• S.

    PROF. DR. FREUD 
    WIEN, IX., BERGGASSE 19.

    25. 2. 1929

    Liebe Ruth

    Was immer Sie und Ihr 
    Vater für den armen 
    Verlag zustande bringen, 
    ich will es nicht aufschieben, 
    Ihnen für das Interesse 
    herzlich zu danken, von 
    dem Ihr Brief darüber 
    zeugt.

    Ein Cable erwarte ich von 
    Ihnen ohnedies. Diese 
    Zeilen können möglicher 
    Weise gleichzeitig mit 
    dem Baby vor Ihre Augen 
    kommen. Wenn nicht, 
    so seien Sie versichert, 
    daß wir alle mit kaum 
    geringerer Spannung als 
    Sie und Mark selbst 
    auf das Ereignis warten. 
    Und wenn mein Brief 
    post festum eintreffen 
    sollte, so lesen Sie in 
    ihn den ersten herzlichen 
    Glückwunsche Ihrer 
    Wiener Freunde 
    hinein.

  • S.

    Von uns ist zu berichten, 
    daß wir wieder Gas und 
    Wasser haben, aber auch 
    noch immer die garstige 
    Kälte. Meine Frau hat die 
    Grippe gehabt, aber sehr leicht, 
    wir anderen sind ihr bisher 
    entgangen.

    Am 10t März wollen wir, Anna 
    u ich, nach Berlin. Es ist schon 
    Zeit, nicht die Prothese, aber 
    der Kiefer hat sich verändert

    Marie hat Eitingon M 10,000 
    versprochen. David’s Analyse 
    geht weiter, ist für mich 
    sehr interessant geworden. 
    Ich habe viel an ihm 
    gelernt. Abwarten, ob er 
    auch etwas davon haben 
    wird.

    Die Bilder des Froschgotts – 
    ich habe sie noch nicht – 
    sollen erste zu Ihnen 
    kommen, wenn jede 
    Möglichkeit eines Ver-
    sehens ausgeschlossen ist.

    In Liebe u Freundschaft 
    Ihr 
    Freud