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Dr.Dattner verfolgt die Schicksale der Onanie.
frühesten Kindheit bis in die reifen Jahre, wobei er sich an den in
den Drei bhandlungen zur Sexual theorie geschilderten Entwicklungs-
gang anschliesst. Er nimmt dabei besonders auf den Einfluss bedacht,
den die physische Bertschaft und die psychische Entwicklung des
Individuums auf Art und Folge der masturbatorischen Betätigung aus-
übt. In der frühesten Kindheit steht die Sexualbetätigung in Dienste
biologischer Interessen und kenn, ausser exzessiv betrieben oder
durch mächtige Verbotstraumata gehemmt keine Sohädlichkeiten setz-
en.Dagegen pflegen sidi schon in der Latenzperiode, in der die Se-
xualdame errichtet werden, die ersten psychischen und physischen
Zeichen der Sohädigung zu zeigen. Die bedeuteumstan Wirkungen ent-
faltet die "asturbation in der Pubertätszeit. In dieser Periode kann
die Reizung sämtlicher erogs ner Zonen schädlich wirken, doch wird
von der Zeit der
die genitale Masturbation wegen des damit verbundenen Samenverlus-
im allgemeinen
tes schädlicher sein als die extra genitale, und die psychische Onanie
wird schwerere Folgen setzen als die manuelle; die Störungen werden
um so intensiver ausfaller, je mehr die Psyche beteiligt ist. Auch die
instinktive Erkenntnis der Artzweckwidrigkeit wird sicherlich die
schädigenden Folgen verstärken wie auch die Häufigkeit des Aktes vor
Einfluss sein muss. Die Persistenz der Cnanie sonde die ihr zugrunde
liegende Tillensschwäche bringt der Vortr.mit der Störung der
Sekretion in Zusammenhang.Im Ganzen sci in der Masturbation nicht
mehr als ein notwendiges ebel des Entwicklungselters zu erblicken,
wobei die minderwertige Anlage am meisten Schule an der Schädlich-
ke it trage.
innern
Federn ist im allgemeinen mit den Ausführungen einverstanden und
möchte nur einige Unritigkeiten bemängeln. Es scheine auf misver-
ständlicher Ausdrucksweise zu beruhen, dass während der Latenzperio-
de die Sexual organe in der Entwicklung begriffen sciengim allgemei-
nen müss men annehmen, dess in den Seiten stärkerer Genitalentwick-
lung die Latzenze riode durchbrochen werde.Der Verlust des Sekretes
bei der Onenie sowie die brüske Entladung bei der Ejakulation könne
als schädliches Moment überhaupt nicht in Betracht ge zogen werden.
Auch sci 6s, nachdem im Laufe der Debetie die verschiedensten Momen
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te für die Schädlichkeit verantwortlich gemacht worden seien, nicht
angängig, ohne weiters die eine oder andere Art für schädliner zu
6 rklären.
Markus bemerkt zur Beeinflussung der Sekration durch die Omanie,
dass die generative und sekretorische Funktion der Genitaldrüsen
vollkommen getrennt sei; zu
Steiner bemerkt, dass trotzdem der Farallelismus bestehe.
Tausk bemängelt einige Formulierungen. So stehe die Sexualbetätigung
nicht nur in der früher Kinderzeit, sondern immer im Dienste biolo-
gischer Interessen.Exe 1, Scham und Moral könne man nicht unter der
gemeinsamen Lezeichnung Sublimierungen zusammenfassen; das seien Din-
ge von ganz verschiedener Herkunft. Auch stimme es mit den tatsächli-
chen Beobachtungen nicht überein, dass in der sog. Latenzperiode die
masturbatorische betätigung unterbleibe.
Seche bemerkt dazu, dass nach Frauds Auffassung in der Latenzperiode
die Sexurlbetätigung nicht unterbleibe, sondern bloss stationär sei,
keine Weiterentwicklung erfahre.In den komplizierten Verhältnis der
psychischen Leistung beim Hoitus und der Onanie ist ein wichtiger
zeitlicher Unterschied zu beachts n. Beim Hoitus ist dis psychische
"eistung vorher eine intensivere, bei der Canie muss gerade auf dem
Höhepunkt der Sexuallspansung die Phantasie festgehalten werden.
