An Romain Rolland 1926-071/1928
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    AN ROMAIN ROLLAND

    Aus dem „Liber amicorum Romain Rolland“,
    das am 26. Januar 1926 zu Rollands 60. Ge-
    burtstag im Rotaipfel-Verlag, Zürich, erschien. 
     

    Unvergeßlicher, durch welche Mühen und Leiden haben Sie sich wohl
    zu solcher Höhe der Menschlichkeit emporgerungen! 
     

    Lange Jahre, ehe ich Sie sah, hatte ich Sie als Künstler und als Apostel
    der Menschenliebe geehrt. Der Menschenliebe hing ich selbst an, nicht aus
    Motiven der Sentimentalität oder der Ideal forderung, sondern aus nüchternen,
    ökonomischen Gründen, weil ich sie, bei der Gegebenheit unserer Trieb-
     

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    anlagen und unserer Umwelt, für die Erhaltung der Menschenart für ebenso
    unerläßlich erklären mußte wie etwa die Technik. 
     

    Als ich Sie dann endlich persönlich kennen lernte, war ich überrascht
    zu finden, daß Sie Stärke und Energie so hoch einzuschätzen wissen und
    daß in Ihnen selbst so viel Willenskraft verkörpert ist. 
     

    Möge Ihnen das nächste Jahrzehnt nur Erfüllungen bringen.

    Herzlichst Ihr 
    Sigm. Freud, aetat. 70.