Rezension von: Bechterew, W[ladimir] ›Über die Bestandtheile des vorderen Kleinhirnschenkels‹ 1888-205/1888
  • S.

    Physiologie des centralen und sympathischen Nerven-    
    8ystems.    
    W. Bechterew. Ueber die Bestandtheile des vorderen Kleinhirn    
    schenkela (His-Brauné's Archiv 1888, Nr. 2 bis 4, S. 124).    
    Die entwickelungsgeschichtliche Methode gestattet, im vorderen    
    Kleinhirnschenkel (Bindearm) vier gesonderte Bündel zu erkennea.    
    welche sich zu verschiedenen Perioden des Intrauterinlebens mit Mark    
    umhüllen. Auf einem in der Mitte zwischen Kleinhirn und hinterem    
    Vierhügel geführten Querschnitte zeigen diese vier F'asermassen fol-    
    gende Anordnung:    
    1. Das am frühesten entwickelte Bündel nimmt den unteren    
    scharfen Rand des halbmondförmigen Bindearms ein. B. bezeichuet    
    es als ventrales Bündel. Es ist von kleinem Umfang,, stammt nicht    
    aus dem Kleinbirn, sondern verliert sich in der Gegend des Haupt    
    kernes vom Vestibularnerven, und reicht nach vorne nur bis zu den    
    oberen Theilen der Brücke, woselbst dessen F'asern als Commissur    
    über die Mittellinien treten.    
    2. Das zunächst entwickelte Bündel nimmt den dorsalen Theil    
    des Halbmondes ein (dorsales Bündel); es kommt zum Theil vom    
    Dachkern, zum Theil von der Rinde des Wurms an der entsprechen-    
    den Seite.    

     

  • S.

    Nr. 17.    Centralblatt für Physiologie.    457    
    3. Das dritte Bündel befindet sich zwischen beiden vorigen und    
    nimmt den mittleren Theil des Halbmondes ein (mittleres Bîndel),    
    wobei es sich zum Theil mit den Fasern des zweiten Bündels ver-    
    mengt. Im Kleinhirn verbindet es sich mit den Elementen des Kugel    
    und Pfropfkerns.    
    4. Am spätesten entwickeln sich die innersten an der Concavität    
    des Halbmondes liegenden Fasern. Dieses Bündel (inneres nach B.)    
    ist scheinbar das stärkste, es kommt theils vom Corpus dentatum,    
    theils direct von der Rinde der Kleinhirnhemisphären.    
    Die drei letztgenannten Bündel bilden die bekannte Bindearm-    
    kreuzung und endigen darauf in den Zellen des rothen Kerns der Haube.    
    B. sieht in den einzelnen Bindeln des Bindearmes Fortsetzungen    
    der einzelnen Abtheilungen des hinteren Kleinhirnschenkels (Strick-    
    körpers).    
    Sigm. Freud (Wien).