S.
Athen 20.IV.1911
[Briefkopf mit Wappen:]
OESTERREICHISCHER LLOYD, TRIEST.
Hochverehrter Herr Professor!
Eine halbe Stunde vor der Abfahrt aus Athen erhalte ich Ihre freundlichen Zeilen nachgeschickt und muss in größter Eile und mit Bleistift antworten, um den Brief noch ans Land und vor meiner Ankunft nach Wien gelangen zu lassen.
Wir hatten hier jetzt fast immer schönes Wetter und waren nur etwas gehetzt, was ich besonders heute im Nationalmuseum sehr bedauert habe wo Sie nach Ihrer Bädeckernotiz am 5. Sept. 1904 waren. Alle meine Eindrücke aus dieser herrlichen Welt zu schildern ist mir jetzt ganz unmöglich ich hoffe das in Wien gelegentlich tun zu können.
Wegen der Korrekturen war ich schon einigermaßen besorgt, da ich bis heute nichts erhalten hatte; doch kommen sie [verbessert aus Sie] gerade heute recht, da wir jetzt lange Seereisen vor uns haben.
Was Sie über den Lohengrin sagen trifft glänzend zu; es ist zunächst tatsächlich nur Materialsammlung, die ich bemüht war möglichst zusammenzubringen; was mich lockte, war die wirklich fast lückenlose Übereinstimmung. Ich wäre Ihnen für weitere mündliche Winke zur Ausgleichung der Arbeit ausserordentlich dankbar.
Entschuldigen Sie bitte vielmals die Hast des Schreibens, aber das Fallrepp kann jeden Moment hochgezogen werden und es drängte mich doch Ihnen, hochverehrter Herr Professor, vor dem Verlassen dieser Herrlichkeiten meinen herzlichsten und innigsten Dank für Ihre große Güte zu sagen, der ich dieses Erlebnis verdanke.
Mit den besten Empfehlungen an Ihre werte Frau Gemahlin und vielen Grüßen an die Fräulein Tochter und Herren Söhne
bleibe ich Ihr ergebener
[Unterschrift fehlt auf Kopie]