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56. Fall von Lähmung nach Erfrierung.
Von P o e n s g e n (Deutsche mediz. Wochenschr., 4. Juni 1885).
Ein 20jähriger Mann brachte eine Winternacht im betrunkenen Zustande,
auf der Erde liegend, angeblich auf der rechten Seite, zu. Er wurde bewusstlos
aufgefunden und suchte dann wegen heftiger Schmerzen im Arm die Heidelberger
Klinik auf. Der rechte Unterarm und die Finger waren in mässiger
Flexionsspannung, die Kraft derselben bedeutend herabgesetzt, einzelne
Bewegungen konnten nicht ausgeführt werden, die Sensibilität war überall
am Arme vermindert, an der Radialseite fast aufgehoben. Die Muskulatur,
namentlich an der Beugeseite, geschwollen und druckempfindlich. Aehnliche
Veränderungen zeigte der rechte Unterschenkel. Die Temperatur war etwas
gesteigert. Im weiteren Verlaufe nahmen die Sensibilitätsstörungen bald ab,
die Parese und Schmerzhaftigkeit der Muskeln besserte sich, an Stelle der
Muskelschwellung trat deutliche Atrophie, ausserdem hatten sich in den
Muskeln harte, besonders empfindliche Knoten entwickelt. Die Erregbarkeit
der Muskeln für Induktionsströme war herabgesetzt, für galvanische normal.
Der Prozess kann kaum anders denn als ein myogener aufgefasst werden und
die hier beobachtete Lähmung ist der ischämischen analog.
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