• S.

    PROF. DR. FREUD  WIEN IX., BERGGASSE 19

    12. 1. 1934

    Lieber Herr Doktor

    Ihr ausführlicher Bericht aus der neuen 
    Heimat war sehr willkom̄en. Ich 
    zweifle nicht, daß Ihre Gabe Menschen 
    zu leiten und zu belehren sich auch 
    hier in wirksamster Weise äußern 
    wird.

    Die Korrektur, die ich Ihnen für den 
    Goethepreisaufsatz versprach, bezieht 
    sich auf eine Stelle S 2. Die Arbeiten 
    über Aphasie u Kinderlähmungen 
    machte ich von Paris heimgekehrt 
    zwischen 1887 u 1893. Die Dozentur hatte 
    ich vorher (86) für histolog. u kasuist. 
    Arbeiten erhalten.

    Ferner: Hyrtl war nie mein Lehrer (S 2). 
    Bei Brücke arbeitete ich nur über 
    Histologie des Nervensystems.

    Ihre Beilagen über das Verhören 
    des Herrn Bernheim sind ein höchst 
    merkwürdiges Zeichen der Zeit. 
    Besonders da Ihre Richtigstellung 
    nicht dem leisesten Zweifel 
    Raum lässt.

    Was wollen Sie mit der Goethe‑Vorlesg 
    machen? Ist es nicht zu spät für eine 
    Veröffentlichung?  Die „Bewegung“

  • S.

    die sich zur Aufnahme am ehesten geeignet 
    hätte, ist mit diesem Jahr eingestellt 
    worden.  Ich nehme das Mskr vor-
    läufig in Verwahrung.

    Mit herzlichen Wünschen 
    für 1934
    Ihr 
    Freud