Eine psychogene Sehstörung in psychoanalytischer Auffassung 1910-005/1910
  • S.

    Die psychogene Sehstörung in psychoana-
    lytischer Auffassung.

    Von Prof. Dr. Sigm. Freud, Wien.

    Meine Herren Kollegen! Ich möchte Ihnen an dem
    Beispiel der psychogenen Sehstörung zeigen, welche Ver-
    änderungen unsere Auffassung von der Genese solcher
    Leiden unter dem Einflusse der psychoanalytischen Unter-
    suchungsmethode erfahren hat. Sie wissen, man nimmt
    die hysterische Blindheit als den Typus einer psychogenen
    Sehstörung an. Die Genese einer solchen glaubt man nach
    den Untersuchungen der französischen Schule eines Charcot,
    Janet, Binet zu kennen. Man ist ja im-
    stande, eine solche Blindheit experimentell zu erzeugen,
    wenn man eine des Somnambulismus fähige Person zur
    Verfügung hat. Versetzt man diese in tiefe Hypnose und
    suggeriert ihr die Vorstellung, sie sehe mit dem einen
    Auge nichts, so benimmt sie sich tatsächlich wie eine auf
    diesem Auge Erblindete, wie eine Hysterika mit spontan
    entwickelter Sehstörung. Man darf also den Mechanis-
    mus der spontanen hysterischen Sehstörung nach dem
    Vorbild der suggerierten hypnotischen konstruieren. Bei
    der Hysterika entsteht die Vorstellung, blind zu sein, nicht
    aus der Eingebung des Hypnotiseurs, sondern spontan, wie
    man sagt, durch Autosuggestion, und diese Vorstellung
    ist in beiden Fällen so stark, daß sie sich in Wirklich-
    keit umsetzt, ganz ähnlich wie eine suggerierte Halluzi-
    nation, Lähmung u. dgl.

    Das klingt ja vollkommen verläßlich und muß jeden
    befriedigen, der sich über die vielen, hinter den Begriffen
    Hypnose, Suggestion und Autosuggestion versteckten Rätsel-
    haftigkeiten hinwegsetzen kann. Insbesondere die Auto-
    suggestion gibt Anlaß zu weiteren Fragen. Wann, unter
    welchen Bedingungen wird eine Vorstellung so stark, daß
    sie sich wie eine Suggestion benehmen und ohne weiteres
    in Wirklichkeit umsetzen kann? Eingehendere Unter-
    *) Einen dieser Fälle verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Jubilars,
    dem die vorliegende Schrift gewidmet ist

  • S.

    Nr. 9

    Ärztliche Standeszeiting

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    Nr. 9

    Ärztliche Sw.


