S.
Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 677
Babinski. Paraplégie flasque par compression de la moëlle (Archiv
de Méd. expérim. Nr. 2, 1891).
B. erörtert die Bedingungen, unter denen Compression des
Rückenmarkes zu einer schlaffen oder spastischen Lähmung führt.
(Zur Charakteristik der schlaffen Lähmung gehört nicht nur die Ab-
wesenheit der Muskelspannung, sondern auch das Fehlen oder wenigstensS.
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die Herabsetzung der Patellar sehnenreflexe.) Man weiss, dass schlaffe
Lähmung eintritt, wenn das Lumbalmark selbst comprimirt ist. Wenn
das Cervico-Dorsalmark von der Compression betroffen ist, zeigt sich
die Lähmung als eine spastische, und die Reflexe sind gesteigert, es
sei denn, dass 1. der Process erst kurze Zeit besteht, 2. im Cervico-
Dorsalmark eine complete Zerstörung des Querschnittes vorhanden ist.
In diesen beiden Fällen ist dann die Lähmung schlaff und die Reflexe
verringert. B. fügt auf Grund von zwei eigenen und zwei fremden
Beobachtungen eine neue Bedingung für die Entstehung der schlaffen
Lähmung durch Rückenmarkscompression hinzu. In den betreffenden
Fällen fand sich zwar die comprimirende Ursache (Pachymeningitis
externa, Wirbelcarcinom etc.), aber keine nennenswerthe histologische
Läsion des Rückenmarkes und keine absteigende Degeneration. Die
Lähmung war dabei eine schlaffe, die Reflexe aufgehoben. B. legt
Werth darauf, dass es solche Lähmungen in Folge von Compression
des Rückenmarkes gibt, bei denen die Structur des Organes unver-
ändert gefunden wird. Die Drucklähmung der peripherischen Nerven,
der gleichfalls keine histologische Läsion entspricht, wird von ihm
zur Analogie herangezogen. Sigm. Freud (Wien).
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