Rezension [unsigniert] von: Groedel ›Die Entstehung des singenden diastolischen Distanzgeräusches am Ostium aorticum‹ 1884-229/1884
S.

29. Die Entstehung des singenden, diastolischen Distanzgeräusches
am Ostium aorticum.

Von Groedel (Berl. klin. Wochenschr. Nr. 16, 1884).

Verf. hatte in Bad Nauheim Gelegenheit, das so seltene musikalische, auf Distanz
hörbare Geräusch über der Aorta in einem Jahre 3 Mal zu beobachten,
daneben war in allen 3 Fällen ein Geräusch von gewöhnlichem Charakter
hörbar. In einem Falle konnte er sich durch Autopsie von dem Zustande der
Klappen und der Aorta überzeugen. Die Aorta war in ihrem untersten Theile
stark dilatirt, die Klappen an den Wänden verdickt, aber nicht rigide oder besonders
retrahirt. Für die Deutung der beiden anderen Fälle beruft sich Verf.
auf Präparate von L e i c h t e n s t e r n , welche als Begründung des bei Lebzeiten
hörbaren musikalischen Distanzgeräusches sehr bedeutende Dilatation
der Aorta und dadurch bedingte relative Insuffizienz der ganz zarten Klappen
zeigten. Das musikalische Geräusch kommt also zu Stande, wenn bei Insuffizienz
der Valv. semilun. aortæ die Klappen in einem Zustande sind, dass sie
durch das zurückströmende Blut in regelmässige und gleiche Schwingungen
gerathen können. Das daneben hörbare, nicht musikalische Geräusch kommt
im Ventrikel durch die Wirbelbildung des zurückströmenden Blutes zu Stande.