S.
70. Die Typhusepidemie in Zürich.
Von K a u f m a n n (Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte Nr. 17,
1885).
Die Epidemie beginnt im März und dauert bis Oktober 1884, so dass vom
1. Juli ab die Zahl der Erkrankungen bedeutend abnimmt. Im Ganzen erkrankten
1621 Personen, davon starben 148, die Mortalität betrug also
9.11%.
Die Ursache der Epidemie war die schlechte Beschaffenheit der Brauchwasserleitung.
Seit 1880 kamen zahlreiche Typhusfälle und heftige Diarrhöen
vor, besonders in den ersten Jahresmonaten, aber weder die Beschwerden
der Aerzte, noch die Klagen der Hausfrauen über das unreine Wasser
wurden beachtet. Erst nachdem über 1000 Personen am Typhus erkrankt
waren, wurde auf Anregung von K l e b s die Wasserleitung untersucht. Die
Untersuchung ergab, dass das Filter vollkommen verschlammt und nebstdem
die Leitung durch die Limmat flussabwärts 29 Meter weit gänzlich verstopft
war. Das Trink- und Kochwasser von Zürich wurde also aus der Limmat
bezogen, aus einer Strecke, in welche reichliche thierische und pflanzliche
Abfallstoffe von den Märkten und die Fäkalien von 48 Kübeleinrichtungen
hineingelangten. Die Infektion 1884 erfolgte wahrscheinlich durch 2 Typhuskranke,
deren Fäkalmassen im März in die Leitung kamen. Im Mai
konnten im Wasser keine Typhusbacillen nachgewiesen werden.
bsb11506873
1478