S.
Für das Arbeitende Palästina.
Schalom Asch, Eduard Bernstein, Ch. N.
Bialik, Leon Blum, Julius Braunthal, Max
Brod, Hermann Budt, Martin Buber, Oskar Kohn,
S. Dubnow, Albert Einstein, Lion Feucht-
wanger, Sigmund Freud, A. B. Klerkoper, W.
Latzki-Bartoldi, Fritz Naphthali, Ab. Schip-
lakoff und Arnold Zweig erlassen einen Aufruf an
alle Freunde des Arbeitenden Palästina, in dem es u. a.
heisst:
Das Aufbauwerk der jüdischen Arbeiter
in Palästina ist schon lange über den Rahmen ei-
nes engen Parteikreises hinausgewachsen. Sein Schick-
sal beruht aufs innigste jeden, der sich für die jüdi-
sche Renaissancebewegung und ihren grossen sozialisti-
schen und volksbefreienden Inhalt verantwortlich fühlt.
Und gerade jetzt, da das Werk vor grosse Prüfungen
und schwere Aufgaben gestellt ist, muss auch noch
auf eine noch sinnfälligere und greifbarere Weise als
bisher unser aller Interesse für seine Zukunft klar zum
Ausdruck kommen. Aufs neue ist in der Oeffentlichkeit
die Frage der Durchführbarkeit des jüdi-
schen Nationalheims in Palästina
zur Debatte gestellt worden. Die bishe-
rigen Leistungen werden in ein falsches Licht gerückt,
die Bedürfnisse und Ziele werden unrichtig dargestellt,
die Möglichkeiten und Perspektiven werden nicht richtig
gewertet und verstanden. Die sozialpolitischen Verhält-
nisse im Orient gefährden die brüderliche Begegnung
des jüdischen und arabischen Volkes auf ihrem histori-
schen Weg zu gemeinsamer Arbeit, internationaler So-
lidarität und nationaler Freiheit. Die Zunahme reaktio-
närer Tendenzen in der Welt stellt die Erhaltung und
Ausdehnung der sozialistischen Errungenschaften der
jüdischen Arbeiterschaft Palästinas und die neuen For-
men menschlichen Zusammenlebens vor einem harten
Kampf. Dieser Kampf geht um die Güter, die den Stolz der
jüdischen Kolonisationsarbeit ausmachen und um die
ungestörte und wachsende Möglichkeit ihrer erfolgrei-
chen Entwicklung.
Der Weltkongress, der zum 27. September
1930 nach Berlin auf den Grundlagen der allgemei-
nen jüdischen Arbeiterorganisation in Palästina einbe-
rufen wird, soll die Front der Arbeiterschaft im Lande
stärken und ihre schöpferische Kraft vergrössern. Im
Kreise Gleichgesinnter soll der Weg für weitere Taten
freigemacht, sollen die Kräfte zur Schaffung der freien
jüdischen arbeitenden Gesellschaft in Palästina mobili-
siert werden.
Die Freunde des jüdischen Aufbauwerkes in Pa-
lästina sind über die verschiedenen Lager und Rich-
tungen des jüdischen Lebens verstreut. Freunde, die
das an Opfern reiche Aufbauwerk der jüdischen Arbei-
terschaft bewundern, die mit Leiden mitfühlen und
sich mit an ihren Erfolgen freuen, sie alle, ohne Unter-
schied der Parteitradition, auch diejenigen, die sich nicht
in allen Einzelheiten mit dem Histadruth-Programm iden-
tifizieren, werden auf den aufrichtigen Ruf, der in
prüfungsschwerer und verantwortungsvoller Zeit kommt,
antworten und sich alle in die Reihen der Wähler stel-
len zum Weltkongress für das Arbeitende Palästina.
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