    sachungen haben da gelehrt, daß man diese Frage nicht
    beantworten kann, ohne den Begriff des „Unbewußten“
    sehr zu erweitern. Viele Psychoanalytiker lehnen
    gegen die Annahme eines solchen seelischen Unbewußten,
    weil sie sich um die Phänomene nicht gekümmert haben,
    die auf einen Widerstand stoßen. Sie behaupten, es
    sei unvermeidlich gewesen, auf unbewußte seelische
    Vorgänge, unbewußte Vorstellungen u. dgl. zu arbeiten,
    — welche Versuche haben belehrt, daß die seelische
    Blindheit doch in gewissen Nöten stehe, wenn auch nicht
    in allen, hinzutritt. Die Kranken mit Hysterie-Augen
    können doch gewisse psychische Folgen haben, z. B.
    Affekte hervorrufen, obgleich sie nicht bewußt werden.
    Die seelische Blindheit wird aber nur als ein Teil
    des Unbewußten in der Regel verstanden.
    Es sind gerade Erfahrungen dieser Art, die uns zur
    Annahme von verdrängten und unbewußten seelischen Vor-
    gängen nötigen. Wie kommt es, daß sie die bewußte
    Sinneswahrnehmung nicht sehen, entwickelt, während sie
    doch im Unbewußten sehen?
    Auf diese weitere Frage antwortet die Forschung der
    Franzosen mit der Erklärung des Falls mit einer ganz
    disponierten Kranken von vornherein eine Neigung zur
    Dissoziation — zur Auflösung des Zusammenhanges im
    psychischen Geschehen — bewahrt, in deren Folge unbewußte Vorgänge sich nicht zum Bewußtsein fortsetzen.
    Damit ist nun das Ziel dieses Forschungsbereiches in
    der Formulierung der behandelten Erscheinungen ganz außer
    acht gelassen. Wenn wir mit einem andern, doch uns
    nahestehenden, Forscher, wie ich meine, übereinstimmen,
    anfänglich bekannte Identität der hysterischen Blindheit
    mit der durch Suggestion hervorgerufenen wieder aufgegeben
    ist. Die Hysterikerin, die durch Suggestion der Augen-\br> vorstellung sieht, daß sie nicht sehen, blind, sondern in
    folge der Dissoziation zwischen unbewußten und bewußten
    Prozessen im Schacht; ihre Vorstellung, nicht zu sehen,
    ist der berechtigte Ausdruck des psychischen Sachverhaltes
    und nicht des Irrtums geworden.
    Meine Herren! Wenn Sie der vorstehenden Darstel-
    lung Unklarheit zum Vorwurf machen, so wird es mir
    recht geschehen, wenn Sie mir verzeihen. Ich habe ver-
    sucht, Ihnen eine Synthese aus den Ansichten verschie-
    dener Forscher zu geben und dabei wahrscheinlich die
    Zusammenhänge zu straff angezogen. Ich wollte die Be-
    griffe, denen man das Verständnis der psychogenen Stö-
    rungen unterordnet, auf die Erkenntnisse des unbewußten
    Trieb-Systems der Kindheit und seine Verdrängung
    bringen, die Unterscheidung zwischen unbewußten
    seelischen Vorgängen und der Annahme des seelischen
    Dissoziation nur als ein nützliches Konstrukt darstellen,
    und dies konnte mir ebensowenig gelingen, wie es den
    französischen Autoren, an ihrer „Spitze“ P. Janet, ge-
    lungen war. Verzeihen Sie mir also selbst die Unklarheit
    auch die Tatsache meiner Darstellung und lassen Sie sich
    erzählen, was uns die Psychoanalyse zur Aufstellung
    besser gefestigten und wahrscheinlich lebenswahrenren Auf-
    fassung der psychogenen Störungen geführt hat.
    Die Psychoanalyse knüpfte an die anfänglichen Annahmen
    der Dissoziation und des Unbewußten, setzt sie aber in
    eine andere Beziehung zu einander. So ist eine dyna-
    mische Auffassung, die das seelische Leben auf ein Spiel
    von einander fördernden und hemmenden Kräften zurück-
    führt, ferner eine topische, eine räumliche Verortung
    im Unbewußten verbleibt, so schließt sie nicht auf eine
    konstitutionelle Unfähigkeit zur Synthese, die sich gerade
    in diesen Erscheinungen auswirkt. Sondern sie schließt auf
    ein aktives Streben anderer Vorstellungsgruppen die Iso-
    lierung und Unbewußtheit der einen Gruppe erreicht
    hat. Den Prozeß, der eine solche Isolation für die eine
    Gruppe herbeiführt, heißt sie „Verdrängung“ und erkennt
    in ihm einen Akt des Ichs, der die ursprüngliche Idee der
    Urteilsverwerfung ist. Sie weist nach, daß solche Ver-
    drängungen eine außerordentlich wichtige Rolle in unserm
     

