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Sitzungen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung 1920
18) Sitzung am 2. Januar 1920:1
Diskussion über die Gründung einer Gesellschaft zur Pflege der Psychoana-
lyse. Referat Dr. Bernfelds über deren Absichten und Organisation.
(IZP 1920, S. 112)
Anwesend: Prof. Freud, Rank, Sadger, Hitschmann, Kaplan, Bernfeld, Dr.
Deutsch, Nunberg, Federn, Dr. Nepallek, Dr. Jokl, Schmideberg, Frau
Federn, Frau Hug-Hellmuth, Frl. Schott, Frl. Anna Freud, Dr. Reik, Dr.
Fokschaner, Dr. Schilder.
Prof. Freud: Dr. Marcinowski hat seine Mitgliedschaft angemeldet. Wahl
für Dr. M/arcinowski/ nächstemal.
Dr. Federn spricht über seine Stockholmer Reise.²
Dr. Rank spricht über seine Reise nach London und Holland. Für Kon-
greß wird Haag als Ort gewählt.³
Prof. Freud kündigt Erscheinen von Delgado El Psychoanalysis" in
Lima (Peru) an.
Dr. Bernfeld hält ein Referat über die Bildung einer Laiengesellschaft.
Diskussion:
Bernfeld sieht z.I. eine pädagogische Gruppe des Vereins darin, glaubt
nicht, daß der Verein die wilde Psychoanalyse befördere. Der Begriff des
Laien wird bestimmt. Schlägt für den Verein „Imago" als Name vor. Weitere
Entwicklung des Vereins ist zweifelhaft.
Dr. Schilder: Wie man Studenten die Psychoanalyse beibringt, ist eine
Frage, die auszuscheiden /ist/. Andere Laien heranzuziehen, ist der Verein
nicht die richtige Organisation.
Prof. Freud: Wahrnehmung, daß die Psychoanalyse weites Interesse
geweckt hat.5
Dr. Jokl meint, daß andere Gefahren für die Psychoanalyse aus der Ver-
einstätigkeit erwachsen.
Prof. Freud: Vereinsgründung oder andere Form? Frage der Entschädi-
gung ist ungeklärt.
Dr. Hitschmann: Wie sollen die Hörer oder Vereinsmitglieder gesammelt
werden. Schlägt vor Vortragszyklus, um Mitglieder zu gewinnen.
Dr. Bernfeld hält es nicht für ausreichend, Kurse zu halten innerhalb
irgendeines Vereines. Kompromißvorschlag: Kein Verein, sondern Sektion
oder Gastvorträge.
Prof. Freud hält auch Vorträge allein für ungeeignet. Auch Dr. Bernfelds
Vorschlag hält Professor für nicht ausreichend."
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Dr. Nunberg hält dafür, daß Organisierung das Richtige. Hält die Leitung
vom Verein aus für notwendig.
Dr. Federn gegen Dr. Schilder: Wir haben keine Universität, keine Dozen-
tur. Die Beschränkung auf Studenten ist verfehlt. Der Verein ist ein Versuch,
die Widerstände zu überwinden. Die Prämie der Bekanntschaft /ist/ nicht zu
unterschätzen.
Dr. Reik hält den Verein für notwendig.
Dr. Hitschmann entwirft ein Bild des Vereins.
Prof. Freud: Vermittlungsvorschlag, Verein solle nur den Titel. Nächste-
mal in 14 Tagen Abstimmung.
Dr. Hitschmann: In neurol. Zentralblatt ein Artikel über Sexualleben im
Kindesalter. Lutschen.
19) Sitzung am 18. Januar 1920:
Fortsetzung der Diskussion. (IZP 1920, S. 112)
Anwesend: Dr. Rank, Dr. Hug, Dr. Bernfeld, Kohn (als Gast), Dr. Winter-
stein, Silberer, Storfer, Dr. Federn, Dr. Nepallek, Dr. Federn, Dr. Reik,
Schmideberg, Prof. Freud, Dr. Hitschmann, Nunberg, Dr. Fokschaner, Frau
Dr. Fokschaner, Dr. Schilder. (Kaplan)
Dr. Marcinowski wird einstimmig zum Mitglied.
Dr. Reik wirft die Frage des Mitgliedsbeitrages auf.
Dr. Rank: Preis der Zeitschriften 80 K. ab neuem Jahr. Stellt den Antrag,
200 K. pro Jahr als Mitgliedsbeitrag anzunehmen. Einstimmig angenommen.
Prof. Freud leitet die Diskussion ein, welche über die Komitébildung ent-
scheiden soll.
Dr. Bernfeld spricht als Proredner für einen Laienkreis, der für die Psy-
choanalyse Interesse zeigt, und zwar für eine gesonderte Organisation.
(Dr. Storfer bittet, Mitglied der Wiener Vereinigung zu werden.)
Dr. Schilder gibt kontra einige Bedenken kund gegen den Dilettantismus
in der Ausübung der Psychoanalyse. Gegen die Form eines Vereins, für Kurs-
tätigkeit an Universität, Ausgestaltung in Seminarien.
Für Verein: 9 Stimmen
Gegen Verein: 4/Stimmen/
1.) Name:
Dr. Federn schlägt für Verein vor: Vereinigung zur Verbreitung der Psy-
choanalyse.
Dr. Kaplan: Institut für Psychoanalyse,
Dr. Bernfeld schlägt „Imago" vor,
Silberer schlägt nur die Bezeichnung Gesellschaft/vor/.
Freud schlägt Laiengesellschaft vor,
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