Protokoll der 20. Sitzung am 13. März 1912. VII. Onanie-Debatte (Dr. Sachs, Rosenstein) 1912-511/1912
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    PROTOMOLL
     

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    am 13.März 1912
     

    (Dr.Sachs, Rosenstein).
     

    VII.O
     

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    versucht
     

    Problem der verschiedenen Wirkungen
    der Onanie bei so gleichmässiger Ursache durch eine Zurechtlegung
    und Einteilung zu lösen.Er unterscheidet an der Onanis zwei Eigen-
    sohafter: 1.eine allgemein disponierende Wirkung der Onanie und 2.
    eine solche, die unter bestimmten Voraussetzungen aus dieser laten-
    ten Disposition
     

    Dr.Sachs des nooh restirende
     

    eine wirkliche Schädigung zu erzeugen vermag.
     

    ad 1: Von Onanie folgen allgemein disponierender Natur, die noch
    nicht besprochen wurden, werden zwei hervorgehoben:
     

    a)der Onanis mangelt die einer Reihe von seelischen Leistungen
    eigene Triebverdichtung, die es auch ermöglicht, dass im Koitus zahl-
    reiche Triebe zugleich befriedigt werden, von denen sich einige (bea/
    der Sadismus) bei der Onanie aussersexuelle Befriedigung suchen müs-
    ser (2/.Zuchthausknall).
     

    b)das Verhältnis, in dem eine Phantasie be friedigung zur realen
    Befriedigung stehen muss. Bei der normalen Defriedigung wird der Li-
    bado das Objekt dergeboten, bei der Chanie wird der Weg der Regres❤
    sion einge schlegen, indem zucrst des Objekt vorgestellt werden muss.
     

    ad 2: Die spezielle Actiologie für des Auftreten und die beson-
    dere årtung der fassbaren Schäden wird variieren, das so vielerlei
    unter dem Namen Onanie zusammengefasst werde. Die Phänomene lassen
    sich unter drei Gesichtspunkten sintedlen, so zwar, dass jedes Ihäno-
    den
    men unter verschiedenen Cesichtspunkten zu betrachten sein wird.
     

    a) die Art der Manipulation, wobei 4 Punkte zu berücksichtigen
    sind: an welchem Glied, auf welche Weise, die quantität und die Quali-
    tät (Intensität).
     

    b der psychische Inhalt der Onanie, der wechseln wird, je nachder
    ob sie autocratisch ist oder nicht,d/h.mit oder ohne Phantasie ge-
    übt wird und ob diese Phantasie bewusst oder unbewusst ist. Ausser-
    dem ist die "rtsache zu beachten, dass gewisse riebe in einer ihnen
    bequemen Befreidigungsform verharren, auch wenn das übrige psychische
    System sich schon weiter entwickelt hat. Was aber in einem gewissen
    Alter einen Fortschritt darstellt, das wird in einem späteren Alte r
    ein Hindernis des Fortschritte und kann zu Schädlichkeiten führen.
    Man muss sich für die psychische Cekonomie jedes Individuums und je
    des Alters besondere psychische und physiologische Bedingungen vor-
    stellen, die wesentlich in einer richtigen Verteilung der Libido be-
     

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    stehen in deren Verhinderung besteht der wichtigate Schaden der
     

    Onanie.
     

    oldie Stellung des Chenisten zu seinem sozialen Milieu, die
    bereits von verschiedenen Rednera (namentlich Rank) behandelt wurde.
    Eier wird nur die Frage aufgeworfen, ob die für Mädchen behaupte te
    geringe re Schädlichkeit der Onanie vielleicht darau zurückzufühlen
     

    wäre, dass für sie kein der Kastrationsdrohung entsprechendes moment
    in Betracht kommt.
     

