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190 Centralblatt für Physiologie. Nr. 8.
Ph. Knoll. Ueber die nach Verschluss der Hirnarterien auftretenden
Augenbewegungen (Wiener Akad. Sitzb. III. Abth., Octoberheft, 1886).
Die Resultate seiner an Kaninchen ausgeführten Experimental-
untersuchung fasst der Autor selbst folgendermassen zusammen: 1. Es ist
kein gesetzmässiger Ablauf der bei Hirnanämie auftretenden Augen-
bewegungen festzustellen. Alle äusseren Augenmuskeln können dabei
in mannigfaltiger Combination in Thätigkeit treten. 2. Die Augen-
bewegungen stellen sich dabei zur Zeit der intensivsten Erregung des
vasomotorischen und Athemncentrums ein, sind aber nicht an die Ein-
tritt einer ganz bestimmten Kreislaufs- oder Athmungserscheinung
geknüpft. 3. Vorübergehende Anämisirung des Gehirns hinterlässt
einen Zustand desselben, in welchem es auf Reize leichter durch
Augenbewegungen, insbesondere durch Nystagmus reagirt als sonst.
Schnellreizung und leichte Erregung der Hautnerven ruft unter diesen
Umständen Augenbewegungen, namentlich Zwangstellung, mehrmals
hintereinander erfolgende Zuckungen hervor. Die durch Verschluss
der Hirnarterien ausgelösten Augenbewegungen haben beim Kaninchen,
einem Thier mit getrennten Gesichtsfeldern beider Augen, doch im
Allgemeinen den Charakter associrter Augenbewegungen.
Zur graphischen Verzeichnung der Augenbewegungen bediente
sich der Autor eines von ihm selbst angegebenen Apparates, im
Wesentlichen eines leichten Doppelhebels für jedes Auge, der mit
einem Ende durch eine feine Pincette in die Cornealwölbung eingehakt
wurde, dessen anderes Ende zwei Schreibrohre trug, von denen der eine
die horizontalen, der andere die verticalen Bewegungen des Hebels
zu verzeichnen hatte. Reine Rollungen des Auges um seine Achse,
Vor- und Zurücktreten des Bulbus konnten auf diese Weise nicht
graphisch dargestellt werden. Sigm. Freud (Wien).
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