• S.

    W 8/B.,Bp.L. 11/3. 21.

    Liebe Freunde,

    Bei uns herrscht schon Vor-Feiertagsstille, so daß
    verhältnismäßig wenig zu berichten ist.

    Über die amerikanischen Verhältnisse hat der Pro-
    fessor durch Frink weiteres erfahren. Brill ist ziemlich unbeliebt
    in Newyork, behandelt die anderen Analytiker ziemlich schroff von
    oben herab, erweckt aber allgemein den Eindruck als wäre er im stän-
    digen Kontakt mit uns. Oberndorf ist nicht mehr Präsident der Grup-
    pe, sondern T. H. Ames (375 Park Avenue). Dieser ist ein ehemaliger
    Jungianer, der sich jetzt bekehrt hat; Frink scheint sich ihn zum
    Mitarbeiter zu wünschen und trotz seiner Jugend etwas von ihm zu
    erwarten. Dabei ist der Professor selbst noch nicht sicher, ob Frink
    sich der ihm zugedachten Aufgabe wohl annehmen wird. Im ganzen er-
    fährt man von ihm, daß die Amerikaner kein richtiges Interesse und
    vor allem keinen Allgemein-Geist besitzen und auch kein Koalitions-
    bedürfnis mit uns zu haben scheinen, mit einem Wort: gar kein Ver-
    hältnis zur Analyse, die sie höchstens als Geschäft betrachten.
    Tannenbaum, den Frink als einen Faiseur und Dummkopf schildert, ge-
    nießt gar kein Ansehen und niemand will etwas von ihm wissen. Es
    dürfte daher auch der unter seinem Schutz stehende Stekel einen
    Mißerfolg haben. –

    Ad L.: Auf Deine Anfrage, lieber Ernest, bezüglich Brills Anfrage
    an die Newyorker Gruppe, sagt Frink – der allerdings bei der letzten
    Sitzung nicht mehr anwesend war – daß ihm von einer solchen Anfrage
    nichts bekannt sei; und Monroe Meyer, der bei der letzten Sitzung
    war, hat auch von der Anfrage in der Newyorker Gruppe wegen der
    Koeditor-ship nichts gehört. Es wäre gut, wenn Du Dich lieber Jones
    mit der Newyorker Gruppe erstens deswegen und zweitens wegen einer
    Anfrage betreffs des Präsidentschaftswechsels in Verbindung setzen
    würdest. Außerdem rät Dir der Professor, daß Du Dich in einiger Zeit
    mit Frink direkt wegen Brill und der ganzen Frage der Koeditorship
    in Verbindung setzen sollst (d.h. Du kannst Frink unter der Ad-
    resse des Professors bis zum Sommer erreichen).
    Aus unserem brieflichen Verkehr mit Ossipow geht hervor, daß die Ver-
    hältnisse in Moskau doch nicht so günstig zu sein scheinen, wie nach
    der Darstellung des Eders.

    Was den Protest der Schweizer betrifft, so war es unserer Ansicht
    nach von Jones völlig verfehlt in dieser Sache an Oberholzer zu

  • S.

    schreiben, da dieser sich doch privatim direkt an den Verlag wandte
    und nun erfährt, daß wir ihn quasi denunziert hätten. Die Schweizer
    hätten den Weg nach London schon selbst gefunden, wenn sie ihn hät-
    ten beschreiten wollen, und wir halten es für einen schweren diploma-
    tischen Fehler, sie von London aus wieder in dieser Sache zu inter-
    pellieren.

    Die Mitgliedsbeiträge von Schneider in Riga und Gontaut in Warschau
    sind uns bis jetzt von Volckmar nicht avisiert; sobald wir darüber
    verfügen können, überweisen wir sie an Sachs. Ihr Zeitschriften-Abo-
    nnement zahlen die beiden auf offizielles Ersuchen der Schweizer-
    Gruppe in Mark, da sie seit längerer Zeit ständig in Ländern mit nie-
    drigerer als deutscher Valuta wohnen.

    Das Buch: Autobiography of a child (Kegan Paul etc.) ist nach
    des Professors Urteil wertlos und zur Übersetzung für uns ungeeignet;
    der Professor wird dem Verleger eine vernichtende Kritik mitteilen.
    Mit herzlichen Grüßen und Osterwünschen
    Rank


    P.S. Wie sehr wir in der Angelegenheit Oberholzer gegen die Schweizer
    aber auch gegen Jones Recht hatten, zeigt der soeben beim Professor
    eingetroffene Brief Pfisters, in welchem er – ohne sein Urteil zurückzu-
    nehmen – einsieht, daß wir nichts anderes antworten konnten und die
    Sache für erledigt erklärt. Jones hatte also die Gefahren zu sehr über-
    schätzt.

    Sachs, der Samstag hier zu seinem Osterurlaub eingetroffen ist,
    brachte von Eitingon den positiven Vorschlag mit, dem Professor zum Ge-
    burtstag gemeinsam eine Büste zu schenken und von einem anderen Ge-
    schenk abzusehen, falls sich nicht eine ganz außergewöhnlich schöne
    Antiqua inzwischen findet. Da die Sache jetzt bald akut wird, hielte ich
    (Rank) es für das Beste, wenn jeder direkt an Eitingon schriebe; ich selbst
    werde meine zustimmende Äußerung ihm durch Sachs mündlich übermitteln
    lassen. –

  • S.

    schreiben, da dieser sich doch privatim direkt an den Verlag wandte
    und nun erfährt, daß wir ihn quasi denunziert hätten. Die Schweizer
    hätten den Weg nach London schon selbst gefunden, wenn sie ihn hät-
    ten beschreiten wollen, und wir halten es für einen schweren diploma-
    tischen Fehler, sie von London aus wieder in dieser Sache zu inter-
    pellieren.

    Die Mitgliedsbeiträge von Schneider in Riga und Gontaut in Warschau
    sind uns bis jetzt von Volckmar nicht avisiert; sobald wir darüber
    verfügen können, überweisen wir sie an Sachs. Ihr Zeitschriften-Abo-
    nnement zahlen die beiden auf offizielles Ersuchen der Schweizer-
    Gruppe in Mark, da sie seit längerer Zeit ständig in Ländern mit nie-
    drigerer als deutscher Valuta wohnen.

    Das Buch: Autobiography of a child (Kegan Paul etc.) ist nach
    des Professors Urteil wertlos und zur Übersetzung für uns ungeeignet;
    der Professor wird dem Verleger eine vernichtende Kritik mitteilen.
    Mit herzlichen Grüßen und Osterwünschen
    Rank


    P.S. Wie sehr wir in der Angelegenheit Oberholzer gegen die Schweizer
    aber auch gegen Jones Recht hatten, zeigt der soeben beim Professor
    eingetroffene Brief Pfisters, in welchem er – ohne sein Urteil zurückzu-
    nehmen – einsieht, daß wir nichts anderes antworten konnten und die
    Sache für erledigt erklärt. Jones hatte also die Gefahren zu sehr über-
    schätzt.

    Sachs, der Samstag hier zu seinem Osterurlaub eingetroffen ist,
    brachte von Eitingon den positiven Vorschlag mit, dem Professor zum Ge-
    burtstag gemeinsam eine Büste zu schenken und von einem anderen Ge-
    schenk abzusehen, falls sich nicht eine ganz außergewöhnlich schöne
    Antiqua inzwischen findet. Da die Sache jetzt bald akut wird, hielte ich
    (Rank) es für das Beste, wenn jeder direkt an Eitingon schriebe; ich selbst
    werde meine zustimmende Äußerung ihm durch Sachs mündlich übermitteln
    lassen. –