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32. Ueber Bronchialasthma.
Von C u r s c h m a n n (Hamburg).
Unter dem Namen Asthma habe man früher die allerverschiedenartigsten
Dinge bunt zusammengeworfen; durch L a ë n n e c und R o m -
b e r g sei einige Klarheit in die Sache gebracht worden und besonders
L e y d e n habe sich Verdienste um die Begriffsfeststellung dadurch erworben,
dass er die Veränderungen der Bronchialschleimhaut beim Asthma
erkannte. Für Referenten ist der Name Asthma ein Sammelbegriff für verschiedene
Krankheitsäusserungen.
In klinischer Beziehung sei zu unterscheiden zwischen dem sehr seltenen
primären Asthma, dessen Ursache in Veränderungen im Gehirne zu suchen
ist, und dem sekundären Asthma, das als Reflexerscheinung von den Respirationsorganen
aus anzusehen ist. Hier sind wiederum zwei Gruppen zu
trennen: a) Asthma mit unveränderten Respirationsorganen und b) Asthma
mit mehr weniger veränderten Respirationsorganen. Schon L a ë n n e c
hatte auf die Veränderung in den Bronchiolen aufmerksam gemacht, L e y -
d e n und Referent haben auf die Spirillen im Sputum und C h a r c o t
und L e y d e n auf die Asthmakrystalle hingewiesen. Die Bronchiolitis exsudativa,
wie sie Ref. genannt hat, allein genügt nicht zur Auslösung der
asthmatischen Anfälle; die Schwellung der Schleimhäute bewirkt die Nervenreizung,
den Krampf, welcher die Hauptsache ist. Ausser der Bronchialschleimhaut
ist es die Nasenschleimhaut, welche am häufigsten Veranlassung
zu dem reflektorischen Asthma gibt; endlich können Bronchiolitis und Nasenaffektion
gleichzeitig bestehen und das Asthma verursachen. – Für die
Behandlung sei zu unterscheiden die Behandlung des Anfalles und die der
Krankheit; gegen ersteren erweisen sich die Narkotika erfolgreich, besonders
Morphiuminjektionen, die leider leicht zu Morphiumsucht führen; auch
Brechmittel sind zu empfehlen; möglichenfalls ist bei nasalem Asthma auch
Cocaïn von Wirkung. Gegen die Krankheit als solche ist allen übrigen Mitteln
das Jodkali in längere Zeit andauernder Anwendung vorzuziehen. Die
chirurgische Behandlung (H a c k ) verdiene alle Empfehlung, indess sei in
letzter Zeit vielfach Missbrauch mit derselben getrieben worden.
Prof. R i e g e l (Giessen) erläutert das Zustandekommen des Asthma,
für welches die verschiedensten Ursachen, Glottisparalyse, Krampf der Inspirationsmuskulatur
und dergleichen mehr in Anspruch genommen wurden,
wie man noch heutzutage Asthma und Dyspnoë untereinander bringe. R.
möchte im Gegensatze zum Asthma cardiale das Bronchialasthma lieber
Lungenasthma nennen; dasselbe kennzeichnet sich durch plötzliche Dyspnoë
mit pfeifenden Geräuschen ohne Vermehrung der Respirationsfrequenz, erschwerte
und prolongirte Exspiration, Erweiterung der Lungen, die nach beendigtem
Anfalle wieder auf ihr altes Volumen zurückkehren. Vortragender
geht auf die verschiedenen, für den Mechanismus des Asthmaanfalles aufgestellten
Theorien näher ein, erwähnt seine eigenen Untersuchungen in Bezug
auf Reizung des zentralen Vagusendes und kommt zu dem Schlusse, dass der
Mechanismus des Asthmaanfalles nur durch die Koexistenz von Krampf der
Bronchialmuskeln, des Zwerchfelles und einer vasodilatatorischen Hyperämie
der Bronchialschleimhaut zu erklären sei.
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