S.
Zur psychoanalytischen Bewegung.
Der Zentralpräsident der „Internationalen psychoanalytischen Vereinigung“,
Herr Doz. C. G. Jung in Zürich, hat an die Präsidenten der Ortsgruppen
folgendes vom 20. April 1914 datierte Schreiben gerichtet, das wir hiemit den
Vereinsmitgliedern zur Kenntnis bringen :
„Sehr geehrter Herr Präsident !
Ich habe mich durch die neuesten Ereignisse überzeugen lassen, daß
meine Ånschauungen in einem so schroffen Kontrast zu den Auffassungen der
Mehrzahl der Mitglieder unseres Vereins stehen, daß ich mich nicht mehr als
die zum Vorsitz geeignete Persönlichkeit betrachten kann. Ich reiche daher
der Obmiinnerkonferenz meine Demission ein mit bestem Dank fiir das bisher
genossene Zutrauen.
Mit vorziiglicher Hochachtung
ergebenst
Dr. C. G. Jung.“
Die „Obmiinnerkonferenz* hat sich auf schriftlichem Wege dahin ge-
einigt, den Vorstand der Ortsgruppe Berlin, Dr. Karl Abraham (Berlin W.
Rankestrafe 24), bis zum nächsten Kongreß mit der provisorischen Leitung
der Vereinsgeschäfte zu betrauen.
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Prof. Flournoy wird im Sommersemester vor der ,Faculté des Sciences“
(Universitit Genf) einen Kurs über Psychoanalyse halten,
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In seinem durch Vollständigkeit, objektive Charakteristik und sorgfältige
Gliederung ausgezeichneten Aufsatz „Revue et bibliographie générales de
psychologie religieuse“ (Archives de Psychologie, Tome XIV No. 53, Février
1914) schreibt Prof. Dr. G. Berguer in Genthod, Kt. Genf: ,Die psycho-
analytische Methode ist bei ihrer Entwicklung und Anwendung auf krank-
hafte religiöse Erscheinungen ohne Zweifel zu einer großen Zukunft berufen,
Sie wird das Problem der Seelsorge an vielen Punkten umformen und dazu
beitragen, ernsthafte Reformen in die religiöse Erziehung einzuführen, Gleich-
zeitig wird sie helfen, krankhafte Seltsamkeiten großer religiöser Individuali-
täten besser zu begreifen.“ (P fister.)
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