    DISKUSSION
     

    Tausk findet dem in seiner Terminologie und Disposition klaren Vor-
    trag in aller Tunkten richtig: dus meiste wurde schon gesagt, aber
    nicht so deutlich und so gut.Dem Begriff der Prieverdichtung stelen
    die beiden berfeits eingebürgerten Termini der Triebverschränkung
    und der Mitarbeit der verschiedenen omponenten des Sexualtriebs
    an der Befriedigung entgegen:dic Triebüberde terminierung kennen wir
    als Bemächtigung eines Orange durch einen Trieb. Der Ausdruck Triet-
    verdichtung wäre vielleicht der allgemeine Ausdruck für alle die se
    Formen des Zusammenarbeitens von Trieben. Dass der Onanist das mit
    der Thantasie ersetzen muss, was ihm vom Objekt nicht geboten wird,
    kennen wir gleichfalls unter anderm Namen:er reagiert nicht ganz und
    nicht adäquat ab. Der Zuchthausknall lässt sich nicht so allgemein
    erklären, es liegen ihm spezielle Formen von geistigen Konflikten
    zugrunde.Die Auffassung vom Ersparungsprinzip els aetiologische Schä
    digung der Unanie müsste man fast unkehren. Auch normalerweise muse
    das Objekt erst erworber werden und im Zoitus wird die gestaute Li-
    bido abreagiert.-Richtig und neu ist der Gesichtspunkt, dass es sich
    dabei um eine Regression hendelt. Auch das wort von der Verteilung
    bekannte
    der Libido ist richtig, nur können darunter verschiedene Dinge sub-
    summiert werden. bei jeder Neurose handelt es sich um Gleichgewichte
    störungen, weil einiges infantil geblieben ist; die Onanie fixiert
    nicht nur die Infantilität, sondern auch die Ferversion, sie ist über-
    haupt ein Mittel zur Fisierung des infantilen Zustandes.
    Steiner findet euch, dass der Vortrag in merito nights Nemes gebracht
    habe, insbesondere die Lösung schuldig geblieben sei, warum die Onarie
    beim einen schade und beim andern nicht. Die geringere Schädlichkeit.
    bei Mädchen könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass beim weibli
     

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    chen Geschlecht die Phantasie bes er entwickelt sei und daher kein
     

    so grosser afwürde erfordert werden.
     

    Federn hebt hervor, dass die zunehmende larheit der einzelnen Vor-
    träge die Fruchtbarkeit der Debatten am besteb zeige.ir korrigiert
    Teuske missverständliche Auffassung von der Triebverschränkung, die
    im Sinne Adlers nicht das Susammenarbeiten eines Sexus ltriebes und
    einsa Trisbes der Ichgruppe (Sadismus) bedeute, dessiner Auffassung
    rach der Sadismus bereits aus einer Triebverschränkung entsteht.
    Das von der pechischen Oekonomie sagte si richtig, Eur müsse man
    Bich hüten des Problem von Lust und Unlust 30 nebenbei abzutur.As
    gibt auch Luatgefühle, die für die psychische ekonomic höchst schäd
    lich sind. Auch das, was Sachs als permanentbleiben bezeichnete muss
    nicht immer schädlich sein oft gelingt die Verdrängung schädlicher
    Triebe eher, wenn onaniert worden ist. Das Wesentliche ist an welcher
    Stelle der Verdrängungsdem durchbrochen wird.
     

    Sadger glaubt euf rund seiner Erfahrungen sagen zu können, dass
    Madchen genau so viel wis mben onanieren und dass bei ihrer he ber
    völliger schädlichkeit auch die schwersten Formen vor Schädigung
    zu beobachten sind die al crechwersten habe er in solchen Fällen
    geschen, wo die Onania relativ wends geübt wurde.Ruch die
    tionsdrohung het bei acher ihre Analoge.
     

    Kastra-
     

    Reinhold bemerkt zum Terminus Triebverlichtung, dass beim Koitua
    zwar eine Verdichtung stattfindet, aber nicht der Trisbe, von denen
    jeder auf eigenen Wegen sein Ziel sucht, sondern im Endeffekt der
    Lust.Es findet auch keine Regression zur Wahrnehmung statt, sonst
    würde sich ja die Oranie von den wirklicher Verhältnissen nicht
    unterscheiden. Dass die Onarie einen entgegengesetzten og ein -
    schlägt, ist nur konstruiert; in beiden Fällen geht die Libido vorsus
    und des Objekt folgt naoh.Für die Lust ist nicht das Prinzip der
    Oekonomis, sondern das Abreagieren entscheidend.
     

