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Freud: Motiv des Vortrags höchst lobenswert, aber ziemlich überflüssig.
Frau Dr. Hug: Traum eines Kindes, der deutlich homosexuelle Wünsche
zeigt.
Reich bestätigt bei Stotterern die passiv-anale Einstellung. Stottern
bedeutet direkt Hemmung gegen Aussprechen dieser Wünsche. Fast alle
Stotterer stottern schon seit früher Kindheit. Fröschels glaubt, daß es phy-
siologisches Stottern gibt. Verknüpfung von Sach- und Wortvorstellung.
Anale Triebkräfte vermögen eine solche Verknüpfung zu stören.
Federn: Kind, das nur bei bestimmten Worten stotterte.
Jokl: Bei Mädchen, nur dann stotterte, wenn sie etwas zurückhalten will.
Hug: Er stottert beim Wort „klein", weil er klein sein will (beim Vater
schlafen).
Freud: In solchen Fällen nicht von „homosexueller" Einstellung zu spre-
chen, weil das keine Wurzel der Homosexualität ist. Diese kindliche Einstel-
lung wiederholt sich nicht ohne Änderung. „Feminine“ Einstellung, die als
Widerstand eine große Rolle spielt. Das ist es, was Adler den männlichen
Protest" genannt hat. Das Stottern entsteht durch Anwendung der Analität
auf die Rede. 1.) Ausdruck des Trotzes. 2.) Analer Genuß. Das Stottern von
gewissen Worten aus sich verbreitet. Das ursprüngliche Zentrum ist später
freigeworden.
Dr. Schilder: Über Wiedergeburtsphantasien im epileptischen Dämmer-
zustand.
Gefühl, daß der Anfall nicht wiederkehren könne, ist Wiedergeburts-
phantasie. Vorher geht das Gefühl des Sterbens. - Diese Doppelgestalt ist sehr
häufig. Biologische Prozesse scheinen sich in diesen Zuständen zu spiegeln. In
allen Fällen hat er analytische Zusammenhänge gefunden. Schilder findet keine
epileptischen Amnesien mehr; sie sind dasselbe wie die hysterischen Amnesien.
Prof. Freud: Auch zu den Phantasien Dostojewski diese Zweischlächtig-
keit. Es sei nur an der Diagnose „Epilepsie" zu zweifeln - könne ebenso
schwere Hysterie sein.
Sitzungen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung 1922
57) Sitzung am 4. Januar 1922:
Dozent Dr. Felix Deutsch: Psychoanalyse und organische Krankheiten.²
An der Diskussion beteiligten sich: Pollak (Prag) als Gast, Reich, Hitsch-
mann, Federn, Pötzl, Rank, Reik, Freud. (IZP 1922, S. 117)
Anwesend: Prof. Freud, Gäste med. Pink³, Dr. Frohmann, Dr. Kauf5, Dr.
Donath, Dr. Pollak Franz?, Dr. Blitzstein, Dr. Sadger, Prof. Pötzl, Dr.
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Federn, Dr. Winterstein, Dr. Nunberg, Dr. Reich, Dr. Nepallek, Dr. Fok-
schaner, Dr. Jokl, Dr. Bernfeld, Dr. Hug, Dr. Hitschmann, Reik, Rank, Sara-
sin, Kempner, Dr. Jekels, Dr. Deutsch, Dozent Deutsch, Aichhorn, Doz.
Schilder, Anna Freud, Strachey, M. Harburn, Anna Bernfeld, Dr. Markusze-
wicz, Dr. Fenichel, Dr. Bibring, Dr. Blitzstein, Dozent Deutsch, Dr. Mor-
genthau, Dr. Sperber, Dr. Rebaudi-Leonides 10, Dr. Bychowski.
Prof. Freud über die Organisation der ständigen Gäste.
Dozent Deutsch hält seinen Vortrag Psychoanalyse und organische
Krankheiten."
Über die psychischen Faktoren in den organischen Krankheiten. Es
gelingt dem Individuum, eine Schädigung an jenem Organ durchzusetzen,
das die verdrängten Komplexe verlangt.
Dr. Franz Pollak über die Gründung einer psychoanalytischen Vereini-
gung in Prag.
Dr. Reich zu einem Falle von Furunkulose.
Dr. Hitschmann findet die Fälle nicht überzeugend. Der Respekt vor
Heredität.
Dr. Federn berichtet über 2 Fälle.
Prof. Freud, Dr. Reik, Prof. Pötzl, Dr. Hitschmann.
Prof. Freud: Ferenczis Ansicht über Tier und Mensch Autoplastik und
Alloplastik. Um starke Strebung zu befriedigen, wird ein Organ geschaffen.
Ein Rest der autoplastischen Fähigkeiten auch bei Menschen. Es handelt sich
nicht um Minderwertigkeit, sondern um höhern Grad von Variabilität.
58) Sitzung am 18. Januar 1922:11
Dozent Dr. Hans Sperber (als Gast): Eine sprachliche Beobachtung zu Grill-
parzers Vaterkomplex.
An der Diskussion beteiligten sich: Federn, Bernfeld, Reich, Jokl, Freud,
Hitschmann, Winterstein, Frau Dr. Kolischer12 und Fräulein Dr. Sperber 13
als Gäste. (IZP 1922, S. 117)
Anwesend: Sadger, Friedjung, Federn, Weiss, Winterstein, Reich, Fenichel,
Fokschaner, Deutsch, Hitschmann, Rank, Hug, Bernfeld, Nunberg, Nepal-
lek, Jokl, Schmideberg, Sarasin, Storfer, Hartmann, Morgenthau, Kempner,
Pappenheim, Steinberg(er), Bychowski und Frau, Markuszewicz, Kager?,
Polon, Blumgart, Oberndorf, Rickman, Strachey, Miss Harburn. (Freud,
Frau Kolischer, Sperber, Frau Sperber)
Friedjung über einen Kurs Kindersexualität.
Professor/Freud/Doz. Deutsch: Anmeldung Prof. Levi-Bianchini.
Sperber: Eine sprachliche Beobachtung zu Grillparzers Vaterkomplex.
In den Werken Grillparzers ist der Begriff „Vater" mit überraschender Häu-
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