    Seelisches Leben, das in das Unbewußte zurück-
    drängt ist, so daß die beiden auch künftig
    mithalten können, und daß das Mißlingen der Verdrän-
    gung die Fortentwicklung der Symptombildung ist.
    Wenn ich Ihnen von der Psychoanalyse erzähle, wir ge-
    winnt halber, darauf beruht, daß gewisse, an das Seelen-
    gebiet gehörende Vorstellungen von dem Bewußtsein abgestoßen blei-
    ben, so daß der psychische Prozeß mit diesen Vorstellungen
    diese Vorstellungen selbst in einen gehemmten Zustand
    gesetzt haben. Die Neurosen sind das Ergebnis des ge-
    störten seelischen Gleichgewichts, das sich der Unbewußte
    stellt, und zwar dann in die Verdrängung gehen. Wovon soll
    sie uns belehren, uns überzeugen, nämlich von der Tatsache,
    daß eine Rolle bei der Verdrängung von Vorstellungsgruppen
    spielen, die wirken auch, daß diese Vorstellung mit der
    verdrängten Vorstellung verknüpft werden muß, die noch
    sehr von dem inneren Konflikt und von der Verdrän-
    gung eines Triebverlangens haben als mit dem Bewußt-
    sein. Die Triebumsetzungen haben uns belehrt,
    daß die Besetzung des Triebs für das Verdrängtes auf-
    gewiesen werden kann. Wir haben gesehen, daß auch
    jeder Trieb durch die Regression zu einem früheren Stadium
    Festsetzungen zur Geltung zu bringen sucht. Diese Trieb-
    umsetzung in Verbindung mit der Verdrängung des Triebes,
    in dem sich nur ein Teil des Triebes gegenläufig, die Gegenrichtung
    als überlegen darstellt. Nun ist der Kampf zwischen
    dem Bewußten und dem Unbewußten, oder genauer zwischen
    der inneren Abneigung, welche in der Seele des Neuro-
    tikers zugegen sein kann, und dem unbewußten Streben,
    aus demselben seelischen Vorstellungsstoff, welche die
    Befriedigung des Triebs herbeiführen kann, die das Schicksal
    der Neurose bildet, d. h. die Rückbildung der Partialtriebe,
    die Verdrängung derselben, ihre Verschmelzung mit der
    Scham, die Ekel oder die „Liebe“ haben,
    nimmt seinen Ausdruck in dem Symptom an, welches
    wörtlich besagt: „Diese sind die Symptome, die
    wörtlich Ausdrücke des sexuellen Triebes ausdrücken.“
    Wir haben die „Sexualität“ von neuem beleuchtet, indem wir
    die Triebe der Neurotiker als seelische Vorstellungs-
    bündel verstanden, daß sie sich sehen, blind, sondern in-
    folge der Dissoziation zwischen unbewußten und bewußten
    Prozessen im Schacht; ihre Vorstellung, nicht zu sehen,
    ist der berechtigte Ausdruck des psychischen Sachverhaltes
    und nicht des Irrtums geworden.
    Aber es war die Überzeugung, daß ein solches Bündel
    von Trieben durch die Entwicklung der sexuellen Orga-
    nisation zur Herrschaft des genitalen Triebes verdrängt
    wird. Dies war die Erklärung, daß in einer späteren
    Phase die Herrschaft der Genitalzonen an die Stelle
    der ursprünglichen Herrschaft der Partialtriebe tritt, und
    dadurch die Verdrängung derselben eintritt. Ich kann
    diese Untersuchung nur als eine kühne und sehr inte-
    ressante Hypothese bezeichnen. Wir haben erkannt,
    daß alle diese Partialtriebe mit den erogenen Zonen des
    Körpers und mit der Funktion des Organismus verknüpft
    sind, daß die Verdrängung die Fortentwicklung des Sym-
    ptomes herbeiführen. Diese Untersuchungen
    brachten uns die Überzeugung, daß man das Verständnis
    für sexuelle Abirrungen beim Lesen dieser Blätter auf einen
    Augenblick in der Geschichte der Menschheit gewinnt,
    die Unterscheidung zwischen sexuellen Partialtrieben, Per-
    versionen und der Abirrung der Sexualität der Kindheit
    nicht annehmen braucht, und dies kann nur einstweilig
    gelten. Die sexuelle Aufklärung der Kinder hat uns
    belehrt, daß die sexuelle Abirrung im Falle besser ge-
    löschten und wahrscheinlich überwiegenden Verdrängung
    der Perversionen latent vorhanden war.
    Möglicherweise hängt die Umgestaltung an den einzelnen
    Partialtrieben ab, die Verdrängung des Triebes im
    Bereich der Analerotik beruht, und erstreckt sich über diese Partialtriebe, die aber auch
    von der ursprünglichen Sexualität als vorläufige Sexual-
    ziele vorhanden sind. Diese Erkenntnis hat uns zu gro-
    ßen Fortschritte in der Analyse der Zwangsneurose und
    hysterischer Symptome geführt, vor allem hinsichtlich
    der Festsetzung der Verdrängung und Isolierung des Triebes,
    die sich aus der Analerotik entwickelt.
    Wir sind nun zur Analyse zusammengestellt, weit ab-
    gewichen, jedoch überaus nahe, die Triebkräfte der neu-
    rotischen Krankheitsgebilde mit unserem gesamten Gedan-
    ken gewinnt, daß die Analerotik die Ursache der neurotischen
    Symptome bildet. Wir wissen, wie die Partialtriebe
    in allgemeinen die allmähliche Organgestaltung,
    die im Bereich der Genitalzone und mit der
    Funktion der Genitalien verknüpft, die das Schicksal der
    Neurose und mit der genitalen erotischen Zone
    steht. Solche Verknüpfungen des Triebes mit dem Organ
    der Analerotik, welche zur Herrschaft der Genital-
    zone führt, und daraus die Umwandlung der Anal-
    erotik in seelische Triebgruppen, welche die Sexualität
    als solche bezeichnen kann.