    Reitler findet bei Sachs eigentlich eigentlich die Auffassung ver
    terten, dass die Onanie deshalb schade, weil die Phante sie zu sehr
    in Anspruch genommen werde, was für die mutuelle Onande, die oft die
    leichen Schädlichkeiten hervorbringt, nicht zutreffen könne. Das
    wichtigste Moment sei nicht berücksichtigt worden, nämlich die Zeit
     

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    frage, wann das Individuum onaniert. Es sei etwas total Verschiedenes
    ob ein genitelunrades Individuum onaniere oder ein Erwachsener.
    Prof. Freud findet mit Reinhold, dass beim Icitus keine Triebverdich
    tung stattfinde, sondern ein verdichtetes Resultat sich erge be ?Der
    Ausdruck ricbverschränkung sei vorzuzichen.
     

    Rosenstein hebt drei wichtige Probleme aus der Debatte hervor:
    1.die durch die Onanie bewirkten Charakterveränderungen,
    2.den Onanie-Zwang (die Fixierung des Aktes and
     

    3.die Frage der Schädlichkeit der Onanie.
     

    Ed 1 habe er keine Erfahrung.
     

    ad 2 stellt er einige allgemeine Sätze auf,dis auch für den Neuroti-
    ker geltang haben. Der Ewang zur Onanie (bei vorhandener Gelegenheit
    oder neben Ausübung des Koitus) beruht auf einer Unfähigkeit des Or-
    ganismus gegensätzliche Strömungen zu verarbeiten, welche Unfähigkeit
    zur Synthe se euch der Hemmung des "eurotikers zugrunde liegt. Solche
    Gegense tzpaare, deren Vereinigung zu gemeinsamer einheitlicher Wirk
    kung las neurotische Individuum nicht zustande bringt, sind: Liebe
    und Hass (Freuds Aufklärung der Zwangsneurose), Sadismus und Masochis
    mus, noch allgemeiner Sexualtrich und Ichtrieb, ganz allgemein Trieb
    und Verdrängung. Freud hat an Stelle der Bisposition das Erifte spiel
    aufgezeigt; beim Neurotiker ist aber vielleicht die Ambivalenz stär-
    ker entwickelt. Diese durch die Unfähigkeit zur Synthese gestaute
    Libido macht sine andere zwangsmässige Abfuht nötig. Diese Stauung
    kann auch trotz vollzogenem Koitus weiter bestehen, da er in des
    wirken
    psychische Getriebe nicht ein kann.
     

    ad 3ist das Problem er aktualneurosen und der Feychoneurosen in
    Bezug auf die Onanie nicht richtig gefasst worden. Die Aktualneuro-
    se ist eine Autointoxiketion; die Psychoneurose hat psychischer Ae-
    tiologie.Bei heiden kann man aber von einem Farallismus der Actio*
    logie sprechen. Die Verbindung zwische diesen beiden Aetiologien
    lässt sich durch den begriff der Hemmung des Widerstandes herstel-
    len, der das wichtigste moment in der Feurose sci.Sie sei aber auch
    das wesentliche bei der Stauung der Sekretion. Nicht der erger("Gif
     

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    und Galle") hat die Sekretion zur Folge, sondern die Hemmung des Affek
    tes.Statt der Innervation des motorischen Apparates findet eine Se-
    kretorische Innervation statt. Hier ist die Verbindung der Neurosen
    mit der Intoxikation gegeben. Eine unter Hemmungen ausgeführte Onanie
    muss andere Folgen haben als eine ohne solche Sine wichtige Frage
    ist die nach der Natur iisser Hemmungen und ihrer Behebbarkeit. Sird
    die se Hemmungen mehr pathogen wenn die bewusst oder wenn sie unbew
    wasst sind?s gibt Hemmungen, die bei einer blosser Aussprache und
    Belehrung schwinden und damit auch die daraus folgenden Schädlich-
    keiten. Schwerer sind die organischer Hemmenungen, von denen Rank ge-
    sprochen hat, zu beseitigen. Und endlich gibt es noch bilo gische
    Hemmungen(teleologische).
     

    Federn weist bezüglich der ganzen Auffassung der Hemmung auf Otto
    Gross hin, lässt es aber dahingestellt, ob dieser mit seiner Auffassur
    von der Wirkung der Hemmung auch im Rechte sei. Die Begriffe der
    Bissoziation und Synthese seien veraltet und von der psychoanalyti-
    schen Auffassung überholt. Der Zusammenhang von Drüsentätigkeit und
    psychischen Vorgängen/auf den er selbst in seinem Onanie Referat
    eingegangen sci,sei richtig und gut gesehen.
     

