„Gross ist die Diana der Epheser“ 1911-005/1911
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    Varia.

    „Gross ist die Diana der Epheser“. Die alte Glieuhenstndt Ephesos in Klein-
    .eien, am deren Ruinen sieh gerade die beterreichisehe arehiiolngisohe Eorsehang
    verdient gemacht hat, war im Altertum vor allem berühmt durch ihren grossertigen,
    der Artemis (Diana) geweihten Tempel. Jonisehe Emigranten bemiichtigten sieh
    m'elleiclit im 8. Jahrhundert der längst von asiatieohen Völkerslamnaen bewohnten
    Stadt, fanden in ihr den Kult einer alten muttarlichen Gottheit vor, die möglicher-
    weise den Namen Ollpis trug, und identifizierten diese mit ihrer heimatlichen Gran
    heit Artemis. Nach dem Zeugnia der Ausgrabungen erhoben sich im Laufe der
    Jahrhunderte mehrere Tempeibaaten auf dereeihen Stätte zu Ehren der Gotther
    Es war der vierte dieser Tempel, der im Jahre 356 in der Nacht, in welcher Alex-
    ander der Grosse geboren wurde, durch einen von dem wuhnwitzigen Hemetratoe
    sngestitteten Brand zugrunde ging, Er wurde herrlieher denn je wieder aufgebaut
    Mit ihrem Getriebe von Priestern, Magiern, Wallfahrern, ihren Kaufladen, in denen
    Amulette Andenken, Weihgesehenke feilgebeten wurden, konnte sich die Handeln
    grossstsdt preans einem modernen L eurdes vergleichen

    Um das Jahr 54 unserer Zeitreehnang kam der Apostel Paalne zu mehr-
    jehrigem Aufenthalt nach Ephesos. Er predigte, tat Wunder und gewann einen
    grossen Anhang im Volke. Von den Juden verfolgt und verklagt, trennte er sieh
    ihnen ab und gründete eine unabhängige Christengemeinde. Unter der Ausbreitung
    seiner Lehre begann dee Gewerbe der Goldschmiede zu leiden, die für die Glaabigen
    und Pilger aus aller Welt die Andenken an den Gnadenort, die kleinen Nachbil-
    dungen der Artemis und ihres Tempels tebriziert hatten 1). Paulus war viel zu
    sehr sbflrl‘el' Jude, um die ‚alte Gottheit unter lnderem Namen neben seinem Gott
    forthestehen zu leeren, sie nmnntanten, wie die jonisohen Eroberer mit der Gattin
    Onpis verfahren hatten. Da musste es den frommen Handwerkern und Kunstlem
    der Stadt um ihre Gettm wie um ihren Erwerb bange werden. Sie smpörten sieh
    und strömten unter dem unaufhhrlich wiederholten Ruf „Gross ist die Diane der
    Epheser“ durch die Hauptstrasn Arkediene zum Theater, wu ihr Führer Deme-
    trios eine Brandrede gegen die Juden and gegen Paulus hielt. Mit Mühe gelang
    es der Behörde den Aufruhr durch die Versicherung zu dempien, dass die Majestät
    der grossen thtin nnantnsthar und iiber jeden Angriii erheben sei?).

    Die von Paulus gegriindete Kirche von Ephesos blieb ihm nicht lange treu.
    sie geriet unter den Einfluss einer Mannes Johannes, dessen Persönliehkeit der
    Kritik schwere Aufgaben gestellt hat. Er war vielleicht der Verfasser der Anekd—
    lypse, die von Invektiven gegen den Apostel Paulus strotnt, Die Tradition lieas ihn
    mit dem Apostel Johannes zusammeniallcn‚ dem das vierte Evangelium zugeschrieben
    wird. Naeh diesem Evangelium hatte Jesus am Kreuze seinem Lieblingesehiiler auf
    Marin deutend zugerufcnr Siehe, des iet deine Mutter, und von diesem Angenblieke
    an nahm Johannes die Maria zu sich. Wenn also Johannes naeh Ephssos gegangen
    war, so war auch Maria mit ihm dahin gekommen. In Epheaos erhob sieh also neben
    der Kirehe des Apostels die erste, schon im vierten Jahrhundert benengte, Basilika
    zu Ehren der neuen mhttgrlichen Gottheit der Christen Die Stadt hatte ihre grosse
    thtin wieder. ee hatte sich ausser dem Namen wenig verändert; auch die Gold—
    Schmiede fanden wieder Arbeit, Abbilder der Tempels und der Gottheit ftir die
    neuen Pilger zu schaffen; nur die Leistung der Artemia, die sieh in ihrem Attribut

    i) Sieh;aneh Goethes Gedicht, Bd. 2 der Suphien-Ausgnbe, s. 195.
    2) Apostelgesohichte, Kap. x1x.

