S.
Dr. Otto Rank Wien, am 25.VI 1914
I. Grünangergasse 3.
Lieber Herr Professor!
Ich wollte Sie gestern noch fragen, ob sie [vi]elleicht jetzt die Freundlichkeit haben wollten, mit [He]ller wegen der Ausgabe meiner mythologischen [Sch]riften zu sprechen; ich fand ihn gestern in sehr [gu? schlech?]ter Stimmung, was schon lange nicht der Fall war. [Mi]t Sachs habe ich darüber gesprochen; er glaubt, dass [mit] Bergmann keine Schwierigkeiten sein werden oder [da]ss sie sich leicht umgehen ließen.
Der Inhalt des Buches wäre:
Einleitung (das Kap. aus den "Grenzfragen" in erweiterter Form)
Brüdermärchen
Völkerpsychol. Parallelen zu d. inf. Sexualtheorien
Der nachträgliche Gehorsam als Sagenmotiv (Maneken Piss)
Die Nacktheit
Griselda
Matrone von Ephesus
Doppelgänger.
Eventuell noch eine oder die andere von den nächsten in Aussicht stehenden Themen: Feuer, Parsifal, Simson. -
Den Umfang schätze ich (ohne die event. neue Arbeit) auf 15-16 Bogen.
Es wäre mir sehr lieb, noch vor Beginn der Ferien zu wissen, ob die Sache geht, da davon z.T. meine Feriala[rbeit] abhängen wird.
Mit dem herzlichsten Dank für Ihre gütige Bemühung
bin ich Ihr ergebener
Rank.
P.S. Über den Doppelfeiertag bin ich auf der Rax [und] den umliegenden Bergen; Dienstag wieder [...]