• S.

    PROF. DR. FREUD 
    WIEN IX., BERGGASSE 19

    28. 8. 1935

    Liebe Ruth

    Ich beeile mich, Ihnen zu ant-
    worten, da die Zeit drängt. 
    Obwol ich Ihnen wenig 
    zu sagen weiß. Mark ist 
    erst gestern eingerückt. 
    Till war mit ihm da, 
    schön u interessant wie 
    immer. Daß er von meiner 
    Operation nichts gemerkt 
    hat, mag Ihnen beweisen, 
    wie glatt sie gieng. Die 
    ersten Tage nach einem 
    solchen Eingriff sind 
    immer die besten, so 
    auch diesmal; später tre-
    ten die Beschwerden 
    wieder auf, so auch dies-
    mal. Ideal: jede Woche 
    eine Diathermie.

    Sie haben, sehe ich mit 
    Bedauern, aber ich weiß 
    es längst, kein natür-
    liches Talent zur Ruhe.

  • S.

    Was ist das jetzt wieder für 
    Rackerei, in dem schönen 
    Ndwjk! Hoffentlich errei-
    chen Sie nicht Alles, was 
    Sie wollen. Es thäte mir 
    leid.

    Von Ernst’s Besuch haben 
    Sie gewiß gehört, er-
    freulich wie jedesmal. 
    Jetzt wohnt Dorothy 
    bei uns –als Niobe 
    Alle 4 Kinder in oder 
    unterwegs nach Amerika
    Der Som̄er ist unvergleich-
    lich schön, manchmal 
    verträgt man die 
    Hitze schlecht.

    Eine Zeile, wenn Sie in 
    Paris sind!  Ich muß ei-
    lends schließen. 
    Herzlich
    Ihr 
    Freud