Zur Kritik der „Angstneurose“ 1895-006/1895
  • S.

    WIENER KLINISCHE RUNDSCHAU

    Organ für die gesammte praktische Heilkunde
    sowie für die

    Interessen der ärztlichen Standes
    unter Mitwirkung der Professoren

    Baccelli (Rom), Bassini (Padua), Bernheim (Nancy), Buchanan (Glasgow), Credé (Halle), Frazer (Edinburgh), de Giovanni (Padua), Heryng (Warschau),
    Kocher (B. i. L.), Luzzato (Jena), Lichtenfels (Wien), Munk (Berlin), Mörbitz (Göttingen), Murri (Bologna), Nothnagel (Wien),
    Rosenbach (Breslau), Semmola (Neapel), Thiry (Brüssel)

    redigirt von
    Privatdocent Dr. HEINRICH PASCHKIS.
    Verlageigenthum von ALFRED HÖLDER, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien, I. Rothenthurmstrasse 15.


    Wiener Klinische Rundschau erscheint jeden Sonntag in mindestens 2 Bogen. Quartalpreis für Oesterreich-Ungarn K. 3. 50, für das Deutsche Reich K. 3. 50.
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    1/1 K. 1. 20. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Beilagen-Gebühr:
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    auf Wiener Klinische Rundschau und Annoncen für dieselbe nehmen in Berlin und
    allen grösseren Städten des Deutschen Reiches die Buchhandlung von Dr. R. Speier u. a. entgegen.


    IX. Jahrgang. Wien, 7. Juli 1895. Nr. 27.


    Inhalt: Originalartikel, Berichte aus Kliniken und Spitälern, Zur Kritik
    und Bibliograpbie, Feuilleton und Plauderei, Correspondenz, Litteratur- und
    Internes. Klinik des Hofrathes Prof. Kittel in Prag. Ein Beitrag zur
    Causitik der Mediastinaltumoren. Von Dr. Franz Winkler, Secundar-
    arzt. – Aus der geburtshilfl. u. gynäkolog. Klinik von Prof. Dr.
    Maydl in Prag. Ueber eine mit Cylinder-Epithel ausgekleidete laterale
    cystische Ektopie. (Mitr. v. Regimentsarzte). Von Dr. W. Kopf,
    Assistent an dem kgl. böhm. Universitäts- Clinicum des Herrn Prof. Dr.
    Maydl in Prag. – Ueber die Behandlung der Blasenaffectionen. Von
    Dr. L. Enriques in Paris. – Ueber die Pathologie und Therapie der
    Nierenentzündung. Von Dr. J. Goldschmidt in Wien. – Ueber die
    Pathologie der *Morbilla*. Von Dr. P. Brühl in Wien. – Die Chirurgie
    der Nierenentzündung. Von Dr. A. Uranopädie in Wien. – Ein Fall von
    Lungenembolie. Von Dr. G. Bötticher in Wien. – Zur Anatomie des
    Gehirns. Von Dr. P. F. Bötticher in Wien. – Ueber Störungen des
    Harnsäurestoffwechsels. Von Dr. A. Bothez in Wien. – Ueber Pathologie
    und Therapie der Nierenentzündung. Von Dr. J. Goldschmidt in Wien. – Ein
    Fall von Lungencirrhose. Von Dr. G. Bötticher in Wien. – Zur Anatomie
    des Gehirns. Von Dr. P. F. Bötticher in Wien. – Ueber Pathologie des
    Harnsäurestoffwechsels. Von Dr. A. Haberkorn in Wien. – Ueber eine
    neue Behandlung der Prostatitis. Von Dr. E. Jaboulay in Wien. – Ueber
    Pathologie der Nierenentzündung. Von Dr. J. Gutmann in Wien. – Tages-
    nachrichten und Notizen. –