Federn laubt daran festhalte zu müssen, dass in der Latenzperiode
die Onanie eingestellt wird und die Sublimierung geschieht; in Perio-
den oder Triebb schwächer ist, vesucht der Mensch ihn zu sublimie
ren]
sher
ank meint dagegen, dass sine Sublimierung aux bei starkem
Trieb denkbar sci.
Hitschmann findet, dass der begriff der Latenzperiode vielfach zu
wörtlich genommen wird;es handlet sich eben,wi der ame sagt, um ein
zeitweiliges
Latentwerden der manifesten onanistischen Detätigung. Unter der psy-
chischen Onanie, deren "egriff Taus festgestellt sehen wollte, ver-
stehe man des inge ben an Phantasien bis zur jakulation; diese Art
der Onenie schädige des Ventil bei weitem mehr und führe leicht zu
ejrbulatio praecox. Vorschlag im Anhang der zu publizierenden Schrif
eine Sammlung typischer Onanie Träume oder kesuistischer Beiträge
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über Verbotträumen mitzuteilen.
Prof.Freud bemerkt, dass es sich bei dem Begriff acr
Latenzzeit
eines scharfen extremED Typus gchan-
ddd
zunächst tr die Aufstellung
delt habe, an dem nun die sorgfältige Einzelbeobachtung erforder-
licher Hodifikationen anzubringen habe.Exétuell hört in disser
Periodo sexuelles Interesse und sexuelle Setätigung vollkommen
euf,es sind aber such Unterbrechungen möglich./
Tausk meint, dass in dieser Periode, wo das erotische Interesse sich-
deutlich dem Objekt zuwendet, infolre Entwicklung des Schange fühls
auch dis masie für die "nande in dieser Zeit intensiver sei. Ander-
seits zeigt diese heftige Sciam in der Periode, dass ich das Indivi-
duum irgend einer Suche zu Schau en hat.
Datter irt siniständnisse itschmann, "us und Federn
Cenüber Lu?.
Prod.Freud heisst den Versuch, die Patenzperiode mit psychosexuellem
Felt zu erfüllen, willkommen und betont nochmals,dson der Begriff
nur ein relativer, im Vergleich zur sexuellen Blüte periode vor 3-4
Jahren hervorgehobenar sei. Interessant wäre die anatomische Parallel
dazujes scheins,does dis Genitalien das Wachstum sehr früh einstel-
len; wäre möglich, dass zwischer 3 und 4 Jahren auch der Fachstums
sclub eintritt.
Friedjung teilt aus seiner Beobachtungen mit, dass das relative Abfla
en der Sexualität in der von Freud bezeichneten Latensperiode
grösseren Zahl der Julle zutreffe. Ohne ans tonische Messungen vorge-
nommen zu haben, habe er doch den Eindruck gewonen, dass die Gonita-
lein his zum dritten, vierten Fahr ein rasches Wachstum zurücklegem
und ein grösserer Wachstumschub erst wieder mit 12-13 Jahren entrete
Stekel hält die Ausführungen Datiners fur falsch; die Latenzperiode
bestehe in den meister Fullen richt. Wenn die Kinder werden, so ist
dag nicht eine Folge der Onanie, sondern das Aufgebens derselben.Bei
manchen tritt cine scheinbare Latenzperiode ein, weil mit dem 3.4.
in de
Lerantritt.
chung an des in
ist is reuf hin, des die bedeuteeme Sexualentwicklung
om besten die Adlerschen Aufstellungen widerlege
liese Zeit teler vos "manichem Protest" noch von Zweifel sh
der Sexual rolle die Rede sei.
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stellt feet, dass die Abgrenzung des Begriffes Onanie
Pr.Spielrein
auf Grund der verschiedene Erfahrungstatsachen so schwankend sei.
