• S.

    PROF. DR. FREUD 
    WIEN, IX., BERGGASSE 19.

    Schneewinkl

    8. 7. 1929

    Lieber Herr Doktor

    Ich danke Ihnen für Ihre Beeinflußung 
    des Aufsatzes von der Sharpe und stelle 
    mit Befriedigung fest, dass ich in allen 
    Punkten, die Ihr Brief berührt, Ihre 
    Meinungen theile. Wir machen den 
    Jubilaeumsnum̄ern stillschweigend ein 
    Ende. Ehe Jones daran kam, konnte es 
    ja nicht geschehen.

    Ihre Absicht, anstatt Dr Eitingon die Poliklinik 
    zu feiern (leider ein Jahr zu früh) und 
    die Art, wie es geschehen soll, hat 
    meinen vollen Beifall. Die einleitenden 
    Sätze zu Ehren Eitingon’s will ich, 
    wenn ich um jene Zeit noch eine 
    Feder führen kann gerne schreiben. 
    Er hat es sich wol verdient.  Auch ich 
    glaube, daß man diese Broschüre nicht 
    ohne sein Wissen und seine Hilfe 
    vorbereiten kann. Man könnte ihm 
    aber verbergen, dass mit dieser Ver-
    öffentlichung die Danksagung an ihn 
    verbunden ist, die ich übernom̄en habe. 
    Halten Sie das nicht für möglich? Ein 
    fernerer Vorschlag wäre, diese Broschüre 
    wirklich bis auf’s Jahr 1931 zu verschieben, 
    so dass sie zu Eit’s Geburtstag erscheint, 
    wenn dieser nicht zu spät in’s Jahr 
    fällt, was ich nicht weiß. Eit brauchte 
    das Motiv dieses Aufschubs nicht zu 
    merken und daß bei der Feier 
    eines Instituts das Datum nicht 
    genau eingehalten wird, hat nichts 
    Auffälliges. Überlegen Sie, bitte, 
    diese Möglichkeiten.

  • S.

    Betreff der Pläne Dr Zilboorg’s möchte ich 
    aus unserer Skepsis die entsprechenden 
    Schlüße ziehen. Z ist ein Enthusiast ohne 
    jeden Einfluß in Amerika und das 
    wiederholte Fehlschlagen aller unserer 
    Bemühungen aus Amerika Geld für 
    die Analyse zu bekommen, sollte uns 
    von weiteren Versuchen abhalten. Das 
    offizielle wie das private Amerika sieht 
    in der Analyse einen Feind seiner 
    spezifischen Kultur und zwar – mit Recht. 
    Auch meine Tochter denkt ebenso und 
    lehnt es ab, in Oxford Schritte im 
    Sinne Z’s zu thun. Ich glaube wir ver-
    lieren nichts bei dieser Unterlassung.

    Ich bedaure, daß Sie nicht zum Kongreß 
    gehen wollen; hoffe, Sie befinden sich 
    mit den Ihrigen wol.

    Herzlich Ihr
    Freud

    P.S.  Daß unser Verlag die Broschüre ver-
    öffentlicht hätte ich fast übergangen, so 
    selbstverständlich scheint es mir.