    Wien, Alfred Hölder, 1895. Vorlesungen über Magen- und Darm-
    krankheiten. Von Prof. Dr. Wich. F. Fleiner. I. Abth. Dr. M. Biedl
    in Wien. Vorlesungen über Magendarmkrankheiten. II. Abth. Dr. M. Biedl
    in Wien. – Grundriss der pathologischen Histologie. Von Dr. L. Kny.
    III. Die nervöse Erkrankungen. Die nervöse Erkrankungen des Magens und Darmes.
    Dr. A. Goldscheider in Berlin. – Zimmerlin: Kritische Bemerkungen zur Hern. Petersen über Kreislauftherapie.
    Dr. E. Zimmerlin in Zurich. – Naurack: *Influenza und **Encephalitis***. Dr. Griswold (Utah). – Die nervösen
    Erkrankungen des Rectums bei Rektums-Cystoskopie. Prof. Dr. D. Gerhardt in Strassburg. – Waitz: Ein Fall von Heilung einer grossen Knochenhöhle in der Tibia durch Chirurgie und Balsamum Peruvianum. – Cohn: Ueber eigentlichen Fall von Polyomyositis subacuta. Dr. M. Cohn in Berlin. – Ein Fall von Polyomyositis subacuta. Prof. Dr. H. Curschmann in Leipzig. – Enriques: Ueber Behandlung der Blasenaffectionen. Dr. L. Enriques in Paris. – Einiger Beitrag zur Aetiologie der Diphtherie. Dr. R. Engelmann in Berlin. – Beitzke: Ueber die Mützen der Infectiosen Krankheiten. Dr. K. Beitzke in München. – Lankes: Die Anatomie und Physiologie der Infectiosen Krankheiten. Dr. E. Lankes in Würzburg. – Helden: Die Thymusdrüse und Diphtherie. Dr. P. Helden in Heidelberg. – Goldschmidt: Ueber Pathologie und Therapie der Nierenentzündung. Dr. J. Goldschmidt in Wien. – Brühl: Ueber Pathologie der *Morbilla*. Dr. P. Brühl in Wien. – Uranopädie: Die Chirurgie der Nierenentzündung. Dr. A. Uranopädie in Wien. – Ein Fall von Lungenembolie. Dr. G. Bötticher in Wien. – Zur Anatomie des Gehirns. Dr. P. F. Bötticher in Wien. – Bothez: Ueber Störungen des Harnsäurestoffwechsels. Dr. A. Bothez in Wien. – Ueber Pathologie und Therapie der Nierenentzündung. Dr. J. Goldschmidt in Wien. – Ein Fall von Lungencirrhose. Dr. G. Bötticher in Wien. – Zur Anatomie des Gehirns. Dr. P. F. Bötticher in Wien. – Haberkorn: Ueber Pathologie des Harnsäurestoffwechsels. Dr. A. Haberkorn in Wien. – Jaboulay: Ueber eine neue Behandlung der Prostatitis. Dr. E. Jaboulay in Wien. – Gutmann: Ueber Pathologie der Nierenentzündung. Dr. J. Gutmann in Wien. – Tages-
    nachrichten und Notizen.

    Originalartikel, Berichte aus Kliniken und Spitälern.

    Zur Kritik der „Angstneurose“.

    Von
    Dr. Sigm. Freud.

    In Nummer 2 des *Neurologischen Centralblattes* von
    Mendel 1895 habe ich dem geneigten Leser aufs Veröffentlich-
    ten in den *Wiener Klinischen Rundschau* verwiesen.
    [...]
    Neurasthenie, Mischform von Neurasthenie und Angstneurose.

    Ich füge hier nur die Liste der mir bekannten Formen des Angstanfalls an:
    a) mit Störungen der Herzthätigkeit, Herzklopfen, mit kurzer Arrhythmie,
    mit länger anhaltender Tachycardie bis zu schweren Schwächezuständen des
    Herzens, deren Unterscheidung von organischer Herzaffection nicht immer leicht
    ist; pseudoangina pectoris, ein diagnostisch heikles Gebiet!