    Freud findet die Ausführungen über den Zusammenhang der psychischen
    und toxischen Erscheinungen sehr beachtenswert. Nicht überflüssig
    erscheine Rosensteins Betonung, dass die Symptome der Aktualneuro-
    sen als Intoxikationssymptome aufzufassen seien. Dagegen habe er
    missverständlicher Weiss der Vergleich mit den Intoxikationen auch
    für die Psychoneurosen in Anspruch nehmen wollen. Wenn wir den Ber
    grifier Dissoziation und Synthese wieder einführen verzichten
    wir auf unsere Psycholgie des Unbewussten, welche diese Erscheinun-"
    gen auf eine Folge des le bendigen psychische Kräfte spiels zurück-
    ge fürt hat. Die Gegensätze vereinigen sich endlich doch und zw.ir
    Symptom, les ursprünglich aus ihrere Trennung hervorgegangen ist.
    Diese entgegengesetzten Kräfte binden einander doch wieder.
    Tausk bemerkt, das nicht die Geheumtheit von Strebungen das wick-
    tigste Moment der Neurose sei, sondern die Verwendung derselben.
    Auch lasse sich die ganze Neurose nicht auf der Ambivalenz aufbau-
    en, denn das Symptom zeigt sich dadurch bestimmt, dass verschiedene
    nicht bloss entgegengesetzte Strebungen darin arbeiten. Zwischen
     

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    zwei entgegengesetzten Strebungen eines Triebstockes gibt es keine
    Synthese, sondern nur ein entweder oder oder ein intermittieren.
     

    Reinhold ist mit Tausk darin einverstanden, dass nicht die Hemmung
    die Leurose hervorbringe; aber auch nicht die Verwendung der Hemmung,
    die ja auch zur Sublimierung führen kann; sondern es muss die Verdrän.
    gung vorangehen.
     

    Pricajung meint,ires der widerspruch, ob die Aktualneurosen dadurch
    bedingt seien, dass die peyerischen Momente die Drüsensekretion be-
    sinflussen, oder wie Steel meint die psychischen begaaiterscheinun-
    gen års gebende bleiben, durch die Beobachtung einer grossen An-
    zahl vo Idioten zu entscheiden wäre, da bei diesen die Vorgänge
    sich unbeeinflusst von den Legaliterscheinungen der Kultur abspiele n
    Rosenstein bemerkt, dass er Gross zwar kenne, aber sadne Erwähnung
    in Zusammenhang nicht für wichtig gehalten habe.Die lemmung als letz'
    Ursache der Neurose sei bis jetzt nicht widerlegt worden. Unter der
    Sejunktion sei ja bloss eine Anlage verstanden.
     

    Spielrein verweist darauf, dass Bleuler in seiner Auffassung der Ambi
    valenz den mangel an Aktionsfähigkeit auf zwei einander entgegenwir-
    kende Kräfte zurückge führt habe.Den Komplex nehmen wir normalerweise
    nur in der Differens der beiden antagonistischen Kräfte wahr.
     

    Markus bemerkt dagegen, dass zwei entgegengesetzte Strebungen auf ein
    Objekt gerichtet nicht Gleichgiltigkeit gegen dasselbe hervorrufen
    werden, sondern das Gegenteil.
     

    Prof.Freud bemerkt, dass mit der Annahme der sejunktive Disposition
    nichts gewonen sei. Die Unfähigkeit zur Synthese sei allerdings tat-
    sächlich
    angeboren, da sie beim Kind in exquisiter Weise auch aussere
    Erst später empfinden wir es unerträglich inbezug auf dasselbe Objek
    zwei entgegengeste zte Arten des Verhaltens unvereinigt bebenein en-
    der zu aulien wis es beim Kind der Fall ist. Auch in der Religions-
    geschichte lässt sich dies verfolgen, da oft (beispielsweise bei den
    Aegypte rn)alle aufeinander folgenden Gestaltungen der Bötter neben-
    einander erhalten bleiben.