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II. Referate.
Anatomie.
2) Ueber die wechselseitigen Beziehungen zwischen den centralen Ur-
sprungsgebieten der Augenmuskelnerven, von J. Nussbaum. (Wiener
med. Jahrb. 1887. II.)N. hat unter der Leitung Obersteiner’s die Beziehungen des hinteren Längs-
bündels zu den Kernen der Augenmuskelnerven mit Hülfe der Weigert-Pal’schen
Methode an jungen Katzen (8 und 18 Tage) untersucht und beschreibt Verhältnisse,
welche die bekannten Angaben von Duval und Laborde (Journal de l’Anatomie et
de la Physiologie, 1886) nicht bestätigen, wenngleich sie letzteren nicht direct wider-
sprechen. N. findet, dass von beiden Abducenskernen diffuse Faserbündel ausgehen,
welche sich den hinteren Längsbündeln anschliessen. Im Bereich der Oculomotorius-
und Trochleariskerme sieht er Commissurfasern zwischen den gleichartigen Kernen
beider Seiten; über die Beziehungen dieser Kerne zum gleichseitigen hinteren Längs-
bündel äussert er sich nicht. Von den beschriebenen Commissurfasern abgehend,
findet er im Bereiche des untersten Region nur eine Kreuzung der Fasern, welche
er mit der vorderen oder fontaineartigen Haubenkreuzung identificirt. In diese,
ventral von den Oculomotoriuskernen und etwas cerebralwärts von der Bindea r m -
kreuzung, gelegene Kreuzung gehen Längsfasern der Haube ein, welche dem hinteren
Längsbündel benachbart sind. Es wäre aber möglich, dass einzelne Fasern des hin-
teren Längsbündels selbst sich den Haubenfasern hinten anschliessen. Nach voll-
zogener Kreuzung laufen diese Fasern grösstentheils nach aussen und dorsalwärts
und zeigen sich als identisch mit den von Meynert «Quintusdrüsen» genannten
Randfasern der Aquäductus; andere Fasern uns der Kreuzung begeben sich direct
zu den Seitentheilen des vorderen Vierhügels. N. schliesst seine Arbeit mit dem
Satz: für den Oculomotorius (Kern oder Wurzelfasern) lässt sich eine gekreuzteS.
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Verbindung mit Längsfasern aus dem Haubengebiete und damit eventuell mit dem
Abdacenskerne der anderen Seite nicht ausschliessen.
(Bef. hat zufallig dieselbe Region der Oblongata bei Katzen selbst unteraucht
und kann das von N. gefundene Verhāltniss, dass die Randfasern des Aquaeductes
gekreuzt in Längsfasern der Haube übergehen, bestätigen. Er mochte hinzafūgen,
dass nach seinen Beobachtungen die Radiärfasern des Vierhügels zum Theil in die
Randfasern umbiegen und so an dem beschriebenen Verlaufe theilnehmen.)
Sigm. Freud (Wien).
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