Bei Mädchen sei die Onanie i llgemienen seltener zu beobachten,
weil sie oft als Retention der natürlichen Bedürfnisse erscheine,
aus welcher das Kind Lust schöpfte. Das Schuldbewusstsein findet sich
regelmässig mit religiösen Vorstellungen verknüpft.Sin Analogor zur
männlicher Kastrationspha tasie findet Ref.darin, dass die Frau die
Kastrationsphantasie auf den Mann anvendet .ine Pat.hette die best-
tändige Angst, die end werde ihr abfallen, eine andere hatte Straz gu-
lationsphantasien. Auch auf den Aberglauben, dass einem der Versterd
zugenäht wete, wird hingewiesen.'s wird dann erwähnt, dass sich die
lokale Oranie in andere Formen verwandelt (Mindereiben,Haarraufen und
dass die psychische Onanie (Romarhelden) eine grosse Rolle spiele (
Bilder: Leda,o).Al Uebergang zum Fetischismas wird erwährt, dass
bei dem im allgemeinen mehr erotischen Weib alles als Erregungs-
mittel dienen kenn.besonders wird auf eine Onanie form bain sik-
anhören hingewiesen. Schliesslich wird noch ervorrufer der Onane
lust durch Zjeptomenie erwährt und die für die Frau charakteris
tische Onanie form durch Andrücken des Kindes, die zu den Mädchenspie
len Puppe hinüberleitet.
Hitschmann erwähnt die Onanie, die sich an Angstzustände und die, die
sich an des Roman lesen anschliesst.Musik scheine es zweierk i zu ge-
ben eine reinigend wirkende und eine erregende (Klavierspiel ist in
Träumen ein häufiges Oranie symbol). Die eiehung der musiker zu der
Neurotikern wäre einer eingehen den Bearbeitung wert.
Reik findet in der Musik die weitestgehende Möglichkeit alle komple-
xe abzure agieren, ohne dass sie diese selbst zu Bewusstsein bringt.
Frisijung bemerkt zur Autoe rotik des leares, dass dieses wichti
ger ngriffspunkt sei, um sich ohne direkte Berührung des Genitales
zu reisen. Es gebe wohl zweierlei Musik, aber nicht wie Hitschmann
meine, sondern einen sutoerotischen Musikbetrieb, der sich im Phante-
sieren "auf dem Klavier erschöpfe und einen andern, der für die Zuhö-
rer bestimmt ist und sie gewinnen will.
ein
Stekel findet es nicht en gängig, eine Pastrations phantasie auf die
Hand zu beziehen die Angst vor dem Abfallen derselben ist eine Talion
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phantasie.Der Kastrationsphantasie des Mannes entspricht etwa die
Phantasie der Frau, die habe sich durch die Onenie das Genitale oder
die inneren Organe beschädigt und sei nun unfruchtbar. Die Free D
hebe meist bisexuelle (männliche ) Phante sien. Tin Gegenstück zur Stran
gulierungsphantasis sind die kriminellen Phantasien vieler Männer
(das sie jemand ermorden) und Frauen (ermorder des Neugeborenen) bei
der Onanie.-Es gibt nicht zweisele i lusik, sondern ein und dasselbe
Musik vermag gänzlich verschiedene Phantasien auszulösen und versch
ieden zu wirken.Dass die Kleptomanie mit der Onanie zusammenhängt
ist richtig und es ist in den Falle von Spielrein interessant, dass
der gehessten Person etwas weggenommen wird; häufig sind dabei auch
homosexuelle Neigungen im Spiele; sie will sich das Stück Mann er-
Betzten, das ihr feilt.
Tausk meint, dass die Musik ein Stadium des menschlichen Geistes
repräsentiere, in welchem noch ohne Vorstellungen gearbeitet wurde.
und bloss durch den Af ektausdruck abreagiert wurde. Die Musik als
Assoziationsmaterial ist ein anderes Thema.Zum Aequivalent der männ
lichen Kastre tionephen tande beim Weib wird auch auf die Phantasien
von Abbeissen hingewiesen (Zola: Fecondite). Die passive Restration
spielt eine andere Rolle. Die Kastrations phan te sie scheint eine phy-
logenetische Vorbildung zu haben und zeigte sich bei einem Neuroti-
ker mit dem Geburtsakt verknüpft.Beispiel dafür, dass sich die Klepte
manie enverbotene sexuelle Akte anschliesst.