    Aetiologie und ich konnte aus meinen Bemühungen um die
    Aetiologie der Neurosen hinzufügen, dass diese Theilstücke
    des Complexes «Angstneurose» besondere ätiologische Momente
    haben, gewöhnlich mit der Aetiologie der Neurasthenie
    gemischt sind. Meine Erfahrungen hatten mich
    dahin gezwungen, zwischen der Angstneurose (nervöse
    Erwartung, der Phobie, der Zwangs-
    vorstellung, der Hysterie und der Neurasthenie eine Trennung zu vollziehen.
    Ich glaube, dass es nun auf Grund der hier
    mitgetheilten Erfahrungen gelungen ist, die Aetiologie der Neurosen auf
    ihre sexuelle Aetiologie zurückzuführen.
    Die Angstneurose ist ein selbständiges Krankheitsbild, welches
    durch sexuelle Abstinenz, coitus reservatus u. dgl. hervorgerufen wird.
    Ich werde meine Ausführungen in der nächsten Nummer fortsetzen.

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    WIENER KLINISCHE RUNDSCHAU 1895.

    neurose schaffe alles, was die somatische Sexualspannung
    von psychischem ableitet, an ihrer psychischen Verarbeitung
    hindere. Wenn man die genannten Verhältnisse einschränkt,
    in denen sich dieses Moment zur Geltung bringt, so ergibt
    sich die Ueberlegung, dass freiwillige oder unfreiwillige Ab-
    stinenz, sexueller Verkehr mit unvollständiger Befriedigung,
    coitus interruptus, Abkürzung der psychischen Interessen von
    der Sexualsphäre als die reinen, ursächlichen ätiologischen
    Factoren der von mir angesprochenen genannten Zustände seien.

    Als ich, meine hier erwähnte Entwicklung veröffent-
    lichen brachte, dachte ich nicht notwendig, über den
    Mangel Befriedigung zu sprechen. Zunächst konnte ich mir
    so sogar die These, dass eine verpasste Unvollständigkeit, bei-
    spiel sogar schwer verständliche Darstellung gegeben hatte,
    vielleicht gerade genügend, um die Empfindung der Angst und
    Ueberreizten sonst nicht, weil ich die Beispiele angeführt und
    keine Zeilen genannt, die Technik der Erklärung der Anam-
    nese nicht versteht. Zur Vertiefung von Missverständnissen
    nichts vorgesorgt, andere als die naheliegendsten Einwände
    nicht berücksichtigt, aus von der Leitung selbst, von den
    Hauptstadt und nicht die Einschränkungen hervorgehoben.
    Demnach konnte auch wirklich ein jeder sich ohne eigene
    Prüfung der Richtigkeit der ganzen Aufstellung bilden.
    Ich konnte aber noch auf eine andere Erschwerung der Zu-
    stimmung hinweisen. Ich habe nämlich behauptet, dass zur
    sexuellen Aetiologie der Neurosen nichts Neues vorgebracht
    läge, dass die Untersuchungen in der medizinischen Literatur
    solcher diesen genannten Richtung getragener, nie ausgetragen
    sind, dass auch die officiellen Medicen der selben eigen-
    tlich nicht genannt hat. Allein die letztere hat so gar nichts
    wüsste sie nichts davon; sie hat von ihrer Kenntniss keinen
    Gebrauch gemacht, eine Begegnung die mir gerade deshalb
    entfallen muss, weil eine folgende Begründung haben,
    etwa in einer Art, von schwer verständlichen Kenntnissen aus
    dem Fache oder in einer Collection gegen ältes-ter überlieferter
    betrachtete Erklärungsversuche, jedenfalls muss man vor-
    sichtig diese Untersuchungen an den Tag legen, damit man dem
    sucht wagte, anderen etwa glaubwürdig zu machen, dass diese
    ohne jede Mühe auch selbst haben entnehmen können.

    Es sind ihre solchen Vorträge vielleicht nothwendiger,
    auf kritische Einwendungen nicht eher zu antworten, als bis
    ich den Kern der meiner simplicen Theorie selbst ausführlicher
    darauseinander und einer versuchlich gemacht habe. Jedenfalls
    kann ich den Motiven der widerlegten dass mich versu-
    chen, die kritischen Bemerkungen von der Angstneurose aus
    den letzten Tagen auch unverzüglich zu begegnen. Ich thue
    dies, weil der Person des Autors, L. Löwenfeld in
    München, der Entwickelung der Neurosen und besonders der
    Neurasthenie und Hysterie, diesen Tribut beim ärztlichen
    Publikum schwerlich verwehrt. Fallen sollte, dass eine neue
    verständliche Auffassung, mit welcher mich die Darstellung
    Löwenfeld's befasst, sei und weil ich ihm Anhang an den
    Minden bekämpfen möchte, als ob ich meine Lehr gar so
    mühelos durch die dichotobestein, im vorbeigehen angebrachten
    Bemerkungen aufrecht erhalten.

