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236 Centralblatt für Physiologie. Nr. 10.
Ch. Julin. Le Système nerveux grand sympathique de l'Ammocoetes
(Petromyzon Planeri) (Anatom. Anzeiger II, 7, 1887).
J. verneint die Kenntniss des centralen Nervensystems des Petro-
myzon durch zwei interessante Entdeckungen. Schicken wir zur
Orientirung voraus, dass bereits bekannt war. J. anstatt der gemischten
Nerven anderer Wirbelthiere bestehen bei Petromyzon getrennte, dor-
sale und ventrale Nerven, den beiden Wurzeln der gemischten Nerven
höherer Thiere entsprechend. Jede der unabhängig gewordenen Spinal-
nerven hat theilt sich in einen dorsalen und in einen ventralen Ast. Von
der hinteren Wurzel, in die das Spinalganglion eingelagert ist, gehen
mehrere kleine Äste ab, welche die jedesmalige Arteria intercostalis
oder parietalis begleiten, vom Ref. seinerzeit als sympathische Äste
bezeichnet. 2. Im Darmcanal und im Vorhof des Herzens gibt es reichliche
Einlagerungen von Nervenzellen (Langhans, Os. Jaunikow) von
denen die dem Darmcanal angehörigen mit dem Darmnerven zu-
sammenhängen. Ein dem Grenzstrang analoges System von Ganglien
und Fasersträngen war bislang nicht bekannt.
J. hat nun gefunden, dass bei Petromyzon beiderseits zwischen
der Aorta und der Cardinalvene Ganglienzellenhaufen liegen, welche
in ihrer Lagerung und Anzahl genau den einzelnen Spinalnerven ent-
sprechen. Einer der aus jedem — sympathischen — Ganglion ent-
springenden Aeste geht in den ventralen Ast eines Spinalnerven über,
und zwar ebensowohl einer dorsalen als einer ventralen Wurzel. Ein
diese Ganglien verbindender sympathischer Grenzstrang ist nicht auf-
zufinden. Tiefer als die beschriebenen Ganglien liegen andere, nicht
mehr segmentär angeordnete, welche zum Herzen, Darmcanal, Nieren
und Geschlechtsorganen Fasern schicken und mit den in den Ein-
geweiden enthaltenen Zellen in Verbindung stehen. Viele und ober-
flächliche Ganglien sind durch Faserbündel miteinander verknüpft.
Das sympathische Nervensystem des Petromyzon würde demnach
durch zwei Eigenthümlichkeiten besonders bemerkenswerth sein: erstens
durch das Fehlen eines die paarigen Ganglien verbindenden Grenz-
stranges, zweitens durch die Trennung der motorischen und sensiblen
Elemente in Folge des gesonderten Ursprungs aus den dorsalen
und ventralen Spinalnerven. Das System der durchgehenden Fasern,
welches gleichfalls Beziehungen zum Sympathicus bieten dürfte (es
sind vom Ref. beschriebene Fasern gemeint, die aus dem ventralen
in den dorsalen Ast einer Wurzel übertreten, ohne sich mit den Zellen
des Spinalganglions zu verbinden) hat der Autor nicht in Betracht
gezogen. Sigm. Freud (Wien).
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