Rezension [unsigniert] von: Fothergill, J. Milner ›Therapie der Indigestion in Folge von Gefässüberfüllung des Magens‹ 1884-205/1884
S.

Therapie der Indigestion in Folge von Gefässüberfüllung des Magens.

Von J. Milner F o t h e r g i l l (Medical Record, 22. Sept. 1883).

Indigestion kann durch eine akute oder chronische Kongestion des Magens
hervorgerufen werden. Erbrechen, Durst, Röthung und Reizbarkeit der
Zunge sind die Hauptanzeichen des ersteren Zustandes, der auch durch irritirende
Gifte verursacht sein kann. Es ist wichtig, auszuschliessen, dass das
Erbrechen reflektorisch, insbesondere durch abdominale Reize bedingt ist;
in diesem Falle ist weder Temperaturerhöhung noch Veränderung der Zunge
vorhanden.

Die akute kongestive Indigestion erfordert zunächst die subkutane Einspritzung
einer vollen Dose Morphin, am besten gross genug, um Schlaf herbeizuführen,
ein ernährendes Klysma während der Morphinwirkung, Verdunkelung
des Zimmers, Eisstückchen gegen den Durst. Sobald die Reizbarkeit
des Magens sich gemindert hat, versucht man, eine kleine Pille Opium nehmen
zu lassen; wird diese zurückbehalten, so ist meist der Zustand überwunden;
wird sie aber erbrochen, so wiederholt man denselben Versuch während
der Wirkung einer neuerlichen Morphininjektion. Später lässt man Milch
oder alkalische Getränke gefrieren und in kleinen Stückchen schlucken.
Säuren sind sorgfältig auszuschliessen. Da der Milch weiterhin die Hauptrolle
bei der Ernährung zufällt, ist es nothwendig, zu verhüten, dass sie im
Magen nicht in zu festen Klumpen gerinnt, ein Zusatz von Kalkwasser ist
daher empfehlenswerth.

Alkohol ruft akute Magenreizung unter zweierlei ganz verschiedenen Verhältnissen
hervor. Erstens, wenn nach reichlichem Genusse Erbrechen und
Durst sich einstellt; in diesem Falle sind Milch und Sodawasser und abermals
Opium in Pillenform zu verabreichen; dann, wenn in akuten Krankheiten
Alkohol der drohenden Erschöpfung wegen gereicht wird, bis Reizbarkeit,
Erbrechen und Tympanitis als Anzeichen der lokalen Wirkung des Alkohols
auftritt. Unter diesen Verhältnissen muss man mit der internen Anwendung
des Alkohols aufhören und ihn per rectum einbringen.

Die chronische kongestive Indigestion tritt in allen Krankheiten auf, die
die Zirkulation in der Pfortader beeinträchtigen. Ihr hervorragendstes Symptom
ist ein Gefühl von Völle im Magen, die durch sie erzeugte Veränderung
des Magensekretes erfordert die Auswahl der am leichtesten verdaulichen
Speisen.

Die Behandlung dieses Zustandes geschieht durch die Hebung des arteriellen
Kreislaufes, insbesondere hebt F. hervor, dass in all den Fällen, wo
Digitalis von Nutzen ist, ein Zusatz von Strychnin die Wirkung beträchtlich
steigert.