• S.

    PROF. DR. FREUD 
    WIEN IX., BERGGASSE 19

    22 Jan 1911

    Verehrter Herr Kollege

    Unsere Neujahrswünsche haben sich 
    gekreuzt; mögen sie beiderseits in Er-
    füllung gehen.

    Ihr Vortrag in Toronto liegt imprimirt 
    vor mir und wird in der Januar-
    nummer des Zentralblattes erscheinen.  
    Es war, als ich Ihren Brief erhält, zu 
    spät, um auf Zusätze zu warten. 
    Er bringt auch so dem Leser unerhört 
    viel Gutes und Neues. Jung theilt mein 
    Urtheil über ihn. Wir haben uns 
    Ihre Erlaubnis zu Gute Nutzen gemacht, 
    um auch Ihren Vortrag in Washington 
    übersetzen zu lassen, der einige 
    Monate später publizirt werden soll. 
    Sie werden unterdess vielleicht die 
    schöne Apologie gelesen haben, die 
    Bleuler der Psychoanalyse im neuen 
    Heft des Jahrbuches gewidmet hat.  
    Wir wollen abwarten, ob sie auf die 
    erregten Gemüter in Deutschland 
    einen besänftigenden Einfluss 
    üben wird.

  • S.

    Unsere nächste freudige Erwartung ist, 
    Sie und andere Ihrer Landsleute als 
    Mitglieder des ΨA Vereins auf unserem 
    September Kongress zu begrüssen. Er 
    wird vielleicht in Lugano stattfinden. 
    Jung wird Ihnen alles Nähere 
    mittheilen.

    Mit vielen herzlichen Empfehlungen 
    Ihr getreuer 
    Freud