Rezension [unsigniert] von: Lorenz ›Ichthyolum bei chronischem Gelenkrheumatismus‹ 1885-246/1885
S.

42. Ichthyolum bei chronischem Gelenksrheumatismus.

Von L o r e n z (Deutsche med. Wochenschr. Nr. 23, 1885).

Ichthyol wird aus einem bituminösen Minerale mit Ueberresten vorweltlicher
Fische gewonnen, und besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, 10%
Schwefel und 0.005ä Phosphor. Eine theerartig aussehende Substanz von
Vaselinkonsistenz, schwach alkalischer Reaktion, kräuterartigem Geruche,
zum Theile in Wasser, Alkohol, Aether, vollständig in Alkoholäther löslich.
Es gibt mit Wasser eine Emulsion und ist in allen Verhältnissen mischbar mit
Fetten, Oelen und Vaselin.

Von U n n a bei Hautkrankheiten, besonders Psoriasis und Ekzemen
empfohlen. Bei akutem und chronischem Gelenks- und Muskelrheumatismus
von grosser Wirkung. Schmerz und Jucken lindernd.

Eine 30jährige Frau erkrankte 1882 mit starken Schmerzen in den Fussgelenken,
welche rasch anschwollen, und bald mit ähnlichen Erscheinungen
an Knie-, Hand- und Ellbogengelenken. Nach kurzen Remissionen blieb die
Schwellung eine konstante und ergriff auch die Zehen-, Finger- und Schultergelenke.
Anfang 1884 konnte die Kranke das Bett nicht mehr verlassen
und schrie bei der geringsten Lageveränderung laut auf.

Oktober 1884 sämmtliche Gelenke hochgradig verdickt, schmerzhaft,
kein Fieber, keine Herzaffektion, Allgemeinbefinden höchst elend. Sämmtliche
Medikamente und Bäder ohne Erfolg. L. lies nun das ichthyolsulfonsaure
Natron mit Unguentum Paraffini 30:100 um die Gelenke legen und
nach 14 Tagen konnte die Kranke schon die Treppe steigen.

Aehnliche Wirkung in einem zweiten Falle.