Rezension von: Bernheimer, [Stefan] ›Über die Sehnervenwurzeln des Menschen‹ 1892-203/1892
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    Nr. 23.                                    Centralblatt für Physiologie.                                    767

     

    Bernheimer. Ueber die Sehnennerven wurzeln des Menschen (Wiesbaden
    1891).
        Die Studien an menschlichen Föten Neugeborener und mehrere
    Wochen alter Kinder mit Hilfe der Zerlegung in Serienschnitte nach
    mannigfaltigen Richtungen und der Weigert’schen Markfärbung ergab

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    768                                    Centralblatt für Physiologie.                                    Nr. 23.

    B. nachstehende Resultate in Betreff des Ursprunges des Sehnstreifen
    aus den Centralganglien:
        1. Der äussere Kniehöcker ist nicht etwa ein Durchgangs-
    ganglion, sondern eine wahre Ursprungsstätte für eine sehr ansehn-
    liche Zahl von Tractusfasern. Diesen entspringen theils aus den
    oberflächlichsten Schichten des Ganglions und treten gleich einem
    im Ganzen schräg von aussen nach innen ziehenden Verlauf in den
    Tractus ein. Zum grösseren Theile aber entspringen sie aus den inneren
    Schichten des Ganglions in fächerförmig angeordneten Strahlenbündeln.
        2. Eine zweite, vielleicht die mächtigste Tractuswurzel stammt
    aus dem Corpus subthalamicum (Luys’schen Körper). Ein Theil dieser
    Wurzel zieht direct in den Tractus ein, ein anderer durchzieht oder
    umgeht in schleifenförmigen Bahnen dabei den inneren Kniehöcker.
        3. Aus dem inneren Kniehöcker bezieht der Tractus einen
    Faserantheil theils von kürzerem, theils von längerem Verlaufe, welcher
    aber den beiden vorigen an Mächtigkeit nachsteht.
        4. Aus dem Thalamus opticus lassen sich mit Sicherheit
    zweierlei Faserzüge in den Tractus verfolgen. Eine sogenannte
    „tiefe“ Wurzel entspringt aus der grauen Substanz des Sehhügels
    und verläuft unter und zwischen den Kniehöckern, eine „oberfläch-
    liche“ Wurzel stammt aus einem Fasergeflechte in den Rinden-
    schichten des Pulvinar.
        5. Die Bedeutung der Vierhügelganglien für den Opticusursprung
    ist nach dem Autor ungemein überschätzt worden. Er stellt als wahr-
    scheinlich eine Opticuswurzel aus dem hinteren Vierhügel hin, die
    Existenz einer Wurzel aus dem vorderen Vierhügel erscheint ihm
    zweifelhaft.
        Für die Existenz der sogenannten Radix descendens, des Ur-
    sprunges aus dem Oculomotoriuskern und dem Crus cerebelli ad cor-
    pora quadrigemina konnte B. keine Beweise erbringen.                                                                       Sigm. Freud (Wien).