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[Briefkopf der INTERNATIONALEN ZEITSCHRIFT FÜR ÄRZTLICHE PSYCHOANALYSE]

Wien, am 19. Juli 1913.

Lieber und verehrter Herr Professor!

Ich hoffe Sie in Marienbad bereits behaglich und vom [We]tter mehr begünstigt als wir es hier sind, damit Sie sich [we]nigstens eine Zeitlang von Ihrer angestrengten literarischen [Tätig]gkeit erholen können; im übrigen bin ich unbesorgt, [daß] Ihnen der heurige Sommer aller Voraussicht nach [au]ch Gelegenheit zur Fertigstellung des technischen Artikels [bie]ten wird.
Das Juli-Heft der Zeitschrift ist bereits fertig gedruckt [und] wird in den allernächsten Tagen verschickt; inzwischen [ste]lle ich das Sept.-Heft zusammen, das nächste Woche an [den] Drucker abgeht, zugleich mit einem Inhaltsverzeichnis [...] Instruktionen an Ferenczi, der nun auch die Unan[eh]mlichkeiten und Ärgernisse der Redakteurschaft kennen [ler]nen muss. Dr. van Emden hat sich noch immer nicht ent[schlo]ssen uns die Arbeit für Sept. zu überlassen; ich habe [ihm] Zwangstermin für Montag gestellt. - Dr. Tausk habe ich [vorgeschla]gen, den theoretischen Teil seiner Kinderträume vorläufig [zu]ückzustellen und die Träume allein (nur mit einem kleinen [Ver]weis auf das theoret. Interesse, das sie bieten) zu publizieren. [Bei] dieser Gelegenheit verriet er mir, offenbar um den Ihnen [geg]enüber gemachten Fehler einigermassen zu kompensieren, ein Stück seiner narzistischen Theorie (fast hätte ich [ge]sagt, seines Narzismus). Er sagt nämlich, dass beim Narz. [die] erogenen Libidoquellen nicht wie beim Normalen [...] auch in die Objektliebe aufgearbeitetet werden (als Beisp[iel] führte er die Analerotik an, die auf dem Umweg der Scha[...] mit dem fremden Objekt verknüpft wird), sondern imm[er] nur auf ihn selbst beschränkt bleiben resp. zurückwirk[t.] Ich weiss nicht, ob das recht verständlich ist, wenn n[icht] so ist nur die knappe Ausdrucksweise daran schuld, denn [ich] glaube Tausk so ziemlich verstanden zu haben. Dann be[han]delt er noch zwei Mechanismen der Ichabgrenzung, n[ämlich] das supponieren eigener Gefühlsregungen bei einem anderen [und] die Nachahmung fremder Äusserungen am eigenen Ich, [die] beide der Identifizierung unterzuordnen sind.
Mit Emden sprach ich auch über die holländische Or[ts]gruppen-Gründung und riet ihm dazu, da er auch hier [...] zu viel Vorsicht zu üben scheint.
Das Jahrbuch V,1 muss schon erschienen sein, da [mir] Pfister ein Separatum schickte; ich habe aber den Ban[d] nicht gesehen, den man bis zum Kongress eigentlich [ge]lesen haben sollte. In der Lit. gibt es sonst nicht viel [...] Im Juli-Heft von L'Encéphale beendet Hesnard sein[e] Darstellung mit einer Kritik, die ich noch nicht lesen konnte.
Bei mir selbst ging bis jetzt alles drunter und drüber [be]ginnt sich aber besser zu gestalten. Ich habe die wichtig[sten] Einrichtungsstücke bereits bestellt, die aber nicht vor E[...] fertig werden; in der alten Wohnung beginne ich [.........] erledige ich die laufenden Angel[...]

[Rest fehlt]