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    Knugdcpccpeg euedruckte, tiberging euf einen heiligen Artemidornn, welcher ein,] der
    Frauen in Kludesnötim annimmt.

    Denn kann die Ereberung der Stadt durch den lslem und endlich ihr Untergang
    und ihre Verudung durch die Vereendung ihren Fluneee. Aber die grcsne Gattin von
    Epheenn hntte ihren Anspruch nach immer nicht aufgegeben. Noch inuneeren Tegen
    erschien ein ein he' ige Jungfren einem kommen deutechen Mädchen, Kuthuriue
    Emmerich in Dülmen, beechrieb ihr ihre Heine nech Uphenue, die Hinrichtung
    den Heueee, den nie dert bewohnte und in dem sie eterh, die Form ihren Betten new.
    Und Henn und Beth haben sich wirklich gefunden, sowie nie die Jungfreu heechriehen
    hatte, und sind wiederum das Ziel von Pilger-fahrten der Gläubigen.

    (Nach F. Sertieux‚ Villen nicrtee d’Aaie mineure, Perin 1911.)

    F ren d.

    Eine Traumanalyse bei 0vill,
    Von Dr. Karl Ahrehem (Berlin).

    In dritten Buch der „Amoms' den Ovirl findet nich uln fünfte Elegie die eue-
    idhrliche Schilderung eines Trhnmes. Den Gedicht leutet in der nehm wertgelrnnen
    und eehr gelungenen Ühersetznng von Dr. Alexender Bergl) wie felgtr
    ‚Nacht wer's, und en verechlnee mir der schief die ermiideten Augen;
    Höre dns Tmnmgusicht, des mich in Schrecken gesetzt.
    Reich en Eichen erhob ein Hein eich en scnnigene Hügel,
    Und in der Zweige Lunh bergen der Vögel nich viel.
    Einen grünenden Pletn enthielten renige Ketten.
    Feucht von den Tropfen des eenft rnunchenden Weseern gesprengt.
    Unter der Bäume Leuh entzog ich selbst mich der Hitze;
    Aher der Bäume Laub wehrte der Hitze doch nicht.
    Der etcnd, hleudend weiee, mir eine Kuh vor den Augen.
    Krhnter suchend rnit buntfnrhian Blumen genuecht;
    Blendender wer sie ein Schnee, wenn eben frisch er gefnllen,
    Welchen zu Weneer nech nicht hette geschmolzen die Zeit ,-
    Blendendnr wer nie, nie Milch, die weien von noch muchendem Schuuen int
    Und die des Mutterechef, eben gemalkan. verliiasl„
    Deren Begleiter wer ein Stier, ihr glücklicher Gette,
    Und mit der Gnttin vereint druckt‘ er den neftige Gene,
    Während er deliegt trug und wiederhhute die Klienten
    Und ihn zum zweiten Mel epeiet die genpeieete Kent,
    Suhlen‘s, dene hcwdltigt vom Schluf nein herncrt.rngcndee Heupt er
    Hin uni die Erde, dass eie‘e etiitcete, hehe gestreckt.
    Hierher hen., nun der Luft euf leichten Schwingen eich eenhend,
    Eine Kr‘dhe und liess echwetzend eich nieder im Gene.
    Und dreimel grnb frech in die Bruni der schneeigen Kuh nie
    Ihren Sehnehel‚ und weiss wer ven den Hnnrnn der Mund.
    Jene verliess den Ort und den Stier nach ldngerem Zaudern,
    Doch eni der Brent der Kuh werd nun ein echwdrzlichcr Fleck.
    Und ein Stiere ein sah, in der Ferne Kräuter eich pfldckend, _
    Fern von ihr pddckten eich Stier-e den üppige Kennt *
    Stdrnte ein sich derthin, nich mit jener Herde zu miechen.
    Und besuchte die Trifh, reicher mit Helmen geechrnhckt.

    1) Berlin, Laugenscheidl’sche Verlagabuchhandlimg. 2. Auflage.
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