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30. Untersuchungen über die Wuthkrankheit des
Menschen.
Von V. B r i g i d i und A. B i a n c h i (Lo Sperimentale, August 1883).
Die Verfasser haben in 3 Fällen von Rabies mit 30-, 42- und 45tägiger Inkubation
das dem Lebenden entnommene Blut und den Speichel, dann das
gehärtete nervöse Zentralorgan mikroskopisch untersucht und ferner frisches
Blut, Speichel und Stücke frischer Hirnsubstanz von Kaninchen auf verschiedenen
Wegen eingebracht, um die bekannten Versuche P a s t e u r ’ s
zu wiederholen.
Im Blut, Speichel und im Zentralkanal der Oblongata ihrer Wuthkranken
fanden sie reichliche Mengen von Körnern, die sich mit Bismarckbraun und
Methylviolett färbten, und die sie für Mikroorganismen halten, ausserdem
Exsudation um die Gefässe in der Oblongata und im Gehirne. Die Versuche,
in welchen sie Blut oder Speichel ins Peritoneum oder subkutane Gewebe
von Thieren injizirten, ergaben durchwegs negative Resultate; die Thiere, denen
sie Stücke von Hirnsubstanz nach Anlegung einer Trepanöffnung in die
Schädelhöhle brachten, starben ihnen meist nach wenig Tagen an Eiterungen;
und in einem Falle, den sie als eine gelungene Uebertragung von Rabies
vom Menschen auf ein Thier ansehen, überstand ein Kaninchen die Ope-
ration 32 Tage, zeigte dann plötzlich Unruhe, Fressunlust und starb unter
Krämpfen am dritten Tage nach Ausbruch der Erscheinungen. Die Sektion
ergab: die Wunde verheilt und das Gehirn mit seinen Häuten normal. Ganz
ähnliche für Mikroorganismen gehaltene Körner wie in den Flüssigkeiten
der Wuthkranken fanden sich auch im Gehirne dieses Thieres, aber auch im
Gehirne aller anderen Thiere, die an Eiterungen zu Grunde gingen.
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