    Löwenfeld) findet sich mit sicherem Blick als das Wesent-
    liche meiner Arbeit heraus, dass ich für die Angstneurose
    eine angeblich eigentümliche ätiologische sexuelle Natur
    behauptet, dass diese nicht als Thatsache festzustellen, er ent-
    hält doch den Hauptgrund für die Abtrennung einer selbst-
    ständigen Angstneurose von der Neurasthenie. Es erübrigt
    damit allerdings eine Schwierigkeit, auf die ich aufmerk-
    sam gemacht habe, dass ähnlich die Angstneurose so
    unveränderte Beziehungen auch zur Hysterie haben, so dass
    durch die Erkenntniss eine gewisse Lage für die Trenn-
    nung von Hysterie und Neurasthenie zu Schaden kommt;

    1) L. Löwenfeld, Ueber die Verknüpfung Neurasthenischer und
    hysterischer Symptome in Anfallsform nebst Bemerkungen über die
    Freud'sche Angstneurose. Münchener med. Wochenschrift, Nr. 15, 1895.

    Nr. 27.

    allein dieser Schwierigkeit wird durch die später zu dör-
    nende Berufung auf die Heredität als gemeinsame Ursache
    der beiden Neurosen begegnet.
    Diesen welche Argumente stützt nun Löwenfeld den
    Einspruch gegen Angstneurose?

    1. Ich habe als wesentlich für die Angstzuständen der
    Angstneurose hervorgehoben, dass die Angst derselben eine
    psychische Ableitung nicht zulässt, dass das heisst, dass die
    Angstneurose nie den Kern der Neurose bildet, nicht
    durch einen einmaligen oder wiederholten durch Schreck ent-
    richteten Schreckreactie erwerben kann. Durch Schreck ent-
    steht wohl eine Hysterie oder traumatische Neurose, aber
    keine Angstneurose. Es ist diese Bedingung, wie man leicht
    einsieht, nichts anderes als die Gegenstücke zu meiner Be-
    hauptung der Angstneurose als die physiologische Sexual-
    spannung somatische und von psychischer abgelenkte Sexual-
    spannung, die Angst nicht als Kern derselben geltend macht.

    2. Dagegen betont nun Löwenfeld, dass in einer An-
    zahl von FällenAngstzustände unmittelbar oder einiger Zeit
    nach einem psychischen Schreck, einem Schock oder Un-
    fällen, die mit Schrecken verbunden waren) auftreten, und
    dass zum Theil längere Zeit über andauernd wiederholter Häufigkeit
    schwerer sexueller Schädlichkeiten der angegebenen Art höchst
    unwahrscheinlich machen“, es stellt als besondere Prägnanz
    Beispiele der Krankheitsbeobachtung Fälle hervor, die mir bekannt
    mit. In diesem Beispiel handelt es sich um einen 36-jährigen
    mit von früher veränderter Physiognomie, der überall wegen
    einem Jahre eine erste schwierige Entbindung hatte. Wenige
    Wochen nach ihrer Macht fand erschrak er über einen Krank-
    heitsfall ihrer Mutter und lief in einem Aufruf in dem im
    kalten Zimmer herum. Von da an krank, zuerst mit dem zum
    Theil Angstzuständen und Schreckzuständen anderen Anfällen
    von convulsivischem Zittern und in weiterer Folge Phobien
    [...]
    ein ganz unzuständiger Schluss. Löwenfeld offenbar
    psychisch abgeleitet, durch den einmaligen Schrecken herbei-
    geführt!

