Rezension von: Laufenauer, R. ›Über Hysteroepilepsie der Knaben‹ 1887-224/1887
S.

Nr. 12.                                    Centralblatt für Kinderheilkunde.                                    247

R. Laufenauex. Ueber Hysteroepilepsie der Knaben (Centralbl. f.
Nervenheilk. Nr. 6, S. 161, 1887).
    „Die Hysteroepilepsie (warum nicht einfach Hysterie?) Ref. der
Männer unterscheidet sich in Nichts von der der Frauen. Desselbe
lässt sich von der im Kindesalter zu beobachtenden hysterischen Er-
krankung sagen, mit dem Unterschiede, dass das Krankheitsbild bei
Kindern weniger ausgesprochen und typisch ist.“
    L. theilt vier Beobachtungen von Knaben im Alter von 9 bis
12 Jahren mit, bei denen die Diagnose der Hysterie unzweifelhaft war.
Alle vier kamen von hysterischen Müttern, bei Zweien ist ausdrücklich
angegeben, dass sie über ihr Alter geistig entwickelt sind. Sie leiden
an regelmässig wiederkehrenden Anfällen, in denen entweder nur eine
hallucinatorische Phase mit einem Delirium, ängstlichen Inhalten oder
auch eine motorische Phase — ein epileptoider Anfall — ausgebildet
ist. Die Diagnose stützt L. aber mit Recht auf die hysterischen Stig-
mata, welche in allen vier Fällen nachzuweisen waren: Hyperästhesien
(der Sinnesnerven, einzelner Hautstellen, der Trigeminusaustrittsstellen),
Gesichtsfeldeinschränkung und Farbensinnesstörung.
    Anästhesien sind nach L. bei Kindern seltener als Hyperästhesien,
welche allgemein, halbseitig oder fleckenweise auftreten können. Unter
den hyperästhetischen Hautstellen finden sich Haut- und Sehnenreflexe
gesteigert. In der Behandlung der puerilen Hysterie stellt L., wie
Charcot die Isolation, die Entziehung aus dem elterlichen Hause,
ebenso sie bringt ihm in den beschriebenen Fällen (mit Elektricität,
Massage und Kaltwassercur verbunden) prompte und vollständige Unter-
drückung der hysterischen Erscheinungen.                                                                       Freud (Wien).