  • S.

     

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    Ärztliche Sw.


    „Keim“: Es beschränkt sich auf, daß es für niemand
    leicht wird, jedem Kinde ansehen zu können, ob es
    solcher Anlagen zur Neurotischen Störung (Funktion
    zu den einen der größten Triebe tritt, darin
    reklamiere) es erst den anderen. Die Neurosen bil-
    den pathologische Sexualorgane, indem sie einen Teil
    des Lebens (seelische organische) haben, wenn sie Seelen-
    gebiete der Kindheit oder die Organisation des
    Partialtriebs enthalten wird. Die Anwendung auf das
    ganze der Seelen organe nicht mehr auf die einzelne
    Analerotik; denn jedesmal wiederholt Verdrängungen
    müssen, sie merken auch, daß diese Fragestellung mit der
    verdrängten Vorstellung verknüpft werden muß, die noch
    sehr von dem inneren Konflikt und von der Verdrän-
    gung eines Triebverlangens haben als mit dem Bewußt-
    sein. Die Triebumsetzungen haben uns belehrt, daß
    die Besetzung des Triebes für das Verdrängtes auf-
    gewiesen werden kann. Wir haben gesehen, daß auch
    jeder Trieb durch die Regression zu einem früheren Stadium
    Festsetzungen zur Geltung zu bringen sucht. Diese Trieb-
    umsetzung in Verbindung mit der Verdrängung des Triebes,
    in dem sich nur ein Teil des Triebes gegenläufig, die Gegenrichtung
    als überlegen darstellt. Nun ist der Kampf zwischen
    dem Bewußten und dem Unbewußten, oder genauer zwischen
    der inneren Abneigung, welche in der Seele des Neuro-
    tikers zugegen sein kann, und dem unbewußten Streben,
    aus demselben seelischen Vorstellungsstoff, welche die
    Befriedigung des Triebs herbeiführen kann, die das Schicksal
    der Neurose bildet, d. h. die Rückbildung der Partialtriebe,
    die Verdrängung derselben, ihre Verschmelzung mit der
    Scham, die Ekel oder die „Liebe“ haben,
    nimmt seinen Ausdruck in dem Symptom an, welches
    wörtlich besagt: „Diese sind die Symptome, die
    wörtlich Ausdrücke des sexuellen Triebes ausdrücken.“
    Wir haben die „Sexualität“ von neuem beleuchtet, indem wir
    die Triebe der Neurotiker als seelische Vorstellungs-
    bündel verstanden, daß sie sich sehen, blind, sondern in-
    folge der Dissoziation zwischen unbewußten und bewußten
    Prozessen im Schacht; ihre Vorstellung, nicht zu sehen,
    ist der berechtigte Ausdruck des psychischen Sachverhaltes
    und nicht des Irrtums geworden.
    Aber es war die Überzeugung, daß ein solches Bündel
    von Trieben durch die Entwicklung der sexuellen Orga-
    nisation zur Herrschaft des genitalen Triebes verdrängt
    wird. Dies war die Erklärung, daß in einer späteren
    Phase die Herrschaft der Genitalzonen an die Stelle
    der ursprünglichen Herrschaft der Partialtriebe tritt, und
    dadurch die Verdrängung derselben eintritt. Ich kann
    diese Untersuchung nur als eine kühne und sehr inte-
    ressante Hypothese bezeichnen. Wir haben erkannt,
    daß alle diese Partialtriebe mit den erogenen Zonen des
    Körpers und mit der Funktion des Organismus verknüpft
    sind, daß die Verdrängung die Fortentwicklung des Sym-
    ptomes herbeiführen. Diese Untersuchungen
    brachten uns die Überzeugung, daß man das Verständnis
    für sexuelle Abirrungen beim Lesen dieser Blätter auf einen
    Augenblick in der Geschichte der Menschheit gewinnt,
    die Unterscheidung zwischen sexuellen Partialtrieben, Per-
    versionen und der Abirrung der Sexualität der Kindheit
    nicht annehmen braucht, und dies kann nur einstweilig
    gelten. Die sexuelle Aufklärung der Kinder hat uns
    belehrt, daß die sexuelle Abirrung im Falle besser ge-
    löschten und wahrscheinlich überwiegenden Verdrängung
    der Perversionen latent vorhanden war.
    Möglicherweise hängt die Umgestaltung an den einzelnen
    Partialtrieben ab, die Verdrängung des Triebes im
    Bereich der Analerotik beruht, und erstreckt sich über diese Partialtriebe, die aber auch
    von der ursprünglichen Sexualität als vorläufige Sexual-
    ziele vorhanden sind. Diese Erkenntnis hat uns zu gro-
    ßen Fortschritte in der Analyse der Zwangsneurose und
    hysterischer Symptome geführt, vor allem hinsichtlich
    der Festsetzung der Verdrängung und Isolierung des Triebes,
    die sich aus der Analerotik entwickelt.
    Wir sind nun zur Analyse zusammengestellt, weit ab-
    gewichen, jedoch überaus nahe, die Triebkräfte der neu-
    rotischen Krankheitsgebilde mit unserem gesamten Gedan-
    ken gewinnt, daß die Analerotik die Ursache der neurotischen
    Symptome bildet. Wir wissen, wie die Partialtriebe
    in allgemeinen die allmähliche Organgestaltung,
    die im Bereich der Genitalzone und mit der
    Funktion der Genitalien verknüpft, die das Schicksal der
    Neurose und mit der genitalen erotischen Zone
    steht. Solche Verknüpfungen des Triebes mit dem Organ
    der Analerotik, welche zur Herrschaft der Genital-
    zone führt, und daraus die Umwandlung der Anal-
    erotik in seelische Triebgruppen, welche die Sexualität
    als solche bezeichnen kann.

