• S.

    DR. FERENCZI SÁNDOR       
    BUDAPEST, VII., ERZSÉBET‑KÖRÚT 54.

    31.III.1911.

    Lieber Herr Professor.

    Ich erhielt das Cirkulare Jung’s, in dem er für 
    Nürnberg als Congressort eintritt. – Ich antwortete 
    ihm, daß ich, als Mitglied der Wiener Ortsgruppe, 
    kein Recht zu einem Separatvotum besitze, persön-
    lich aber für die Beibehaltung von Lugano 
    stimmen möchte. – Die Zustände in der Wiener 
    Gruppe, über die mich aus die Protokolle ziem-
    lich gut informieren, müssen Ihnen viel Unan-
    nehmlichkeiten bereiten. Ein Exodus der zwei 
    Friedensstörer wäre vielleicht die beste Lösung.

    Stekel’s Buch lese ich mit starken 
    Unlustgefühlen. Ich schäme mich, daß ein 
    Analytiker dergleichen drucken lassen konnte. 
    Das Wertvolle darin hätte in einem kleinen 
    Heftchen Platz, das Übrige ist für den 
    Eingeweihten nutzlos, – für die Aussenstehenden 
    schädlich. Vieles macht direkt den Eindruck 
    des Erlogenen. Einer von uns muß sich entschließen, 

  • S.

    gegen diese Art von Veröffentlichungen 
    Stellung zu nehmen. Wenn Sie wollen, schreibe ich 
    darüber fürs Jahrbuch ein Referat. [Noch besser 
    wäre es, diese Rolle einer fernerstehenden 
    und allgemein geachteten Persönlichkeit, z.B. 
    Putnam, zu übertragen.]

    Persönlich habe ich nichts über 
    mich zu berichten.
    Herzliche Grüße von 
    Ferenczi

    Editorische Anmerkungen

    Stekel, Wilhelm (1911): Die Sprache des Traumes. Eine Darstellung der Symbolik und Deutung des Traumes in ihren Beziehungen zur kranken und gesunden Seele, für Ärzte und Psychologen. Wiesbaden 1911.

    Von einem veröffentlichten Referat Ferenczis ist nichts bekannt.

    Eugen Bleuler veröffentlichte eine Kritik dazu in:
    Münchener medizinische Wochenschrift, 1911, 58:1142f.