Rezension [unsigniert] von: Vogel, Alb., Bern ›Zur Prognose der Vagusresektion‹ 1884-214/1884
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    14. Zur Prognose der Vagusresektion.

    Von Alb. Vo g e l in Bern (Korrespondenzblatt für Schweizer Aerzte,
    1883, Nr. 19).

    Der wenig reichhaltigen Literatur über Vagusresektion werden hier drei Fälle
    aus K o c h e r ’s Klinik angereiht, in welchen wegen Carcinoms der Halseingeweide
    die Operation unternommen wurde.

    Im ersten Falle zeigte sich der linke Vagus von der Geschwulstmasse
    durchwachsen, es bestand vor der Operation keine auf diesen Nerven zu
    beziehende Innervationsstörung. Am dritten Tage nach der Operation trat
    heftiger Hustenreiz auf, am 9. Tage eine totale linksseitige Rekurrenslähmung,
    welche sich nach dem Vernarben der Wunde nicht besserte. Das Fortkriechen
    der Entzündung von der Schnittstelle auf den Laryngeus superior
    erklärt den spät aufgetretenen Hustenreiz; zur Erklärung der Rekurrenslähmung
    wird die Vermuthung vorgebracht, dass die Funktion dieses Nerven
    durch die verschont gebliebenen anastomotischen [317] Fasern eine
    Zeit lang versehen wurde, bis dieselben bei stärkerer Inanspruchnahme des
    Kehlkopfes erlahmten. Erscheinungen von Seiten der Herzbewegung, der

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    Lungenzirkulation und der Darmsphäre machte diese Resektion des linken
    Vagus nicht.

    Ebenso wenig Symptome machte die Durchschneidung des linken Vagus
    im zweiten Falle, der 10 Stunden nach der Operation tödtlich endete.

    Im dritten Falle wurde der rechte Vagus durchschnitten; unmittelbar nach
    der Operation trat eine geringe Pulsbeschleunigung auf, am Tage nachher
    Athembeschwerden, deren Beziehung auf die Vagusdurchschneidung zweifelhaft
    blieb. Der Patient erlag einer Nachblutung.

    Aus diesen Fällen geht hervor, dass die Durchschneidung nur eines –
    gleichgiltig welches – Vagus sehr geringe Störungen setzt und keine Kontraindikation
    gegen die Vornahme einer Operation darstellt.