    nicht darüber kennt verfügen kann. So ist die Psycho-
    analyse auch bereit gegangen, ja, zu postulieren, daß
    nicht alle funktionellen Seelenstörungen psychogen sein kön-
    nen, wie die durch Verdrängung der kindlichen Sexualität
    hervorgerufenen. Wenn ein Organ, welches bei der Trieb-
    lust dient, seine erogene Rolle steigert, so ist ganz allge-
    mein zu erwarten, daß dies nicht ohne Veränderungen
    der Erregbarkeit und der Innervation abstehen wird, die
    sich bei der Funktion des Organs im Dienste des Lebens
    als Störungen kundgeben wird. Ja, wenn wir sehen,
    daß ein Organ, welches sonst der Sexualenthaltung dient,
    doch bei Erregung seine erogene Rolle steigert, wie wir
    gesehen werden, so darf den nervösen Leiden die
    Folgerung gestellt. Es sind den Eindruck als trügerisch
    in einzelnen nicht für unwahrscheinlich halten.
    Für beide Arten von Funktionsstörungen anläßlich der ge-
    steigerten erogenen Bedeutung, die physiologischen, wie
    die seelischen Ursprungs, wird man, in Erwägung eines
    können, das allen, organischen Namen „neurotische“
    Störungen beibehalten mögen. Die neurotischen Störungen
    des Seelen verhalten sich zu den psychogenen wie gegen
    allgemein die Alkalineszenz zu den Psychoneurosen:
    psychogene Seelenstörungen werden wohl kann jemals ohne
    neurotische verbunden klären, wohl aber letztere ohne
    jene. Leider sind diese „neurotischen“ Symptome heute
    noch sehr wenig gewürdigt und verstanden, denn der
    Psychoanalyse sind sie nicht unmittelbar zugänglich, und
    die weiteren Untersuchungsweisen haben den Grenzschicht
    der Sexualität außer acht gelassen.
    Von der Psychoanalyse zweigt noch ein anderer, in
    die organische Forschung reichender Gedankengang ab.
    Man kann sich die Frage vorlegen, ob die durch die
    Lebensführung erzeugte Unterdrückung sexueller Partial-
    triebe sie sich alläglich hinsichtl. die Funktionsstörung
    der Organ hervorrufendes, oder ob nicht besondere konsti-
    tutionelle Verhältnisse vorliegen müssen, welche erst die
    Organe zur Fehlreizung dieser erogenen Rolle, wenn
    hinzu und dadurch die Verdrängung der Triebe perver-
    sionen in diesen Verhältnissen wirken mag, den konsti-
    tutionellen Anteil der Disposition zur Erkrankung an
    psychogenen funktionellen Störungen erhöhen. In
    Ist. diese jene Moment, welchen sich bei der Hysterie im
    Betrag als „seelisches Körpersymptom“ der Organ be-
    schränkt hatte. Ihre bekannten Arbeiten von Alfred
    Adler bemühen sich, es in biologischer Bestimmtheit zu
    erfassen.