    Dr. Sabina Spielrein, Lausanne—Montriaud, Pension „Les Tre-

    mières“,
    Dr. Eduardo Weiß, Trieste, S. Giovanni inf. Guardiella 691.