S.
G. Greve. Sobre Psicología y Psicoterapia de ciertos
Estados angustiosos. (Vortrag vor der neurologischen Sektion
des internationalen amerikan. Kongresses für Medizin und Hygiene in
Buenos Aires, Mai 1910.)Der Autor, der diesem Kongress als Delegierter der Regierung von
Chile beiwohnte, hat in besonders lichtvoller und von Missverständ-S.
nissen freier Weise den wesentlichen Inhalt der Verdrängungslehre und
die ätiologische Bedeutung des sexuellen Moments für die Neurosen dar-
gelegt. In würdevoller Bescheidenheit hält er mit einem endgültigen Urteil
über die ganze Lehre zurück; seine Erfahrungen, meint er, gestatten ihm
nicht mehr zu sagen, da er die Analyse in der Regel nicht über
die Pubertätsanlässe der Erkrankung hinaus betrieben habe (y aun cuando
nos mostramos reservados para emitir una opinión propia, se nos ha
de perdonar, ya que nuestra experiencia personal no alcanza á abarcar
toda la latitud de sus doctrinas).Doch lassen zahlreiche Äusserungen keinen Zweifel daran bestehen,
welcher Überzeugung er zuneigt. Die Existenz der infantilen Sexualität
scheint ihm durch die vorliegenden Untersuchungen mit Sicherheit er-
wiesen (demostrada hasta la evidencia); er und andere (todos nosotros)
hätten Gelegenheit gehabt, sie an neurotischen Kindern zu beobachten,
bei denen sie mit gewissen Zügen von Übermass auftritt. Auch die An-
wendung einer unvollständigen analytischen Behandlung reiche in einer
grossen Zahl von Fällen hin, um eine erhebliche Besserung des psychi-
schen Allgemeinzustandes zu erzielen, so dass die Kranken ihre Leistungs-
fähigkeit wiedergewinnen, selbst wenn die Symptome noch in geringer
Intensität fortbestehen sollten. (. . . para traer una notable mejoría del
estado general psíquico del paciente, aun cuando puedan seguir persistiendo
síntomas que, por su poca acentuacion, no aparenten enfermedad y no
lo inutilizen para la sociedad.) (Ref. möchte ganz besonders hervorheben,
welch' gutes Verständnis der neurotischen Erkrankungen sich darin ver-
rät, den Heilerfolg nicht in der Beseitigung einzelner Symptome, sondern
in der Herstellung der Leistungsfähigkeit fürs Leben zu suchen.) Die
Zwangneurose preist der Autor als ganz besonders zugänglich für die
analytische Therapie; es sei ihm einmal gelungen, in zwei vertrauten
Besprechungen, die zusammen noch keine Stunde ausfüllten, Zwang-
sideen zu beseitigen, die jeder anderen Behandlung hartnäckig widerstanden
hatten. Der Autor fordert seine Kollegen auf, den in Rede stehenden
Lehren ihre vollste Aufmerksamkeit zu schenken; dieselben seien auf die
sorgfältigste Untersuchung gegründet, und sie würden sehr vieles
aus ihnen entnehmen, was sie zum grossen Nutzen ihrer Kranken ver-
wenden könnten. (Pero insisto ante vosotros, que de un atento estudio
de las teorías de F., teorías basadas en la más escrupulosa y paciente
observación de hechos clínicos que se pueda exigir, podreis cosechar
mucho, muchísimo que puede favorecer á vuestros enfermos.)Wir danken dem (wahrscheinlich deutschen) Kollegen im fernen
Chile für die unparteiische Würdigung der Psychoanalyse und die un-
erwartete Bestätigung ihrer Heilwirkung in fremden Landen. Freud.S.
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