• S.

    PROF. DR. FREUD    WIEN IX., BERGGASSE 19

    June 1st 1922

    Dear Dr Blumgart

    In the mean time your sister Ruth will have 
    got my letter containing her definite accept-
    ance, provided she pays the higher fee of # 15. 
    Aber warum schreibe ich Ihnen Englisch?

    Ich füge also zur Erklärung bei, daß ich 
    meinen Freunden versprochen habe, die 
    Zal meiner Arbeitsstunden von 9 auf 
    7 oder 6 herabzusetzen. Ich bin zwar noch 
    leistungsfähig, ¿ aber bei der bisherigen 
    Ausnützung kann ich es nicht lange bleiben. 

    Ich habe kaum Zeit meine Briefe zu schreiben, 
    wissenschaftliche Beschäftigung ist überhaupt 
    ausgeschloßen.  Mit dieser Reduktion der 
    Arbeitszeit geht die Erhöhung des Honorars 
    Hand in Hand, besonders da ich Ruth nur 
    als Patientin betrachten kann.

    Die Preiserhöhungen in Wien sind allerdings 
    seit Ihrer Abreise ausserordentlich gewesen.  
    Doch ist der Dollar entsprechend an Wert 
    gestiegen; # 60 für den Monat könnte 
    leicht zuviel sein. Ich habe aber diese 
    Verhältniße nicht genau verfolgt. Ich 
    weiß nur, dass Wien nicht mehr so 
    überfüllt ist, und dass meine letzten 
    Fremden leicht passende Unterkunft 
    gefunden haben.

    Gerne würde ich von Ihnen über zwei 
    Punkte Auskunft haben wollen, die 
    Gesundheit Ihres Vaters und den Ver-
    lauf Ihrer Werbung um Mrs P.

    Von Dr Ash  der sich vor längerer 
    Zeit angemeldet hat, ist noch keine

  • S.

    endgiltige Zusage eingetroffen.  Da ich jetzt nur 
    wenige Personen annehmen kann, möchte
     ich bald Bescheid haben u bitte Sie, ihn 
    zu erinnern.

    Mit herzlichem Gruß
    Ihr
    Freud