Rezension [unsigniert] von: Durand-Claye ›Typhus und Cholera in Paris‹ 1885-250/1885
S.

46. Typhus und Cholera in Paris.

Von D u r a n d - C l a y e (Deutsche Med. Ztg. Nr. 48, 1885).

Die Cholera verursachte im Jahre 1884 in Paris halb so viele Todesfälle, wie
der gleichzeitig grassirende Typhus.

Die Stadttheile, wo die meisten Typhusfälle vorkamen, hatten auch die
meisten Cholerafälle. Diese Stadttheile sind die wenigst gesunden.

Der Typhus schien grossen Regengüssen zu folgen, während gleichzeitig
die Temperatur stark anstieg, so dass die Epidemie im Momente, wo die Regen
aufhörten, ihr Maximum erreicht hatte.

Die Cholera trat auf mit starkem Südwinde, der die Temperatur ungewöhnlich
hoch trieb, sie verschwand mit dem Eintreten starker Nordwinde.

Die Dichtigkeit der Bevölkerung einzelner Stadttheile übte anscheinend
keinen Einfluss aus auf die Frequenz beider Epidemien, wohl aber die Dichtigkeit
der Bevölkerung eines Hauses, in dem um so mehr Individuen starben,
je stärker die Kopfzahl der Hausbewohner war.

Paris führt per Kopf 160 Liter Wasser zu, es kommen aber in vielen
Häusern nur 21 Liter per Kopf zur Verausgabung, da die Hausbesitzer die
Anlagekosten der Wasserleitung scheuen. Das Wasser des Ourq-Kanales ist
sehr mangelhaft und die Mortalität an Cholera und Typhus war in einzelnen
Stadttheilen der verbrauchten Menge OurqWasser proportional.

Die Cholerasterblichkeit betrug 1884 in Toulon 75, in Marseille 18, in
Neapel 100 von 10.000 Einwohnern. In Paris war die Sterblichkeit eine
verschwindend kleine.