    Ich bezweifle nicht, dass der geneigte Autor über viele
    ähnliche Fälle verfügt, kann ich doch selbst aus einer grösseren
    Reihe analoger Beispiele dienen. Wer solche Fälle von Aus-
    bruch der Angstneurose nach psychischen Schrecken dörferte
    mügliche Zusammenhang nicht beseitigt, hätte dörfte sich nicht
    anmassen, in Sachen der Angstneurose aufzufordern. Ich
    will mir daran ein Vorurtheil nicht zu widerlegen halten. Fälle
    nicht jedesmal Schreck oder ängstliche Erwartung nachzu-
    weisen muss, eine beliebige andere Gemüthsbewegung, unter
    es auch. Ich will es rasch einige Fälle aus einer Sammlung
    müssen, so mit mir ein Mann von 45 Jahren als den die Ehe
    des Autors mit der Absicht, auf die Absicht
    Tode seines letzten Vaters bekann; von da an entwickelte
    sich voll eine psychisch Neurose mit apathischer Ferner
    ein angerer Mann, der in diesem Neurose durch die Erregung
    über die Gewissigkeit zwischen seiner jungen Frau und seiner
    Mutter angst, die auch zum neurasthenischen Angstneurose
    so sich abgründich durch eine Studen an der Angstneurose
    zu erkennen, der durch der Mann seiner Frau war bis
    dahin nicht nervös, der Statt einer väterliche Ungrande pro-
    ducirt, eine selbst kinderraste Fest, die in der Gegeenwart am
    die Gewissheit zwischen seinem Kleinen kranke der Auge an.
    An der Thatsache selbst, die Löwenfeld gegen mich ver-
    theidigt, brauche ich kein Wort zu verlieren.

    Wohl aber an ihrer Deutung. Es fragt sich, soll man
    hier nicht annehmen, dass der Post propter hoc angenommen,
    sich jede kritische Verarbeitung des Rollen erspare, man
    hier kennt den Krieg gegen die Analyse nicht die sexuelle
    Aetiologie. Kennt man denn die Rolle des Traumas effi-
    ciens bewähren kann. Man denkt an die Verhältniss von
    Trauma und Glied widersprechen, die Traum der Bomar zu
    hier, bei der Provocation eines Gichtanfalles, in dem das vom
    Trauma betroffene Glied wahrscheinlich keine andere, als
    die der Aetiologie der Tahe und die Eurage sich dürften;

  • S.

    Nr. 27.

    nur scheint im Beispiele der Gicht bereits {in- jede Einsicht
    absurd, dass das Trauma die Gicht tverilrsilcl'ltr anstatt pro-'
    vocirt haben sollte. Man muss doch nachdenklich werden,
    wenn man ätiologische Momente solcher Art ‚ banale
    inl"lcllte ich sie nennen ‚ in der Aetiolngie der mannigfaltig-
    sten Krankheitszustände antrlth. Gerniititsbewegnng. Schreck
    ist auch solch ein banales Moment; Chorea, Apuplexir, Parn-
    lysis agituns und was nicht alles sonst kann der Schreck
    geradesn hervnrruien wie eine Angstneurose. Nun darf ich
    freilich nicht weiter argumentiren, wegen dieser Ubiquititt
    genügten die Initialen Ursachen unseren Anforderungen
    nicht, es miisstc ausserdem s pecit'ische trsaehen geben.
    Das hiessc den Satz, den ich erweisen will, vorwegnchmen.
    Ich bin aber berechtigt, folgender Art zu schliessen: Wenn
    sich die niimliche specillsclle Ursache in der Aetiologic
    aller oder der allermeisten Fälle von Angstneurnse nachweisen
    lässt, dann braucht sich unsere Auffassung nicht dadurch bc-
    lrren zu lassen, dass der Ausbruch der Krankheit erst nach der
    Einwirkung des einen oder anderen banalen lllomcntcs, wie
    es Gemüthsbewegullg ist, erlolgt.

