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262 Centralblatt für Physiologie. Nr. 12.
Physiologie der speciellen Bewegung.
C. Rabl. Ueber das Gebiet des Nervus facialis (Anatom. Anzeiger II,
8, S. 212).
Der N. facialis ist der Nerv des zweiten Kiemenbogens (Hyoid-
bogens) und hält sich strenge an das Gebiet der aus diesem Bogen
entstehenden Theile. Letztere sind der Processus styloides, das Liga-
mentum stylohyoideum und das kleine Horn des Zungenbeines, ferner
der Steigbügel. Aus demselben Bogen entwickeln sich das Platysma
(welches von dem M. stapedius und wahrscheinlich auch dem M. stylo-
hyoideus und der hintere Bauch des M. bivent. Das Platysma reicht
bei menschlichen Embryonen von 22 Millimeter grösster Länge bis zum
Unterkieferrande; eine mimische Gesichtsmusculatur ist auf solcher
Entwickelungsstufe noch nicht vorhanden. Später wächst das Platysma
nach aufwärts und liefert durch Zerfall in einzelne Muskelindividuen
die gesammte mimische Gesichtsmusculatur. Der N. facialis wandert
mit dem Platysma und gelangt so in ein ihm ursprünglich fremdes,
dem Trigeminus angehöriges Gebiet. Ueber die Chorda tympani
spricht sich R. nicht mit Sicherheit aus; der N. petrosus major soll
einen ramus palatinus oder pharyngeus entspringen. R. fasst den
N. facialis als einen ursprünglich gemischten Nerven auf, dessen sen-
sible Aeste untergegangen sind, weil sie auf dem vom Nerven neu-
gewonnenen Gebiete überflüssig waren. Sigm. Freud (Wien).
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