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S.
PROF. DR. FREUD
WIEN, IX. BERGGASSE 19.Karersee 25.8.12
Lieber Herr Rank
Keinen Dank mehr. Sie ahnen nicht welches
Vergnügen Sie mir mit der Annahme
meines Vorschlages gemacht haben.Leider muss ich Ihnen heute mitteilen daß diese
Reise selbst unsicher geworden ist. Noch nicht
aufgegeben, ich bin nur verpflichtet Sie vorzu-
bereiten u bitte Sie unterdes das Geheimnis
zu bewahren. Meine Älteste, die uns schon
soviel Sorge gemacht, ist wiederum erkrankt.
Was sich daraus entwickelt ist noch nicht zu
übersehen. Es kann vielleicht in den 2 Wochen
bis zum Termin der Abreise wieder
in Ordnung kom̄en, aber das ist auch die
Bedingung unter der ich mich von Hause
entferne. Im anderen Falle komme
ich vorzeitig und inkognito nach Wien.Ich werde Sie natürlich von allen
Wandlungen unserer Chancen verständigen.
Es thäte mir um diese Reise sehr leid,
sie sollte auch den Zweck verfolgen
einen innigen Zusam̄enschluß zwischen
Ihnen, Jones u Ferenczi herbeizuführen,
aber menschliche Vorsätze taugen nichts. -
S.
In dieser Situation habe ich nicht Lust mich
für irgend etwas anderes zu interessiren.Den Artikel in der Frankfurter habe ich
hier auch bekommen, er hat mich kalt ge-
lassen wie alles aus diesem Quartier.
Es ist doch lauter böswilliger Unsinn. Arbeiten
wir weiter; ein Buch wie das Ihrige über
den Inzest, eine Schöpfung wie die Imago
sind wertvoller als alle Zeitungsartikel
u „wissenschaftl.“ Diskussionen der Literatur.Ich grüße Sie herzlich u bitte Sie
auf meine Nachrichten zu warten.
Ihr
Freud