    So war es nun in meinen Fällen von :\ngstneliruse. Der
    Mann, der — rätllselhaitcr Weise ‚ auf die Nachricht vom
    Tode seines Vaters erkrankte (ich mache diese llandglosse,
    weil dieser Tod nicht unerwartet und nicht unter ungewöhn-
    lichen. crschtltiernden Umständen erfolgte), dieser Mann lebte
    seit fl Jilhlen im f'oitus intel'i'uptus mit seiner Ehefrau, welche
    er meistens zu befriedigen trachtetc; der junge Mann, der den
    Streitigkeiten zwischen seiner Frau und seiner Mutter nicht
    gewachsen war, hatte bei seiner jungen Frau von Anfang an
    das Zurilckzieherl geübt, um sich die Belastung mit Nach?
    kommenschait zu ersparen; der Student, der sich durch Uebcr-
    arbeitnng eine Angstneurqse Zuzug anstatt der zu erwartenden
    (ierebrasthouie, unterhielt sell. drei.lallren ein Verhältniss mit
    Dinem Mädchen, das er nicht schwiingorli durfte: die Frau,
    die, selbst kinderlos, über die, Krankheit einer Nichte der
    Angstrleurnse rer-fiel, war mit einem im|loteuteu Mann vor
    heiratet und sexuell nic befriedigt werden u. dgl. Nicht alle
    diese Fälle sind gleich klar oder für meine These gleich gut
    beweisentl. aber wenn ich sie an die sehr beträchtliche An-
    zahl ron Fällen anreihe, in denen die. Aetielogie nichts An»
    (items als das s|teclfische Moment aufweist, fügen sie sich der
    von mir aufgestellten Lehre widerspruchslo ein und —
    eine Enveitel-uug unseres ätinlogischen Ve '
    bisher geltenden Grenzen.

    (Furtaeuung folgL)

    til: dar blinmln.lmn lnlttniuli Kllnlr tin lltllrntllts Plot. tirol! ln Ping.

    Ein Beitrag zur Cnsulstik tler Median unl-
    timlorcrl.
    ven
    Dr. run. rnmik, Secuntl

    Die im Mctlinstinulli lncalismtrn Tumoren sind wegen
    ihrer Rarität ein seltenes Object der klinischen lieebarhtung.
    Vi)" den patlinlcgischcn‚ gntartigen tiehihlrn kommt iin ille-
    dilistinulil die lli‘|tcrlmpliischc 't‘lnmns vor, welche letztere
    bekanntlich de nnrma bis 7 m zneitcn Lebensjahre sich enc
    wickelt, vom fiinitrn l.rhens ine angefangen iilrripliii't und in
    der Pubertätsperiode rasch schn-indel, indem sie durch Fette
    gerrehe substituirt wird.

    Fiir die Diagnose eines hyperplastiscllell Thrmnsger hses
    ist der mikroskopische Befund der llnssiil'schen Kiirperchen
    ausschlaggebend. Zu den gutartigen, im Mediastllnim vor-kom-
    menden Tumoren sind \Vl‘lt(‘l'5 l.i|lüillß‚ Fibrumt‘, Der 'dal-
    uysten‚'l‘eratnuie und llyporplas sche Lymplltlriisen . nhlen.
    Manche dieser benigncn lie in Le kennen auch hi wie
    an anderen Stellen iiberhauu bb dl'tig werden.

    Wiener klinische Rundschau 1895.

    419

    Hierher gehört der von Virchow beschriebene Fall.
    betreffend ein grosses aus der Leiche eines 22jährigen Mannes
    herriihrendes Teratom, in welchem ausser einer grossen Zahl
    cmbryonnler, quergestreil'ter Mu5ke1fnsern‚ carcinumattlsn und
    sarcomntöse Elemente vorhanden waren.

    Ma.ligne Mediastinaltumoren bei Individuen jüngeren
    Alters sind gewöhnlich Samome, seltener Carcincme. Nach
    der Statistik von Feldmann kommen Mediustillaltumoren
    bei Männern dreimal so häufig vor, wie bei Weibern, und was
    das Alter anbelangt, so steht es fest, dass bösartige Media
    stinaltnmoren im hohen Alter äusserst selten zu finden sind.
    Eichhorst fand unter 85 Fällen, Riegel unter 41 und
    Tliomayer unter 46 Kranken blos einen einzigen Fall,
    welcher älter war als 61 Jahre. Nach Riegel wurden die
    beschriebenen Mediustinaltumoren meistens zwischen dem
    20_‚30_ Lebensjahre vorgefunden. Mit diesen Angaben stimmen
    auch die von Thernayer gesammelten Fälle überein.

