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// W i e n 6 //

11. November 1920

Liebe Freunde!

Berlin und London No. 5, Budapest No. 6 (heute) erhalten.2

Wir ersuchen Berlin nochmals, die Briefe aus technischen Gründen an Rank zu adressieren (Budapest und London tun dies bereits).

Antworten: Berlin. Der avisierte Beitrag von Simonson zur Kinderpsy- chologie lag nicht bei.3

London. Die Angelegenheit Mackenzie, deren Ausgang wir ahnten, ist wohl für uns erledigt. Was Pfister betrifft, so hat ihm Rank in freund- schaftlicher Weise klar gemacht, daß er (Rank) weder dem Verlag noch weniger aber den Verein repräsentiert und also in der ganzen Sache nicht kompetent ist, in der übrigens ein Kongreßbeschluß vorliegt, für den Pfister selbst gestimmt hat und über den sich hinwegzusetzen beide Teile kein Recht haben. Wir meinen, daß Jones am besten täte, Pfisters Be- schwerden ebenso höflich als entschieden zurückzuweisen. Von der neu- en Millionenstiftung hat ja der Professor am Kongreß öffentlich gespro- chen, aber außer Pfister ist es keinem eingefallen, für sich oder seine Gruppe eine besondere Belohnung zu erwarten. Die Möglichkeit, sich durch Mitarbeit an unseren Zeitschriften einen Teil des Abonnements zu verdienen, haben die Schweizer ebenso wie alle anderen, natürlich nur nach Maßgabe der valutarischen Verhältnisse, die wir ihnen zuliebe nicht ändern können. (Pfister hat sich beim Verlag beklagt, er bringe uns mit seinen Publikationen ein materielles Opfer.)

Von uns ist diesmal nicht viel zu berichten.

Verlag: Das Buch von Kolnai über Psa. und Soziologieist erschienen. Die zweite Nummer des englischen Journalswird noch in diesem Monat ausgeliefert; die nächsten Hefte werden hoffentlich rascher folgen. 

Von Imago und der Zeitschrift sind die ersten Hefte des nächsten Jahr- ganges in Druck gegangen. Die Zeitschrift ist – namentlich durch die Kongreßarbeiten – ziemlich mit Stoff versorgt; Imago weniger gut.

In diesen Tagen werden wir ein Rundschreiben an analytische Väter senden, mit der Bitte um Beiträge zu dem Sammelband von Kinderbei- trägen. Die Aktion ist nach Kräften zu unterstützen.

In Mr. Stracheyaus Cambridge, der sich jetzt in Wien aufhält, haben

wir einen sehr guten und tüchtigen Übersetzer gefunden; er soll jetzt eine Arbeit vom Professor übernehmen, wahrscheinlich: Ein Kind wird ge- schlagen.7

Mit einem spanischen Verleger in Madridhaben wir eben Kontrakt auf Übersetzung der in unserem Verlag erschienenen drei Werke des Profes- sors gemacht; der Spanier will auch von Deuticke die anderen Werke erwerben.

Die in dem Brief von Jones angedeuteten Angelegenheiten Frost und Peachbedauern wir sehr. Es sollte nicht sein, daß Fernstehende so zu- rückgewiesen werden., auch im Interesse der Propaganda nicht. Aller- dings scheint Liebermann da ein Verschulden zu treffen und wir können hier nicht umhin, uns auch über seine Lässigkeit als Sekretär zu beklagen wie wir es schon wiederholt bei Abraham getan haben. Es mag ja sein, daß er überbeschäftigt und durch persönliche Dinge abgehalten ist, aber dann muß eben ein anderer Kollege den Verkehr mit den übrigen Grup- pen und dem Verlag aufrechterhalten. So haben wir z.B. über das Schicksal der s. Z. von uns nach Berlin gewiesenen beiden Frankfurter Kliniker10 nichts mehr gehört und erhalten in Verlagsangelegenheiten von Liebermann nicht einmal Empfangsbestätigungen unserer Be- schwerden, geschweige denn eine Erledigung. Wir bitten Abraham als Präsidenten da Ordnung zu schaffen.

Mit herzlichen Grüßen

Rank