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Physiologie des centralen und sympathischen Nerven-
8ystems.
W. Bechterew. Ueber die Bestandtheile des vorderen Kleinhirn
schenkela (His-Brauné's Archiv 1888, Nr. 2 bis 4, S. 124).
Die entwickelungsgeschichtliche Methode gestattet, im vorderen
Kleinhirnschenkel (Bindearm) vier gesonderte Bündel zu erkennea.
welche sich zu verschiedenen Perioden des Intrauterinlebens mit Mark
umhüllen. Auf einem in der Mitte zwischen Kleinhirn und hinterem
Vierhügel geführten Querschnitte zeigen diese vier F'asermassen fol-
gende Anordnung:
1. Das am frühesten entwickelte Bündel nimmt den unteren
scharfen Rand des halbmondförmigen Bindearms ein. B. bezeichuet
es als ventrales Bündel. Es ist von kleinem Umfang,, stammt nicht
aus dem Kleinbirn, sondern verliert sich in der Gegend des Haupt
kernes vom Vestibularnerven, und reicht nach vorne nur bis zu den
oberen Theilen der Brücke, woselbst dessen F'asern als Commissur
über die Mittellinien treten.
2. Das zunächst entwickelte Bündel nimmt den dorsalen Theil
des Halbmondes ein (dorsales Bündel); es kommt zum Theil vom
Dachkern, zum Theil von der Rinde des Wurms an der entsprechen-
den Seite.S.
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3. Das dritte Bündel befindet sich zwischen beiden vorigen und
nimmt den mittleren Theil des Halbmondes ein (mittleres Bîndel),
wobei es sich zum Theil mit den Fasern des zweiten Bündels ver-
mengt. Im Kleinhirn verbindet es sich mit den Elementen des Kugel
und Pfropfkerns.
4. Am spätesten entwickeln sich die innersten an der Concavität
des Halbmondes liegenden Fasern. Dieses Bündel (inneres nach B.)
ist scheinbar das stärkste, es kommt theils vom Corpus dentatum,
theils direct von der Rinde der Kleinhirnhemisphären.
Die drei letztgenannten Bündel bilden die bekannte Bindearm-
kreuzung und endigen darauf in den Zellen des rothen Kerns der Haube.
B. sieht in den einzelnen Bindeln des Bindearmes Fortsetzungen
der einzelnen Abtheilungen des hinteren Kleinhirnschenkels (Strick-
körpers).
Sigm. Freud (Wien).
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