    Unter den von diesem Autor zusaminengestellten biss-
    artlgen Geschwülsten Waren 18 Kranke zwischen 20. bis
    30. Jahre, 8 zwischen 30—40. Jahre und 5 zwischen 50. bis
    60. Jahre alt. Nur vier Kranke standen zwischen 10.—20‚Jahren.
    Der Regel nach ist nach übereinstimmenden Angaben der
    Autoren das vordere Mediastinum der Sitz der malignen Ge-
    izcthlst: es sind aber von Gluzin ki und Im pacclnnti
    und Anderen Fälle beschrieben, wo das hintere Mcdiastiuuln
    der Ausgangspunkt der malignen Geschwulsl. war.

    Gross sind die diagnostischen Schwierigkeiten der Me—
    tliastinalgcsehwiilste, denn es können einerseits die Neu-
    bilttungen der Lunge und des Brnstl‘ells die Symptome der
    .\lediastinaltumoren vort'a'uschen und andererseits kann ein
    Mediusiinaltumor auf die Lunge und das Brustl‘ell übergreifen.
    Eine bösartige Lunge-ngcschwulst ist nur in dem Falle richtig
    zu diagnosticiten, wenn mikroskopisch im Sputum Geschwulsh
    elemente nachzuweisen sind. Die Diagnose einer sarao- oder
    carcinomatt'lsen Pleulitis ist wiederum durch den Nachweis
    von Gescthlstpartikelchen in der aspirirten Masse ermügv
    licht. Der Zufall kann bewirken, wie es im Falle von Unver-
    richt war, dass die Diagnose durch das Wuchern des Tumors
    aus der Punktionsstellc nach der Thoracocentesc klar gestellt
    wird. in manchen Fällen durchwuchert die Neuhildung die
    Brustwand und wird unter der Haut tastbar. Fast unüber-
    wintlliche diagnostische Schwierigkeiten thin-men sich auf,
    wenn ein umfangreiches pleuritisches Exsudat dic physikali-
    schen Zeichen des Tumors verdeckt. Kliniscll ist eine (194
    scltwulst als Mediastinttltumor zu classifieiren, welche auch
    anatomisch als solche erscheint.

    Mit. Rücksicht auf die verhältnissmässig schwierige
    Diagnose und dit: Seltenheit dieser Tumoren in hohem Alter
    erlaube ich mir im Folgenden einen Fall zu beschreiben,
    welcher intra vitam richtig diagnosticirt wurde. ich finde
    übrigens nach Durchsicht der einschlägigen Literatur, dass
    es der dritte Fall einer Mediastinalgeschlvulst in hohem
    Alter ist.

    Der: Kranke, ein ö9jiihrigcr Schneidcrmeister. wurde am
    29. November 1894 nut die Klinik des Hofmthcs Eiselt gebracht,
    mit der Diagnose eines pleurltirichnn Exudates.

    Anamnese:

    Die Eltern starben an Altersschwäclte, ein Kind ist gesund,
    der kranke gibt im, nie lrr:ullr gewesen zu sein. Die gegenwärtige
    Erkrankung dntirt seit Ende August 1394 und fing mit Album—
    bcscllwerden an. Anden: Buschwerdcn hatte der Kranke keine.
    Die ersten drei Wochen war Patient noch im Stande zu gehen,
    hierauf legte er sich auf ärztlicher Anrathen zu Bett und nahm
    Dimetica zu sirll.

    Die Dyspnoe hielt aber durch volle drei Monate an und dcr
    Kranke“ begab sich daher auf dic Klinik. Var der Aufnahme war
    der Appetit immer gut, der Stuhl und das iirimren lim-mal. Tempo—
    ralurerhtthuug wurde nicht beobachtet.