Rank weist datauf hin, dass der verbotene Inhalt des kleptomanische:
Aktes verschiedenen sexuelen Handlungen bestehen könne,
dass aber der Mechanismus der masturbatorische sei.In den Mytham
und Märchen findet sich als weibliche, aber meist von Marnern ver-
hängte Strafphantasis für die Onanie das Zunähen (in Versbhie bung auf
den Lund) des Verschliessen mit einem Schloss und insbesondere das
Abhauen der Hände, das dem der Begierde des Vaters widerstehenden
Mädchen meist von diesem zugefügt wird.-Der sexuellen Erregung
beim Fridsieren liegt die narzistische Selbstbewunderung im Spie
gel zugrunde (natürlich ist die erogene Fähigkeit des Haares dabei
keineswegs ausser acht zu lassen)?Dem Abschneiden des Penis duron
die Frau liegen komplizierte Phantasie zugrunde und nicht ein-
fach die am Mann vollzogene Kasnation wegen eigener Onanie.
in
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zwei entgegengesetzten Strebungen eines Triebstockes gibt es keine
Synthese, sondern nur ein entweder oder oder ein intermittieren.
Reinhold ist mit Tausk darin einverstanden, dass nicht die Hemmung
die Leurose hervorbringe; aber auch nicht die Verwendung der Hemmung,
die ja auch zur Sublimierung führen kann; sondern es muss die Verdrän.
gung vorangehen.
Pricajung meint,ires der widerspruch, ob die Aktualneurosen dadurch
bedingt seien, dass die peyerischen Momente die Drüsensekretion be-
sinflussen, oder wie Steel meint die psychischen begaaiterscheinun-
gen års gebende bleiben, durch die Beobachtung einer grossen An-
zahl vo Idioten zu entscheiden wäre, da bei diesen die Vorgänge
sich unbeeinflusst von den Legaliterscheinungen der Kultur abspiele n
Rosenstein bemerkt, dass er Gross zwar kenne, aber sadne Erwähnung
in Zusammenhang nicht für wichtig gehalten habe.Die lemmung als letz'
Ursache der Neurose sei bis jetzt nicht widerlegt worden. Unter der
Sejunktion sei ja bloss eine Anlage verstanden.
Spielrein verweist darauf, dass Bleuler in seiner Auffassung der Ambi
valenz den mangel an Aktionsfähigkeit auf zwei einander entgegenwir-
kende Kräfte zurückge führt habe.Den Komplex nehmen wir normalerweise
nur in der Differens der beiden antagonistischen Kräfte wahr.
Markus bemerkt dagegen, dass zwei entgegengesetzte Strebungen auf ein
Objekt gerichtet nicht Gleichgiltigkeit gegen dasselbe hervorrufen
werden, sondern das Gegenteil.
Prof.Freud bemerkt, dass mit der Annahme der sejunktive Disposition
nichts gewonen sei. Die Unfähigkeit zur Synthese sei allerdings tat-
sächlich
angeboren, da sie beim Kind in exquisiter Weise auch aussere
Erst später empfinden wir es unerträglich inbezug auf dasselbe Objek
zwei entgegengeste zte Arten des Verhaltens unvereinigt bebenein en-
der zu aulien wis es beim Kind der Fall ist. Auch in der Religions-
geschichte lässt sich dies verfolgen, da oft (beispielsweise bei den
Aegypte rn)alle aufeinander folgenden Gestaltungen der Bötter neben-
einander erhalten bleiben.
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Protokoll der 21. Sitzung am 20. März 1912. VIII. Onanie-Debatte (Dattner, Spielrein)
1912-512/1912
/1912
Vollständige Manifestation
Protokoll
Papier
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Fertig ✔
Ganz fertig / zutreffend ✔
Fehlt ✖
Fehlt ✖
Ja
Nee
4
Blatt/Blätter
Schreibmaschine
Deutsch
Unbeschädigt
Original
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